Dicke Bretter bohren für die Stadtentwicklung
Marburg 29.9.2010 (yb) Volles Haus in der Waggonhalle. Doch es war weder Comedy, Kabarett und schon gar nicht Wrestling, was viele Marburger nach dorthin auf die Beine gebracht hat. Harter Stoff, und das über 150 geschlagene Minuten wurde dem Publikum von Referenten vorgetragen. Die Zuhörerinnen und Zuhörer freilich nahmen es mit Geduld und vor allem Interesse – und diskutierten die Themen des Abends dazu mit Leidenschaft. Marburg ist eben so, hat sehr viele engagierte und motivierte Bürger. Thema in der Waggonhalle war deren Zukunft nebst großer weiterer Flächen in ehemaligem Besitz und Nutzung durch die Bahn.
Experten, Projektentwickler und Politik auf dem Podium
Die Themen und Aufgabenstellungen, die an diesem Abend vorgestellt und diskutiert wurden, sind weit gefächert. Dies bildete sich für die Besucherinnen und Besucher in der Besetzung des Podiums ab. Regierungspräsidium, Deutsche Bahn, Projektentwickler, Stadtplaner, Baudezernent und Bürgermeister und Oberbürgermeister verkörperten die Fülle der Anliegen und Beteiligten. Die Veranstaltung wurde kompetent moderiert von dem Stadtplaner Andreas Jakob. Dessen Aufgabe und Leistung war es, alle zu Wort kommen zu lassen. Er meisterte dieses.
Aurelis und Stadt Marburg schließen Kooperationsvereinbarung
Seit 1997 sei er für die Stadt Marburg mit dem Thema befasst, informierte Stadtplaner Bernd Kintscher in seinem Vortrag. In diesem langen Zeitraum wird die Komplexität der Aufgaben anschaulich. Mit Unterzeichnung einer Vereinbarung zwischen Aurelis, der jetzigen Eigentümerin der vormaligen Bahnhflächen von etwa 97.000 Quadratmetern, und der Stadt Marburg schaltet die Ampel nunmehr und endlich auf grün.
Zugleich werden die öffentlichen, sprich kommunalen Interessen abgebildet und umgesetzt. Es waren viele Zielstellungen unter einen Hut bringen. Dieser Hut hat, um im Bilde zu bleiben eine Krempe, die einem Mexikaner gut zu Gesicht stehen würde.
Definiert, organisiert und rechtlich kodifiziert werden folgende Bereiche und Widmungen
- Untersuchung der Schadstoffbelastungen im Boden und Altlastensanierung
- Schaffung einer Nord-Süd-Wegeverbindung für Fußgänger und Radfahrer durch die Liegenschaften
- Ausweisung unterschiedlicher Nutzungen für Bereiche mit Gewerbe, Wohnbebauung, Grünflächen, Kulturnutzung
- Arrondierung, Widmung und Parzellierung entsprechender Teilflächen
- Entwicklung eines Gesamtmodells zur Abwicklung mit Verkäufen in städtebaulicher Fassung
- Vorbereitung eines Bebauungsplanverfahrens zur Konstituierung von Baurecht
Vier Referate und viele Sacheinbringen
Es war kein leichtes Anliegen die verschiedenen Anliegen und Zielstellungen komprimiert rüberzubringen. Vorträge der Fachplaner und damit Befassten leisteten ein Grundgerüst. Ergänzung kam von der Politik. OB Vaupel und Bürgermeister Kahle leisteten die Verortung und Darstellung der kommunalen Sichtweise. Mehrere Beschlüsse der Stadt-verordnetenversammlung und Magistratsvorgaben galt es umzusetzen.
Längst auch haben sich die Kulturaktiven aus dem Waggonhallenbereich eingebracht. Von dort liegen Vorschläge für die Nutzung vor. Lange schon haben Workshops stattgefunden und sind Anforderungen aufgelistet.
Raum für Fragen und Vox Populi
Dabei sollten und wollten die Versammelten nicht zu kurz kommen. Wortmeldungen, Fragen und Statements der Zuhörer wurden zahlreich und nachhaltig eingebracht. So war es deutlich über die Zeit hinaus, als der Moderator dieses Bürgerforum im Theater Waggonhalle beschließen konnte. Von dem für alle angebotenen warmen Zwiebelkuchen blieben keine Reste, beim Federweißen war manche(r) zurückhaltend.
Der lebhafte Austausch wurde in lockeren Gesprächen vertieft. Am Ende haben Viele das Wagonhallen-Gelände in Gewißheit verlassen, dass für dessen Zukunft nicht nur lange verhandelt und geplant worden ist. Alle Beteiligten wollen dort ein Stück Zukunft für Marburg bauen – die Grundlagen dafür erscheinen belastbar verheißungsvoll vor Augen.