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Die Philipps-Universität steht vor ihrer K… Frage – Gibt es eine Chance für einen neuen Kanzler oder bleibt es bei Dr. Friedhelm Nonne?

Marburg 13.9.2012 (yb) Hessens älteste Universität hat seit geraumer Zeit ein Thema, welches viele Universitätsangehörige bewegt. Wer wird der zukünftige Kanzler oder die Kanzlerin werden? Gibt es überhaupt Interesse und Chance für einen Wechsel? Der seit Mai 2005 in dieser Leitungsfunktion wirkende Dr. Friedhelm Nonne würde weitermachen und hat sich erneut beworben. Im Vorfeld hat es inzwischen eine öffentliche Ausschreibung der Stelle gegeben. Der Rücklauf mit lediglich zwei externen Bewerbern/innen hat dann viele enttäuscht. Damit ist eine Debatte los gegangen. Diese bezieht sich auf die Art und Weise der Ausschreibung. Korrekt mag es dabei sehr wohl zugegangen sein.

Die Stellenausschreibung in der ‚Zeit online‘ beschreibt die Anforderungen für die Position des Kanzlers und teilt zugleich mit, dass der jetzige Stelleninhaber sich ebenfalls bewerben will. Ist davon eine abschreckenende Wirkung ausgegangen? Oder war dies gar so kalkuliert, um Bewerber/innen abzuschrecken? —>Großdarstellung per Mausklick in Inserat

Doch dass in der Stellenausschreibung mitgeteilt wurde, dass davon auszugehen sei, „dass sich der jetzige Stelleninhaber für eine weitere Amtszeit bewerben wird“, hat manch eine und einen überhaupt nicht erfreut. So gibt es zahlreiche Stimmen in der Marburger Uni, die in diesem Verweis auf den Stelleninhaber den Grund für das sehr geringe Interesse an der verantwortungsvollen und gut dotierten Position sehen. So richtig laut freilich will diese Kritik bisher nicht werden. In der zurückliegenden Senatssitzung kam dies öffentlich jedenfalls nicht zur Sprache. Und der Senat ist in jedem Fall mit der Berufung des zukünftigen Kanzlers befasst, hat dazu eine Kommission gebildet. Im Hessischen Hochschulgesetzt findet sich geregelt, dass der Kanzler auf Vorschlag der Universitätspräsidentin und im Benehmen mit dem Senat zu berufen ist.

Über die genaue Formulierung der Stellenausschreibung macht das Hochschulgesetz keine Vorgaben. Mithin durfte die Universitätsleitung darin die Mitteilung unterbringen, dass der Stelleninhaber weiter machen will. Ein Schelm, der Böses dabei dächte. Hinter solcher, bisher nur hinter vorgehaltener Hand artikulierter Kritik am Verfahren, verbirgt sich zugleich viel mehr. Es gibt nicht wenige, die sich eine neue Besetzung und neue Person in dieser Position wünschen. Aus der Deckung des Schweigens respektive nur intern verlautbarter Kritik ist bis heute jedoch niemand getreten. Das sollte nachdenklich stimmen, wenn nicht sogar bedenklich.

Im vielfach artikulierten Wunsch nach einer personellen Veränderung mit einem Neuanfang via Stellenausschreibung artikuliert sich zugleich Kritik an der Person und Amtsführung von Kanzler Nonne. Doch eigentlich geht es weniger um die Person. „Er ist ja ein wirklich netter Mensch“ sagte ein Informant gegenüber der Redaktion von das Marburger., „aber das alleine macht noch keine guten Kanzler, wie ihn die Philipps-Universität nun mal braucht.“

Es müssen also inhaltliche Vorbehalte sein, die von Universitätsangehörigen – ob Hochschullehrer/innen, Dekane oder anderweitig Beschäftigte – gemeint sind. Einer langen Suche danach bedarf es hier nicht. Vor wenigen Monaten ist die Marburger Universitätsleitung heftiger Kritik seitens des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst ausgesetzt gewesen. Ministerin Kühne-Hörmann kritisierte öffentlich harrsch das Haushaltgebaren der Marburger Hochschule. Kanzler Nonne hatte im Jahresabschluß für 2011 einen Verlust von 29,4 Millionen ausgewiesen. Die Marburger Uni war zugleich die einzige in Hessen, zudem in Abweichung von der Prognose, die einen Verlust ausweisen musste.

Verantwortlich für die Hauhaltsführung und für den Abschluß ist der Kanzler. Hinzu kommt der Umgang mit diesem Defizit. Nonne bezeichnete es als „kaufmännisches Defizit“, um die damit verbundenen (Image-)Probleme herunterzuspielen. Einer Aufklärung der Öffentlichkeit sollte es dienen auf „Sondereffekte des Geschäftsjahres, die zum Teil bilanztechnische Gründe haben,“ zu verweisen. In jedem Fall hat das Ansehen der Philipps-Universität in der Öffentlichkeit mit der Jahresrechnung 2011  und ihre Position gegenüber dem Wissenschaftsministerium signifikanten Schaden genommen.

Ein weiterer – freilich bis heute ebenfalls nur hinter vorgehaltener Hand artikulierter – Vorwurf bezieht sich auf den Umgang mit dem Botanischen Garten auf den Lahnbergen. Dessen Zukunft ist in der der Haltung der Universitätsleitung ungeklärt, nicht zu sagen lästig und unerwünscht. Das Land Hessen konnte zu Zugeständnissen zumindest für eine Übergangsfinanzierung bewegt werden. Was die Universitätsleitung mit ihrem in dieser Angelegenheit agierenden Kanzler will und betreibt, ist weithin unklar. Beinahe schon in einer Art ‚Geheimdiplomatie‘ wurden dem Vernehmen nach dem Ministerium zwei Vorschläge unterbreitet, über die offenbar in Wiesbaden (!) entschieden werden soll. Konkrete Informationen dazu werden verweigert. Weder die Universität noch die in dieser Sache hoch interessierte Öffentlichkeit wird informiert. In krassen Kontrast dazu gibt es in Marburg viele Befürworter für den weiteren Betrieb des viertgrößten Botanischen Gartens in Deutschland in Gestalt eines Freundeskreis, der Stadt Marburg bis hin zum Landkreis. 100.000 Besucher im Jahr sprechen zudem eine deutliche Sprache. Offenbar ist es so, dass Kanzler Nonne hier als williger Erfüllungsgehilfe von Universitätspräsidentin Katharina Krause fungiert. Der Unipräsidentin sagt man diesbezüglich nach, dass sie sich gegen den weiteren Betrieb der Gewächshäuser des Botanischen Gartens ausspreche. Begründung: zu hohe Energiekosten.

In einer anderen Kostenangelegenheit hatte sich Kanzler Nonne ‚erfolgreich‘ betätigt. Sein Auftrag war  und ist es die Betriebskosten der Universität nach unten zu fahren. Das ist ihm gelungen. Um etwa 500.000 Euro jährlich. Diese Summe wird seit vergangenem Jahr bei den Reinigungskosten eingespart. Dass dies nur um den Preis von Jobverlusten für viele ehemalige Beschäftigte der vorherigen Reinigungsfirma möglich wurde und den inzwischen dort tätigen Beschäftigten der neuen Reinigungsfirma eine massive Arbeitsverdichtung und Lohnabschläge einbrachte, kann niemanden überraschen. Über Monate hatten sich mit dem neuen Vertragsverhältnis zudem Beschwerden über schlechte oder gar nicht erbrachte Reinigungsleistungen seitens vieler Bediensteter gehäuft.

Bei solch klar gegebenen Problembereichen fällt es zugleich schwer Positivbeispiele aus dem Wirken von Kanzler Nonne zu benennen. Auch wenn der ’normale Betrieb‘ und darin sich verbergende Managementleistungen gerne unterschätzt werden, findet sich so leicht niemand, der mit dem gegenwärtigen Kanzler Positives, einen Aufbruch oder gar Perspektiven verbindet. Mit Ausnahme der Universitätspräsidentin. Deren Position verbleibt im Unklaren. Einige Fragen der Redaktion von das Marburger. zu ihrer Einschätzung und zum Verfahren sind unbeantwortet geblieben. Unipräsidentin Krause sei im Urlaub, wurde von der Pressestelle lediglich mitgeteilt.
So wird interessant sein, wie sich der Senat der Philipps-Universität in dieser Causa verhalten wird. Bisher gibt es von dort keine Verlautbarungen oder Mitteilungen. Es wurde ein Ausschuss gebildet, der sich um das Bewerbungsverfahren kümmert.

Doch in den Reihen der Senatorinnen und Senatoren gibt es offenbar Bewegung. So wird unmittelbar vor Beginn der nächsten Senatssitzung am 17. September eine interne Besprechung der Senatsmitglieder (ohne Präsidium) stattfinden. Der Beginn der Senatssitzung ist dazu um eine halbe Stunde nach hinten verlegt worden. Man will sich unbefangen austauschen können, um eine Position zum Stand und Verfahren der Besetzung der Stelle des Kanzlers zu entwickeln. Daran mangelt es ganz offensichtlich bei den in dieser Angelegenheit maßgeblichen Senatoren bis heute. Denn gegen das Votum des Senats, so wird es kolportiert, werde die Unipräsidentin eine Besetzung der Kanzlerstelle nicht durchdrücken wollen.

Demnach kommt es also jetzt auf die gewählten Repräsentanten im höchsten Gremium der Philipps-Universität an. Wie das Hessische Hochschulgesetz bestimmt – immerhin und zugleich auch nur – kann ein Vorschlag der Präsidentin „im Benehmen mit dem Senat“ zur Besetzung kommen. Angesichts des um Kollegialität und Kooperativität bemühten Führungsstils von Katharina Krause hätte ein klares Votum des Senats in der K… Frage der Philipps-Universität mithin gute, nicht zu sagen beste Chancen darauf Berücksichtigung zu finden.

Ob die Senatoren dabei (offen) gegen eine Wiederbesetzung mit dem jetzigen Amtsinhaber plädieren oder den (Um-)Weg mittels Einforderung einer (erneuten) Stellenausschreibung fordern, steht noch in den Sternen. Die Tatsache des gesonderten Treffens zur Abstimmung kann als Zeichen betrachtet werden. Ob die Präsidentin am 17. September aus dem Urlaub zurückgekehrt an der Senatssitzung teilnimmt, ist nicht bekannt. Auf der Tagesordnung ist die K… Frage der Philipps-Universität an diesem Tag nicht. Bestimmt aber weiter in Gesprächen vieler, sehr vieler Universitätsangehöriger.

 

 

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