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Bürgerforum zur Entwicklung der Innenstadt

Marburg 17.11.2010 (yb) 18.10 Uhr–Live-Bericht aus dem Stadtverordnetensitzungssaal. Eine weiteres Stadtforum in diesem Jahr. Der Themen waren und bleiben viele. Diesmal geht es um ein höchst bürgerliches Thema. Den Einzelhandel. Dazu liegt bereits eine Studie vor. Absichten und Pläne existieren zudem. Bei einem Investor. Der würde das Allianzhaus in der Gutenbergstraße deutlich erweitern – um Einzelhandelsflächen. Die Rede ist von 8.000 Quadratmetern zusätzlich.

Es geht los. Der Stadtverordnetensitzungssaal ist gut besetzt. Etwa 120 Teilnehmer werden es sein. Oberbürgermeister Vaupel begrüsst und bekräftigt, mit diesem Stadtforum die Bürgerschaft frühzeitig informieren und einbeziehen zu wollen.

Die Einzelhandelsstudie sagt aus, dass 76 Milionen Euro Kaufkraft jährlich aus Marburg nach außen abfließen. Auf der anderen Seite sei das Allianzhaus sanierungsbedürftig. Nicht weit davon entfernt steht das Savignyhaus, ebenfalls in schlechtem baulichen Zustand.

  • Keine Ausweisung von innenstadtrelevanten Einkaufsflächen an den Stadträndern
  • Keine Mall in der Innenstadt. Die Marburger Mall ist die Oberstadt

Das sind Kernaussagen des OB. Er postuliert und beschreibt ein Einkaufsband in der Oberstadt aus dem Anschluß von der Gutenbergstraße, Standort des einzigen Vollkaufhauses in Marburg, über den Steinweg bis hin in die Nordstadt.

Es folgt ein Vortrag von Stadtbaudirektor Rausch zur Entwicklung des Rudolphsplatzes. Dazu hat am vergangenen Samstag ein Bürgerworkshop zur Ideenfindung für perspektivisch anstehende Umgestaltung statgefunden.

Rausch beschreibt den Rudolphsplatz als zentralen innerstädtischen Platz mit wichtigen Verteileraufgaben. Der Referent beschreibt die Situation als autoverkehrslastig mit Angsträumen. Dessen heutig Gestaltung datiert 1969/70. Es folgen viele Stichworte

  • fehlende behindertengerechte Gestaltung
  • Verweigerung der Platznutzung seitens der Menschen
  • Sanierung der Weidenhäuser Brücke
  • fehlender Bezug zur Lahn
  • defizitäre Verknüpfung zu bedeutenden Bauwerken in Umgebung

Rausch verweist auf die zentrale Bedeutung diese Bereiches in der Stadtentwicklung:

  • Furt durch die Lahn, dann
  • Weidenhäuser Brücke seit dem 13. Jahrhundert
  • Fronhof, später Bankgebäude
  • Herren-Mühle
  • Kloster, heute die Alte Universität

Der Rudolphsplatz war eine Keimzelle der Stadtentwicklung. Fotografien und Grafiken veranschaulichen den Vortrag.

Der Rudolphsplatz ist insofern Randzone zum Sanierungsgebiet Fronhof, woran das Allianzhaus angrenzt. Zugleich kommt dem Platz eine innerstädtische Scharnierfunktion zu.

  • Öffnung zur Lahn
  • Steigerung der Aufenhaltsqualität
  • Neugestaltung der Verkehrsabwicklungen
  • bis hin zur Barrierefreiheit für Fußgänger und Radfahrer

sind Stichworte zur zukünftigen Gestaltung und Auslegung des Rudolphsplatzes.

Es folgt die Vorstellung der Ideen, Vorstellungen, Pläne von Joachim Tenkhoff als gewolltem möglichem Investor für das Allianzhaus-Projekt.

Der Inhaber von Tenkhoff Properties stellt sich vor und gibt einen Überblick realisierter Projekte. Seit 8 Jahren ist Tenkfhoff selbständig mit eigener Firma tätig, beschäftigt 30 Mitarbeiter.

Vor dem Hintergrund – auch mit seiner Mitwirkung – in der Vergangenheit gebauter Großprojekte, äußert sich der Immobilienentwickler kritisch zu Großprojekten, die in der Vergangenheit in vielen Städten realisiert wurden, mit der Folge der Verdrängung gewachsenen Einzelhandelsbesatzes. Eine solche Lösung sei für Marburg denkunmöglich, „wäre tödlich für Marburg“, wie er formuliert.

Ein einzelnes Großprojekt mit 100 oder mehr Läden würde Marburg, wo es insgesamt 120 Läden gibt, schlechterdings abwürgen, sagt der an Marburg interessierte Investor. Mit Auswertungen von den Wirkungen von Großprojekten in anderen Städten bis hin zum Forum Wetzlar, verdeutlicht Tenkhoff die Problematik von Verdrängungswettbewerb in Gestalt von „Mega-Projekten. Das ist nicht das, was wir wollen.“

In Marburg gehe es um ein Projekt von etwa 50 Läden, eine Größenordnung, von der keine Bedrohung für den Einzelhandel in Marburg ausgehen würde.

Als positives Besispiel von Tenkhoff Properties benennt der die Haerder-Passage in Lübeck. Zielstellung ist die harmonische Umsetzung eine Projektes mit positiven Folgewirkungen für die Innenstadthändler von Marburg.

Angesprochen von Prof. Gornig wegen der baulichen Mißstände im Savignyhaus ist eine Idee einer kombinierten Lösung entwicklet worden. Dort würde dreigeschossiger Einzelhandel gebaut werden, darüber könnten universitäre Nutzungen von den Marburger Juristen eingehaust werden.

Dazu müssen eine Reihe verschiedener Interessen, Eigentumsverhältnisse unter Einschluss des Landes Hessen bis hin zum Schulstandort der Otto-Ubbelohde-Schul erörtert und abgewogen werden.

Tenkhoff lädt die Versammelten zu einem Meinungsbildungsprozess in den nächsten Monaten ein, angesichts vieler Gerüchte sei diesbezüglicher Handlungsbedarf gegeben.

Oberbürgermeister Vaupel artikuliert anschließend, er habe sich auf 12.000 qm Verkaufsfläche bereits festgelegt. Tenkhoff hatte berichtet, dass es 12.000 bis 14.000 qm Verkaufsflächen geben solle.

Als erster Publikumsbeitrag stellt der Kaufmann Peter Ahrens einige Fragen und bringt gewisse Enttäuschung über fehlende Detailinformationen zum Ausdruck.
Ahrens bezweifelt Tenkhoffs skeptische Äußerungen zur Zukunft von Warenhäusern in Deutschland. Kaufhausbetreiber Ahrens verweist auf die Diskrepanz zwischen der Festlegung des Oberbürgermeisters und Magistrats auf 12.000 Quadratmeter Fläche und den 14.000 Quadratmetern in den Ausführungen von Tenkhoff.
Er kritisiert bereits angelaufene Mieterakquisition von Tenkhoff Properties bis dahin, dass bereits in Marburg vertretene Filialisten als Mieter angesprochen würden.
Zudem bezweifelt Ahrens, dass die von Tenkhoff benannte Zahl von Parkhausplätzen in der Höhe von 300, was dem derzeitigen Bestand entspricht, ausreichend sein wird. Dazu kommt Beifall aus dem Publikum.

Oberbürgermeister Vaupel verweist auf den frühen Stand des Bebauungs-Planverfahrens, wo für viele Fragen Raum zur Abstimmung und Abklärung bleiben wird.

In seiner Antwort verweist Tenhoff auf das Raum greifende Kaufhaussterben in Deutschland. Er plädiert für eine autoarme Innenstadt, die zudem mit dem Einkaufserlebnis positiv verknüpft sei. Somit seien 300 Parkplätze eine durchaus ausreichende Plangröße.

Ein Mitarbeiter der Firma CIMA, von der bereits die Einzelhandelsstudie für die Stadt Marburg erstellt wurde, nimmt zu Aussagen aus diesem Einzelhandelskonzept Stellung und erläutert wichtige Ergebnisse und Aussagen daraus. Die CIMA ist weiterhin im Auftrag der Stadt Marburg für die Stadt beratend tätig.

Südstadt und Oberstadt werden als attraktive Einzelhandelsstandorte innerhalb von Marburg beschrieben, wozu die Standortpositionierung eines neuen, größeren Einkaufszentrums Allianzhaus passen würde.

19.50 Uhr –Ende des Live-Berichtes. –> Donnerstag folgt Nachbericht mit Einschätzungen.

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