Zum 1. Mai lautet die Devise: Das ist das Mindeste
Marburg 28.4.2010 (yb) Vertreter des DGB Mittelhessen hatten zum Pressegespräch in das Gewerkschaftshaus in der Bahnhofstraße eingeladen, um über die anstehenden Veranstaltungen zum 1. Mai in der Universitätsstadt zu informieren. So gibt es eine Vormaiveranstaltung für Senioren am 30. April und an dem diesmal sonntäglichen 1. Mai eine Demonstration mit Kundgebung und die anschließende Maifeier auf dem Elisabeth-Blochmann-Platz.
Stimmung und Vorfreude auf eine gewerkschaftliche Maifeier wollte nicht recht aufkommen bei dem Pressegespräch, zu dem der mittelhessische DGB-Vorsitzende Ernst Richter den Weg von Gießen nach Marburg genommen hatte. Richter verwies zuallerst auf die mit dem 1. Mai 2011 beginnende Arbeitnehmerfreizügigkeit für Menschen aus acht neuen EU-Ländern in Osteuropa. „Der DGB begrüßt die vollen Rechte auf Arbeit dieser Menschen bei uns, fordert jedoch zugleich faire und angemessene Löhne, sei es für eine Krankenpflegerin aus Litauen oder einen Bauarbeiter aus Rumänien“ sagte der mittelhessische Vorsitzende. Zu befürchten sei allerdings eine neuer Schub für Lohndumping. Damit würden die seit langem von Gewerkschaftsseite erhobenen Forderungen nach einem tariflichen Mindestlohn von 8,50 Euro leider neue Aktualität erfahren, wolle man nicht einer weiteren „Welle der Prekarisierung Tür und Tor öffnen“ sagte Richter.
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Leiharbeit in Marburg-Biedenkopf wachsendes Problem vieler Kollegen
DGB-Organisatiossekretär Ulf Immelt beleuchtete mit der zunehmende Zahl der Beschäftigung von Leiharbeitern eine andere Facette arbeitnehmerfeindlicher Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen im Raum Marburg-Biedenkopf. So gab es nach seinen Worten im Teilbezirk Biedenkopf im März 2009 insgesamt 1.046 Leiharbeitsverhältnisse. Ein Jahr später waren es bereits 2.113, mithin sei eine Zunahme um mehr als das Doppelte zu konstatieren – bei gleichzeitig durchschnittlich 40 Prozent schlechterer Bezahlung.
Derselbe Trend lässt sich nach den Worten von Immelt im Teilbezirk Marburg ausmachen. Hier wurden im März 2009 insgesamt 617 Leiharbeitsverhältnisse registriert. 12 Monate später sind es mit 1.485 weit mehr als doppelt so viele gewesen. „Damit kann von Partystimmung bei den abhängig Beschäftigten trotz Aufschwung mit Wirtschaftswachstum keine Rede sein“ sagt Immelt mit Bezug auf die Zahlen, von der Agentur für Arbeit veröffentlicht. Leiharbeit verdränge zunehmend Normalarbeitsverhältnisse. Hinzu komme, dass nahezu jeder 10. Beschäftigte nur einen befristeten Arbeitsvertrag habe.
Pit Metz erläuterte die neben diesen Entwicklungen gleichzeitig festzustellende Zunahme von Beschäftigung sozialabgabenreier Minijobber. Inzwischen gebe es in Deutschland rund 7 Millionen solcher auf 400 Euro Monatsverdienst begrenzter Arbeitsverhältnisse. Zu denen müsse die Gesellschaft über den Staat jährlich 60 Milliarden Euro ergänzender Transferleistungen aufbringen, etwa um zahlreichen sogenannten Aufstockern, von denen viele auch in Vollzeitarbeitsverhältnissen tätig seien, ergänzende Sozailleistung zuteil werden zu lassen „weil die schlechten Löhne einfach nicht zum Leben ausreichen“ sagte Metz.
„Bei all diesen bedrückenden Umständen und gerade deswegen wollen wir als Gewerkschaften mobil machen zum 1. Mai und benennen dies mit unserem diesjährigen Motto Das ist das Mindeste – faire Löhne, gute Arbeit, soziale Sicherheit“ sagte Ulf Immelt und erläuterte die Angebote der verschiedenen Veranstaltungen rund um den ersten Mai in Marburg.
das Marburger. wird die einzelnen Veranstaltungen samt ihren Angeboten am Freitag vorstellen. Eine Übersicht vermittelt bereits das nachstehende Plakat.
—> Veranstaltungen zum 1. Mai in Marburg