Kunst kommt vor Baustelle Ernst-von-Hülsen-Haus
Marburg 2.2.2011 (yb) Im Sommer diesens Jahres werden umfangreiche Sanierungsarbeiten in dem vierflügeligen Ernst-von-Hülsen-Haus der Marburger Universität beginnen. Im Lauf von zwei Jahren sollen die Dachhaut erneuert werden, neue Fenster und eine Wärmemdämmung in Verbindung mit einer Fassadenerneuerung eingebracht und mit einer Abwasser-Hebeanlage die Entwässerung erneuert werden. Investitionen von 4,9 Millionen Euro sind dafür veranschlagt.
Doch bevor Handwerker und Bauleute das Regiment übernehmen, kommen Kuratoren zum Zug und präsentieren eine umfangreiche Kunstausstellung. Dabei werden die Bestände des Museums in verändertes Augenmerk gerückt. Zudem sind die anstehenden Baumaßnahmen Gegenstand fotografischer Exposition.
Die Sanierung des Ernst-von-Hülsen-Hauses gibt für wissenschaftlichen Nachwuchs des Marburger Kunsthistorischen Instituts den Anlass, die Ausstellung „Aufbruch │ Umbruch“ zu präsentieren. Diese Austellung hat neue Wege durch die Bestände des Museums für Kunst und Kulturgeschichte konzipiert. Die im Museum verteilten Kunstwerke können unter Aspekten wie
- „Anfänge und Wandel des Hülsenhauses“
- „Architektur │ Raum“
- „Das Abbild des Menschen“
- „Gefühl │ Verstand“, „Der Mensch am Meer“
- „Stillstand │ Bewegung“
- „Geschichte am Scheideweg“
- „Leben │ Tod“
- „Göttliche Vernunft und rauschhaftes Chaos“
- „Der Weg ist das Ziel“
quer durch alle Gattungen, Stile und Entstehungsperioden unter architekturbezogenen, thematischen und subjektiven Gesichtspunkten neu erkundet werden. Damit kann, wer will, als Besucher die Kunstschätze des Museums unter anderen Aspekten erleben. „Der Bruch, der durch die sanierungsbedingte Schließung des Museums entsteht, wird damit als entschlossener und freudiger Aufbruch interpretiert, der bereits im Ausstellungsplakat mit Franz von Stucks Helios spürbar wird“, erklärt Museumsdirektorin Agnes Tieze bei der Vorstellung des Konzeptes.
Aufbruch │ Umbruch thematisiert Sanierung des Ernst-von-Hülsen-Hauses
In den Sonderausstellungsräumen im zweiten Obergeschoss wird bis 3. April 2011 eine eigene Ausstellungssektion zu Aufbruch | Umbruch durch die Fotografie-Klasse von Prof. Martin Liebscher, Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach am Main, gezeigt. Unter dem Titel Das Museum als Selbst offenbaren die Arbeiten von acht Studierenden überraschende Einblicke in das Museum, in seine Bestände und in teilweise nicht zugängliche Magazinräume.
Bindeglied der beiden Ausstellungssektionen ist das Werk Aufforderung zum Tanz aus 1987 von Clemens Mitscher, HfG Offenbach. Eine überarbeitete Fotografie, die das Hülsenhaus mit zugemauerter Museumsfassade während des Zweiten Weltkrieges oder in den frühen Nachkriegsjahren zeigt. Aufforderung zum Tanz habe noch eine weitere Bedeutungsebene, erläutert Tieze. Den Appell, die Mauern gleichsam einzureißen und mit der Bildwelt dahinter in Kontakt zu treten, der Appell an junge Künstler, das Museum mit ihren Werken zu erobern. 84 Jahre nach seiner Gründung werde dieser Appell für das Marburger Museum jetzt erfüllt. Die Kunststudenten das Museum als Ort untersuchen zu lassen, der selbst schon zum Exponat geworden ist, habe sich als ein erfolgreiches Experiment gezeigt, betont die Museumsdirektorin während eines Rundganges.
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Zur Sanierung des Ernst-von-Hülsen-Hauses in der Biegenstraße
Das 1927 errichtete Ernst-von-Hülsen-Haus, das nach dem ehemaligen Marburger Universitätskurator benannt ist, war ein Geschenk des Marburger Universitätsbunds zum 400. Gründungsjubiläum der Philipps-Universität. Nun sind insbesondere die Dachhaut und die Fassade sanierungsbedürftig. Die Vorplanung der Sanierungsarbeiten ist bereits abgeschlossen, so dass nach Beendigung des Genehmigungs- und Ausschreibungsprozesses für die auszuführenden Gewerke voraussichtlich im Sommer 2011 mit der Räumung des Depots und der dauerhaften Auslagerung der Kulturgeschichtlichen Exponate begonnen werden kann.
Im Frühjahr 2012 wird die Dachhaut in mehreren Bauabschnitten erneuert und die Wärmedämmung verbessert. Im Zuge der Fassadenarbeiten werden auch die Fenster und der Sandsteinsockel saniert. Parallel dazu wird eine Abwasser-Hebeanlage im Untergeschoß eingebaut und die Entwässerung erneuert. Das Kunstmuseum bekommt ein neues Depot und wird im Inneren saniert. Dies wird in einem Bauabschnitt vorgenommen, um das Museum baldmöglichst wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Die Sanierung des Gebäudes, das auch noch die Institute der Kunstgeschichte, der Musikwissenschaft mit eigenem Konzertsaal, der Vor- und Frühgeschichte, der Klassischen sowie der Christlichen Archäologie und das Bildarchiv Foto Marburg beherbergt, erfolgt bei laufendem Betrieb und ist mit einer Dauer von circa zwei Jahren veranschlagt.
Die Eröffnung der Ausstellung findet Donnerstag, 3. Februar 2011 um 18 Uhr statt. Es begrüßen Museumsdirektorin Agnes Tieze, Katharina Knacker als Sprecherin des Ausstellungsteams sowie Prof. Dr. Martin Liebscher von der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main als Kurator der Ausstellungssektion Fotografie. Studierende und Promovierende begleiten die Gäste auf den neuen Wegen durch die Museumsbestände.
Spätere Führungstermine sind am 8. Februar, 8. März, 29. März, 19. April, 17. Mai. jeweils um 13.00 Uhr. Am 18. Uni im Rahmen der Nacht der Kunst wird es auch Führungen geben.
Aufbruch | Umbruch – Auf neuen Wegen durch die Museumsbestände
Ausstellung vom 4. Februar bis 26. Juni 2011. Idee und Realisierung durch Doktorandinnen der Philipps-Universität Marburg: Eva Basse, Julia Bender-Helfenstein, Christine Bozler, Hsiu-Wen Chien, Anastasia Dittmann, Sigrun Galter, Katharina Knacker, Anna Paranou, Marie Scheckenbach, Yvonne Wagner.
Aufbruch | Umbruch – Künstlerische Positionen zur aktuellen Situation des Museums durch die Fotografie-Klasse von Prof. Martin Liebscher, HfG Offenbach
Sonderausstellung vom 4. Febraur bis 3. April 2011
Kuratiert von Prof. Martin Liebscher und Clemens Mitscher, HfG Offenbach. Beteiligte Künstler: Karolin Back, Florian Albrecht-Schoeck, Oliver Dignal, Max Eulitz, Ornella Fieres, Malte Sänger, Stefan Stark, Thomas Weyand.