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Beeindruckender Lärmspaziergang veranschaulichte Belastungen für die Stadt und die Menschen

Marburg 20.8.2012 (yb) Rund 50 Teilnehmende hatten sich auf Einladung der Bürgerinitiative Stadtautobahn am Freitagnachmittag zusammen gefunden, um die Marburger Mitte im Rahmen eines Lärmspaziergangs kennen zu lernen. Nach einer einführenden Begrüßung durch Anne-Maximiliane Jäger-Gogoll von der Bürgerinitiative mit Darstellung der Positionen der Autobahngegner übernahm Hannes Kleinhenz die Führung. Das erste Wegstück führte zu den Türmen der Philosophischen Fakultät. Vom ruhigen Startpunkt an der Mensa ging es damit sofort in einen lärmgeplagten Bereich, wo täglich viertausend oder fünftausend Studierende unter hoch belasteten Bedingungen ihrem Studium nachgehen müssen.

In einem Seminarraum der fünften Etage des Turmes B erläuterte dann Johannes M. Becker die Studienbedingungen unter der enervierenden Dauerbeschallung von der direkt vorbeilaufenden Trasse der Stadtautobahn B3. Bei geschlosssenen Fenstern droht im Sommer ein Hitzekollaps, bei geöffneten Fenstern ist der Lärm nahezu unerträglich und in höchstem Maße störend und behindernd. Im unmittelbaren Angesicht höchst unangenehm kontanminiert von dem Verkehrslärm entwickelte sich eine lebhafte Diskussion. Sehr bald kam dabei das Anliegen einer Temporeduzierung auf 80 km/h für PKW und 60 km/h für LKW zur Sprache – „eine Maßnahme, die ohne Kosten bei denkbar geringem Zeitverlust verwirklicht werden könnte“, wie Ulrich Wagner für die Bürgerinitiative ausführte. Nicht einmal im Rahmen dieser Veranstaltung und in unmittelbarer Betroffenheit blieb es den Beteiligten erspart (die aus Wiesbaden verordnete und damit von nachgestellten Dienststellen zu vertretende) Pseudoargumentation von ‚Hessen Mobil‘ zur Kenntnis nehmen zu müssen. Eine Temporeduktion führe nicht zur spürbarer, also hörbarer Verringerung der Schallemissionen, lautete die Aussage einer anwesenden Vertreterin von ‚Hessen-Mobil‘. Oberbürgermeister Egon Vaupel erläuterte in diesem Zusammenhang, dass im kommenden Jahr mit dem Einbau von ‚Flüsterasphalt‘ als Belag zwischen den Abfahrten Nord und Mitte eine Minderung der Lärmbelastungen zu erwarten sei.

Auf der anderen Lahnseite führte die Route des Lärmspaziergangs zu den Lahnwiesen, die nachdem von parkenden Kraftfahrzeugen befreit von vielen Menschen als Naherholungsgebiet genutzt werden.

Als trügerisch erweist sich dort die visuelle Abschirmung in Richtung Autobahntrasse durch Büsche und Bäume. Dass Grünbewuchs keine wirksame, nicht einmal eine messbare Verminderung von Lärm zur Folge hat, erläuterte vor Ort Wilfried Ferdinand, der Leiter des städtischen Fachdienstes Stadtgrün.

So mutet die Grünzone direkt am Ufer der Lahn zunächst idyllisch an. Wer sich dort aufhält, muss jedoch sofort die unüberhörbare Geräuschkulisse des dichten Kraftfahrzeugverkehrs, darunter eine wachsende Zahl von Schwerlastkraftwagen, verkraften.

Erholungssuchende am Lahnufer gab es allenthalben zu sehen während des Lärmspaziergangs.

Ein letztes Wegstück führte über eine Fußgängerbrücke direkt zur Quelle des Übels, wenige Meter oberhalb der Fahrbahntrassen.

Das Ausmaß der Zerschneidung und Zweiteilung von Marburg wird am Krummbogen besonders deutlich. Zu den vier Fahrbahnen der Stadtautobahn kommen die zwei Fahrspuren der Staße am Krummbogen, womit Marburg in diesem Bereich also eine sechsspurige Zäsur erleidet.

Der erste Marburger Lärmspaziergang endete am Schülerpark, eine der wenigen öffentlichen Parkanlagen, die es in Marburg überhaupt gibt. Dass vom Schülerpark wesentliche Bereiche wegen der Stadtautobahn fehlen und der vorhandene Rest lärmbestrahlt ist, wurde anschließend nur zu deutlich.

Im Schülerpark im Grünen vor dem Denkmal ist die Veranstaltung mit gekühlten Getränken, Bratwürsten und Jazz von der ‚Wodka-Lemon-Gang‘ ausgeklungen. Trotz wohlgesetzten Klängen der Jazzer wollte keine sonderliche Stimmung aufkommen – zu dicht dabei und nicht zu übertönen war der Verkehrslärm auch zu Ausklang dieses Marburger Lärmspaziergangs. Zu beklagen bei dieser eindrucksvollen Veranstaltung ist alleine, dass nur wenige Stadtverordnete sich daran beteiligt haben.

Ein Schlußwort von Ulrich Wagner, Sprecher der Bürgerinitiative Stautobahn zum Hören per Klick auf die Pfeilspitze:

Fotografien von Hartwig Bambey ©  2012

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