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Es liegt nicht im Interesse der Universität Rendite durch Mietzahlung zu finanzieren

Marburg 18.5.2011 (yb) Zu inzwischen mehrfach veröffentlichten Überlegungen des Präsidenten der von Behring-Röntgen-Stiftung, Prof. Joachim-Felix Leonhard, relevante Beträge aus dem Stiftungsvermögen in Höhe von 100 Millionen Euro für Investitionen im Hochschulbaureich vorfinanzierend einzubringen und damit diesbezüglich verzinslich anzulegen, hat die Präsidentin der Philipps-Universitität Marburg, Prof. Katharina Krause, von der Redaktion dazu vorgelegte Fragen schriftlich beantwortet.

Halten Sie als Universitätspräsidentin die Einbeziehung der Behring-Röntgen-Stiftung in die Finanzierung von Hochschul-Bauprojekten für wünschenswert?
Präsidentin Krause: Voraussetzung ist, dass die Universität zu denselben Konditionen Investitionsmittel erhält wie von der Landesseite. Die Universität ist gehalten, auf die Wirtschaftlichkeit ihrer Ausgaben aus Steuermitteln zu achten. Es liegt nicht im Interesse der Universität, die für einen Investor erforderliche Refinanzierung inklusive Rendite – die bei einer Landesfinanzierung nicht anfällt – durch eine Mietzahlung zu finanzieren. Das gilt auch für die von Behring-Röntgen-Stiftung. Wenn das Kapital der Stiftung durch ein derartiges Finanzierungsmodell erhöht wird, kann zwar mehr Geld für die Forschungsförderung in der Medizin in Marburg und Gießen ausgegeben werden; dieses Geld zur Erhöhung des Kapitals der Stiftung würde aber  den anderen Fachbereichen und auch der medizinischen Lehre entzogen. Die Finanzierung eines Bauprojekts in der Universität Marburg über die Stiftung ist daher kein Modell für die Universität Marburg. Die Finanzierung eines Projekts für Dritte wird im Kuratorium der Stiftung entschieden.

Gibt es aktuell Finanzierungsnöte für zeitnah anstehende Hochschulbauprojekte in Marburg?
Präsidentin Krause: Die Jahresraten für die HEUREKA-Maßnahmen für alle hessischen Hochschulen zusammen sind auf 250 Millionen Euro pro Jahr begrenzt. Nach wie vor gibt es eine hohe Belastung durch die laufenden oder noch nicht abgerechneten Baumaßnahmen in Frankfurt. Mit dem Neubau Chemie stehen 2011 aber erstmals auch größere Raten für Marburg an.

Gibt es Verzug bei Marburger Hochschulbauprojekten wegen fehlender Finanzmittel?
Präsidentin Krause: Seit vielen Jahren meldet die Philipps-Universität einen hohen Sanierungsbedarf an den Landeshaushalt an. Die Dringlichkeit wächst mit jedem Jahr, in dem die Universität aus eigenem Budget nur Reparaturen durchführen kann, die Modernisierung, Grundsanierung oder die Brandschutzmaßnahmen aber unterbleiben. Bei einem begrenzten Betrag (250 Millionen Euro für alle) kommt es notwendig zu einem ständigen Verzug. Nur die Zuweisung von über 30 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II hat es ermöglicht, die dringendsten Maßnahmen wie z. B. die Sanierung des Hörsaalgebäudes durchzuführen.

Ist aus Ihrer Sicht eine behauptete mögliche Beschleunigung (OP 27.4.2011) von Universitätsbaumaßnahmen derzeit überhaupt sinnvoll und von der Uni-Verwaltung zu leisten?
Präsidentin Krause: Bauvorhaben geht immer eine gründliche Planungsphase voran. Ab dem kommenden Jahr – wenn die Baumaßnahmen aus dem Konjunkturpaket abgeschlossen sind – gibt es freie Arbeitskapazität. Beschleunigung heißt ja nicht, dass Bauten in jedem Einzelfall schneller errichtet werden, es heißt nur, dass die überfälligen Sanierungen oder auch Neubauten zu einem früheren Zeitpunkt durchgeführt werden könnten. Der Sinn bestünde auch darin, dass die Kosten nicht aufgrund weiter gehenden Verfalls und zusätzlich steigender Baukosten im Verlauf der Zeit weiter ansteigen. Außerdem führen vorgezogene energetische Sanierungen zu einer früheren Entlastung bei den Betriebskosten.

Wer bestimmt Maßnahmen, Reihenfolge und Tempo von Marburger Hochschulbaumaßnahmen und ist Geschwindigkeit ein sonderliches Kriterium?
Präsidentin Krause: Baumaßnahmen sind investive Maßnahmen. Letztlich entscheidet der Gesetzgeber mit der Aufstellung des Landeshaushalts.

Welche Baumaßnahmen stehen als zu beginnende vorne in Ihrer Wunschliste?
Präsidentin Krause: Bereits im Landeshaushalt verankert: Die Zentrale Universitätsbibliothek am Campus Firmanei, der Deutsche Sprachatlas, sowie auf den Lahnbergen das Zentrum für Tumor- und Immunbiologie und das Zentrum für Synthetische Mikrobiologie. Wichtig für die Unterbringung der zusätzlichen Studierenden sind vor allem die Sanierung der ehemaligen Augenklinik und der Hals-Nasen-Ohrenklinik, die leer stehen und für die die Universität seit dem 15. April die Verantwortung trägt. Hier gibt es noch keine Entscheidung.

Schätzen Sie die in Aussicht gestellten HEUREKA-Mittel für Marburg als ausreichend ein, zum gegenwärtigen Zeitpunkt?
Präsidentin Krause: Es war immer klar, dass die HEUREKA-Mittel für Marburg nicht ausreichen würden, um die Universität im Lahntal in den historischen Bauten insgesamt zu sanieren und Ersatzbauten für die Natur- und Lebenswissenschaften auf den Lahnbergen zu errichten.

—> Bericht zu Überlegungen vom Präsidenten der Behring-Röntgen-Stiftung zum Stiftungskapital

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