Erholsame Festtage und ein zuversichtliches, gesundes und erfolgreiches 2025
Kultur

Hessische Geschichten

Kassel

Hessen Kassel Heritage

Kunst

Home » Philipps-Universität, Wirtschaft

Deutschland-Stipendium – Aufgeblasene Worte um schmale Förderung für viel zu Wenige

Marburg 26.4.2011/10.11.2012 (pm/red) Aus erneuter Veranlassung*** wird hier ausnahmsweise ein Bericht noch einmal zum Lesen gegeben: „Deutschlands drittgrößte Volksbank vergibt zehn Deutschlandstipendien an die Studierenden der Philipps-Universität Marburg.“ Mit diesem denkwürdigen Satz beginnt eine Presseinformation der Marburger Uni. Das dann als „Kooperation“ Titulierte finde im Rahmen der gleichnamigen Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung statt, heißt es weiter in der schmalen Pressemitteilung. StipendiatInnen sollen eine monatliche Unterstützung in Höhe von 300 Euro erhalten. Die Stipendien würden im Verlauf des Sommersemesters 2011 durch die Universität ausgeschrieben und sollen zum Wintersemester 2011/12 vergeben werden.

*** der Direktlink zu der Veranlassung, beschrieben und formatsparend bebildert im Portal der Philipps-Universität, findet sich am Schluß dieses Beitrages.

Deutschlandstipendium für besonders herausragenden Studierende ?

Das Deutschland-Stipendium bezwecke, „besonders herausragenden Studierenden eine Förderung ihrer akademischen Entwicklung zukommen zu lassen.“ Nicht alle Tage offenbart sich Werbe- und PR-Sprache so ungeschminkt. Offenbar reichen gute oder sehr gute Leistungen beit weitem nicht. Das Deutschland-Stipendium von sagenhaften 300 Euro im Monat soll alleine „besonders herausragenden Studierenden“ zuteil werden. In der „Ausbaustufe des Programms sollen 8 Prozent aller Studierenden partizipieren“ ist dann zu lesen, womit die Uni Marburg sich offenbar zum Lautsprecher von Bundesministerin Schavan machen will. Es wird jedoch unterlassen mittzuteilen, dass dies in acht bis zehn Jahren erreicht werden soll. Gesichert ist alles bei weitem nicht. So sind insbesondere die Reaktionen gewollter Förderer aus der Wirtschaft bundesweit bisher sehr zurückhaltend. Jedes Stipendium werde der Bund zur Hälfte finanzieren, wenn private Geldgeber sich bereit erklären, die andere Hälfte zu finanzieren. So wird in Marburg als Information kommuniziert, was als Kondition formuliert und gemeint ist.

Eine Lehrstunde in Public Relations, aber ganz schlechte

Foto und werbende Worte von Bundesministerin Schavan im Inernet für das von ihr gewollte Deutschlandstipendium.

Es geht munter weiter mit PR für „Deutschlands drittgrößte Volksbank“. Diese mache mit ihrer Spende den Anfang, heißt es dann in Ausführungen eines Sprechers. „Ziel ist es, den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Marburg für Talente aus aller Welt noch attraktiver zu machen. Mit unserer Spende wollen wir unseren Teil hierzu beitragen“, erläutert Peter Hanker, Vorstandssprecher der Volksbank Mittelhessen.

Wen hat denn dieser Banker als PR-Berater, erlaubt sich die Redaktion als Frage aufzuwerfen? Um „Marburg für Talente aus aller Welt noch attraktiver zu machen“ wird es etwas mehr bedürfen, als dürftigen 10 Empfängern lausige 150 Euro monatlich zu transferieren. Dieser Beitrag ist im teuren Marburg nicht mal die halbe Miete, Herr Vorstandssprecher (der drittgrößten Volksbank in Deutschland).  Entweder dieser Banker kapiert nicht, was er sagt. Oder er meint es so. Das wäre dann Frechheit und Dreistigkeit.

Musste die Universitätspräsidentin dafür ihren Namen hergeben?

Die Pressemitteilung aus der Hochschulverwaltung schließt mit Sätzen von Universitätspräsidentin Katharina Krause: „Die Volksbank Mittelhessen übernimmt hier in besonders eindrücklicher Weise Verantwortung für die heimische Region. Die akademische Erstausbildung junger Menschen zu fördern, ist eine Investition in unser aller Zukunft. Sie fördert nicht nur Wissen und die Fähigkeit zum selbständigen Denken, sondern auch die Übernahme von Verantwortung in der Gesellschaft. Wir hoffen, dass nun noch weitere private Spender dem Beispiel der Volksbank Mittelhessen folgen.“

Kann die Marburger Unipräsidentin das wirklich ernst meinen, ist hier von der Redaktion als Frage aufzuwerfen? Sieht so Verantwortung „in besonders eindrücklicher Weise“ aus, oder versucht sich Krause bloß als Fundraiserin auf schwierigem Terrain? In überörtlicher Presse findet sich in einschlägiger Berichterstattung beinahe unisono ein Tenor der Infragestellung des Fördermodells, das auch noch Deutschland-Stipendium genannt wird. Armes Deutschland und zugleich neoliberale Demaskierung.

Womöglich oder sogar wahrscheinlich ist Köpfen in der Wirtschaft bewußt, dass mit dem Deutschland-Stipendium ein schwindsüchtiges Unternehmen gestartet wurde.Dann ist es klüger nicht dabei zu sein. Denn so etwas kann dann nur negative PR-Wirkung bringen. In Mittelhessen samt Marburg muss sich das offenbar noch herumsprechen. In einem weiteren Bericht finden sich Positionen des AStA dazu wiedergegeben.

—> zum aktuellen Bericht der Marburger Universität vom 8.11.2012

Contact Us