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Innenstadtbelebung statt Verdrängungswettbewerb

Joachim Tenkhoff präsentiert Pläne, Zahlen und Branchenmix mit Erläuterungen, womit Grundlagen für projektbezogene Beschäftigung mit einem Gutenberg-Center in Marburg vorliegen. (Foto H. Bambey)

Marburg 11.2.2011 (yb)  Zahlreiche Fragen und Wortbeiträge beim Stadtforum zum Einzelhandel am Mittwochabend haben das Interesse und den Bedarf für Gespräche der Akteure belegt. Das konnte ebensowenig überraschen, wie die große Zahl der im Stadtverordnetensitzungssaal anwesenden Einzelhändler. So wurde dieses Stadtforum zu einer lebendigen Veranstaltung, bei der weitgehend die Akteure selbst das Wort hatten. Der Oberbürgermeister beschränkte sich auf Begrüßung und zurückhaltende Moderation. Die Veranstaltung abschließend gab es dann noch eine Stellungnahme der CIMA als für die Stadt Marburg diesbezüglich tätige Beratungsgesellschaft. Insgesamt hat dieses Einzelhandelsforum die Diskussion ein gutes Stück weitergebracht und sichtbar werden lassen, dass weitere Durcharbeitung und konkrete Planung, wie Abstimmungen und Festlegungen erst noch zu leisten sind. In der Veranstaltung ist Projektentwickler Joachim Tenkhoff keine Auskünfte, Aussagen und  Antworten schuldig geblieben. Ob die Aussagen des möglichen Investors alle und jedem gefallen, ist abhängig von deren Sichtweise und Interesse.

Tenkhoff Properties setzt in Marburg auf eine Doppellösung

Im einführenden Vortrag mit zahlreichen Grafiken, Zahlübersichten und Plandarstellungen wurde veranschaulicht, warum Marburg als Standort aus Investorsicht gute Voraussetzungen bietet. Ausgang der Pläne von Tenkhoff Properties ist eine Doppellösung von Einkaufszentrum zugleich als Neubau für die zukünftige Juristische Fakultät der Philipps-Universität. Dazu gibt es noch keine Unterschriftsreife, während des Tages hatte es Gespräche in Wiesbaden mit dem Land Hessen gegeben. Insofern könnte und sollen die weitgehenden Pläne zugleich für einen wichtigen Fachbereich der Marburger Uni ein Tor in die Zukunft öffnen. Als Mieter würde, wie Tenkhoff ausführte, die Juristenausbildung in Marburg nicht alleine zeitgemässe und zukunftsfeste Raumausstattung erhalten. Dieses Modell könnte für Land und Universität zudem zu einer kostengünstigen Lösung werden. Das sanierungsbedürftige Savignyhaus steht in der Planung der Uni weit hinten, es könnte mit einem Gutenberg-Center demnach ein Anliegen der Hochschule zeitnah gelöst werden.

Einkaufszentrum mit Schwerpunkt Oberbekleidung  in der Branchenstruktur

Übersicht mit Flächenwidmung und Anbietern nach Sparte

Dieser doppelte Ansatz beinhaltet dann rund 26.000 Quadratmeter Nutzflächen verteilt auf fünf oberirdische Etagen und erfordert eine Gesamtinvestition im sehr hohen zweistelligen Millionenbereich. Tenkhoff betreibt diese Entwicklung und Planung, die anderen Akteure gehen den Weg mit. Der für die Versammelten besonders interessierende Teil der Planung wurde in Grundrißdarstellungen gezeigt. In drei unteren Etagen, durch Rolltreppen miteinander verbunden, soll Einzelhandel, flankiert durch Gastronomie und Dienstleistungen, einziehen. Branchenstruktur und Branchenmix lauten hier die Zauberworte. Ein klarer Schwerpunkt soll im Bereich Oberbkleidung liegen. So ist nach Aussage Tenkhoffs Hennes und Mauritz daran interessiert sich in Marburg großflächig zu präsentieren.

Drei Nutzetagen für Einzelhandel mit Schwerpunkt Oberbekleidung in der Farbe violett, dazu Sportartikel und weiterhin Lebensmittel, präsentieren sich in den vorgestellten Grundrißplänen. (Foto Hartwig Bambey)

Fragen und Diskussion: Branchenmix, Vermietung und die Parkplätze

Mit viel Interesse wurden die weitgehenden Informationen zur Branchenstruktur von den versammelten Einzelhändlern zur Kenntnis genommen. Dabei ist die Frage nach Konkurrenz und Wettbewerb thematisiert wurden. Tenkhoff verdeutlichte seine Position, dass es darum gehe neue Anbieter und damit Wettbewerber nach Marburg zu holen, was sich als Konkurrenz zu bestehenden Einzelhändlern natürlich auch bemerkbar machen werde. Dabei will er offensichtlich nicht auf Verdrängung setzen, wie das Wort Verdrängungswettbewerb an dem Abend überhaupt nicht gefallen ist. „Wir können ohne die Oberstadt nicht“ sagte Tenkhoff, hielt andererseits nicht damit hinter dem Berg, dass er gerne mit ansässigen Anbietern in Verhandlungen tritt, die sich verändern oder vergrößern wollen. Es wurde in Frage gestellt, ob die Ansiedlung einer weiteren Apotheke notwendig und verträglich sei. Zustimmung kam von Tenkhoff dazu, von der Einbeziehung einer großflächigen Buchhandlung abzusehen. Indem im Kaufhaus Ahrens mit 500 Quadratmetern Verkaufsfläche Thalia als Buchhändler  kommen wird, muss dies als geradezu unabdingbares Zugeständnis und notwendiger Verzicht betrachtet werden.

Aus den Reihen des aufmerksamen Publikums wurden viele Fragen und Problemstellungen während des Abends eingebracht. Dabei war eine grundsätzliche Infragestellung des Projekts kaum zu vernehmen.

Viele Frager haben das Parkplatzangebot angesprochen. Diesbezüglich soll nicht dazu gebaut werden. Dies wird damit begründet, dass zusätzlich PKW-Verkehre im Bereich Universitätsstraße, Gutenbergstraße und Schulstraße, die das Areal umschließen, nicht verkraftbar seien.

CIMA-Begutachtung mit Zustimmung und Änderungsvorschlägen

Der Begriff Kopplungseffekte, zugleich als gewollter Effekt, tauchte in der Stellungnahme von Michael Seidel als Sprecher der CIMA Beratungsgesellschaft mehrfach auf. Viele Aspekte der vorgestellten Tenhoff-Planung wurden positiv bewertet. Vor allem hinsichtlich der Größenzuschnitte von Einzelhandels-flächen wurde der Hinweis gegeben, auf kleinteilige Flächenzschnitte zu verzichten. Daraus könnte eine Konkurrenzsituation zur Oberstadt erwachsen, die zu vemeiden sei.

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