Frauenfußball geht ganz ohne Luftmaschen
Veranstaltungsreihe Aus der Luft gehäkelt – Frauenfußball in Geschichte und Gegenwart
Marburg 3.5.2011 (yb) Sie haben weder den Ligasausschuss, noch DFB und schon gar nicht die FIFA gefragt. Trotzdem und gerade deswegen kann am Donnerstag der Auftakt in Sachen Frauenfußball-Weltmeisterschaft in Marburg stattfinden.
Wer jetzt an das Georg-Gaßmann-Stadion als Spielort denkt, ist falsch gewickelt. Auf der genau anderen Seite, weit nördlich davon im Afföller, wird es den Anpfiff geben. Insgesamt sind vier Spielabende angekündigt, an denen eine Menge rund um den Ball und das Eckige angeboten wird.
Wer jetzt an eine Riesenleinwand für so etwas wie Public Viewing denkt, liegt nicht ganz daneben. Der Film Die schönste Nebensache der Welt – Damenfußball in Deutschland – mit der Regisseurin Tanja Bubbel und der ehemaligen Nationalspielerin und Europameisterin von 1989 Petra Landers – gehören zum Programm der Veranstaltungsreihe im Café Trauma, bei der es ganz und gar um den Volkssport Nummer 1 gehen wird.
Frauen-Fußball ist angesagt wird Trendsportart
Frauenfußball wird immer mehr zu Normalität. Pokalspiele sind im Fernsehen zu sehen, genau wie ab und an ein Spiel der Frauenbundesliga. Und trotzdem gibt es weiterhin den Fußball und dazu noch Frauenfußball. Dass in der Talkshow Doppelpass die Taktik des Spiels Turbine Potsdam gegen Bad Neuenahr diskutiert würde, scheint undenkbar. Auf dem Fußballfeld und den Rängen rundherum tummeln sich die Mitglieder der Gesellschaft nicht gleichberechtigt.
Stattdessen ist Fußball ein Abbild gesellschaftlicher Machtverhältnisse. Und bevor sich im Juni und Juli diese Widersprüche im nationalen Jubel des Großereignisses WM zumindest für kurze Zeit auflösen (sollen), spüren die Veranstalter der Frage nach, wie es denn tatsächlich um den Frauenfußball steht.
- Wie kam es dazu, dass Frauen als Spielerinnen entdeckt wurden?
- Wie wurden sie als Fans und Konsumentinnen entdeckt und zu welchem Preis?
- Warum üben die meisten Frauen immer noch unter Anleitung männlicher Trainer Kurzpassspiel und Toreschießen?
- Wenn Frauen kicken, was denken ihre männlichen Fußballkollegen dann davon?
- Und welche teils denkwürdige Anerkennung haben erfolgreiche Fußballerinnen erfahren?
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Veranstaltungen vor der Frauen-Fußball-WM mit Film im Café Trauma
Um diese und weitere Fragen zu diskutieren, laden das Café Trauma, die städitsche Gleichstellungsbeauftragte Christa Winter, das Sportamt und die Gruppe Dispo aus dem Trauma zu vier Abenden in die Afföllerwiesen ein.
Die Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft (WM) findet im Sommer in Deutschland statt. Längst ist Frauenfußball ein Thema, in Marburg und im Rest der Republik. Neben der räumlichen Nähe zum Endspiel der WM in Frankfurt haben über 1.500 Zuschauerinnen des Testspiels der deutschen U-23 gegen die U-23 der USA im letzten Jahr gezeigt, dass es starkes Interesse in der Marburger Bevölkerung am Frauenfußball gibt.
Das Café Trauma will diese Gelegenheit nutzen und eine vielschichtiges Nachdenken und Diskussionen zum Thema anstoßen, um das Wort anpfeiffen hier nicht zu gebrauchen.
Mehr als und anders als nur Stars und Spieltaktik
Frauenfußball boomt, und welchen beschwerlichen Weg er zurücklegen musste und welche Hindernisse noch zu überwinden sind, ist nicht gerade in der Wahrnehmung der eher sportlichen Diskussionen. So wird sich wohl auch die Berichterstattung auf die Spiele und ausgewählte Spielerinnen beschränken. So war das und so ist das im Fußball. Dass Frauenfußball zugleich mehr sein kann als Stars und Teams, soll im Café Trauma anschaulich werden.
Expertinnen zu mehreren Themen, die was auf dem Kasten haben
Es sind verschiedene Referentinnen zu unterschiedlichen Betrachtungen des Frauenfußballs eingeladen. Damit soll Raum und Anstoß für neue Betrachtunsweisen gegeben werden. Gewollt ist, wenn Diskussionen beginnen, und sich niemand dabei im Abseits fühlt. Neben der Vergegenwärtigung geschichtlicher Entwicklung sollen aktuelle Fragen aufgezeigt werden.
Frauenfußball wird dabei als gesellschaftliches Phänomen betrachtet, in dem sich gesellschaftliche Verhältnisse widerspiegeln. Sie können in ihrer Verdichtung besonders aufgezeigt werden können. Für Klischees und Vorurteile gibt es die gelbe und rote Karte. Aus Kritik differenter Ausschlussmechanismen und geistiger Beschäftigung unabhängig von Punktzahl und Tordifferenz können Perspektiven für den integrativen Faktor Fußball gewonnen werden.
Dazu haben die Veranstalter Referentinnen eingeladen, die sich mit dem Thema Frauenfußball aus unterschiedlichen professionellen Perspektiven beschäftigen. Damit kann und soll ein differenziertes Bild und Spielfeld für eine lebhafte sportliche, wie gesellschaftliche Auseinandersetzung geboten werden.
Anpfiff ist am Donnerstag, 5. Mai, um 20 Uhr in der Baari-Bar im Vereinshaus Café Trauma in den Marburger Afföllerwiesen. Almut Sülzle als Referentin spricht über das Thema Wie im Männerfußball über Frauenfußball gesprochen wird.
Übersicht Veranstaltungsreihe im Café Trauma
Aus der Luft gehäkelt – Frauenfußball in Geschichte
und Gegenwart
Donnerstag, 5. Mai – 20 Uhr Almut Sülzle
Wie im Männerfußball über Frauenfußball gesprochen wird
Almut Sülzle ist Ethnologin an der Uni Marburg. Sie promoviert über Frauen in Männerdomänen und ist Mitautorin des Buches Arena der Männlichkeit. Über das Verhältnis von Fußball und Geschlecht. Sie wird im Trauma die Frage erörtern, wie sich hegemoniale Männlichkeit (wieder-)herstellt, wenn sie über Frauenfußball spricht.
Mittwoch, 11. Mai – 20 Uhr Yvonne Weigelt-Schlesinger
Trainerinnen im Frauenfußball – zwischen Akzeptanz und Ablehnung
Mittwoch, 18. Mai – 20 Uhr Traumakino, Filmabend
Die schönste Nebensache der Welt – Damenfußball in Deutschland anschließend Diskussion mit der Regisseurin Tanja Bubbel und ehemaligen Nationalspielerin und Europameisterin Petra Landers
Do. 26. Mai – 20.00 Uhr Nicole Selmer Frauen und Fußball? Das (ver)kaufen wir!