‚Zeiteninsel‘ entsteht als Schaufenster in die Geschichte des Lahntals – Hunderte Besucher bei Führungen und Arbeitsdemonstrationen mit vorzeitlichen Gerätschaften
Marburg 9.9.2012 (yb) Reges Besucherinteresse erlebte die ‚Par Allna‘ bei Argenstein an dem Denkmalsonntag. Zur Eröffnung war Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann zusammen mit dem Landesarchäologen Prof. Egon Schallmayer angereist und brachte mehr als launige Worte mit. Der Tag gehörte dann den zahlreichen interessierten Besuchern, für die ein Parcours mit Informationen und Demonstrationen aufgebaut war. So zeigt sich Andreas Thiedmann vom ‚Förderverein Zeiteninsel‘ hochzufrieden. Angestrengt von mehreren Führungen in praller Sonne hat sich für ihn in dem Publikumsinteresse gezeigt, dass die ‚Zeiteninsel‘ bereits jetzt auf lebhafte Resonanz stößt. In einem Gespräch mit der Redaktion hat der in Marburg beim Landesamt für Denkmalpflege wirkende Archäologe Aktuelles zum Hintergrund mitgeteilt.
Im Lahntal wurden bei den seit fast 20 Jahren im Vorfeld des Kiesabbaus stattfindenden Grabungen der Landesarchäologie umfangreiche Spuren menschlicher Besiedlung vom Mesolithikum über die Römische Kaiserzeit bis zum Hochmittelalter – mithin über einem Zeitraum von rund 11.000 Jahren – entdeckt und archäologisch gesichert. Die außerordentliche Bedeutung für den hessischen Raum und die hervorragende archäologische Überlieferung der Baustrukturen gaben den Anstoß, die nachgewiesenen Siedlungsspuren im Rahmen eines musealen Parks ‚Zeiteninsel – Archäologisches Freilichtmuseum Marburger Land‘ in Originalgröße zu rekonstruieren. Ähnlich dem Hessenpark können dann dort Häuser und Gehöfte betrachtet, begangen und erlebt werden. Bis dahin gibt es freilich noch einiges zu tun.
„Mit der ,Zeiteninsel‘ öffnet sich ein weiteres archäologisches Schaufenster, das im wahrsten Sinn des Wortes die historische Tiefe einer Landschaft verdeutlicht. Damit wird im Marburger Land ein neuartiges Bildungs- und Freizeitangebot von überregionaler Bedeutung und ein außerschulischer Lernort von Rang etabliert. Neue Arbeitsplätze werden entstehen, und das touristische Angebot vor den Toren Marburgs wird um eine verkehrstechnisch optimal angebundene Attraktion bereichert.“ Das hat Ministerin Eva Kühne-Hörmann bei der zentralen Veranstaltung der hessenARCHÄOLOGIE zum Tag des offenen Denkmals in Weimar-Argenstein gesagt.
Land gibt 4,8 Millionen Euro zum Aufbau Freilichtmuseum in Marburger Land
Die Landesregierung plant, den Aufbau der ‚Zeiteninsel‘ mit rund 4,8 Millionen Euro zu fördern. Unterstützt wird das Projekt von einem Förderverein, der zur Unterstützung des Freilichtmuseums gegründet wurde, von Hessen Mobil Marburg, dem Landkreis Marburg-Biedenkopf, der Stadt Marburg und der Gemeinde Weimar.
„Dass die Jahrtausende alte Geschichte der Region mit der ,Zeiteninsel‘ auf eine in Hessen einmalige Weise dem Publikum zugänglich gemacht wird, passt zu dem Konzept des Dezentralen Archäologischen Landesmuseums, die historischen Epochen der Landesgeschichte jeweils an Originalschauplätzen zu präsentieren“, hob Kühne-Hörmann hervor und verwies auf die ‚Keltenwelt am Glauberg‘ und das Römerkastell Saalburg.
Nach den Worten des Landesarchäologen Prof. Egon Schallmayer dokumentieren die Ergebnisse der großflächigen Ausgrabungen in den vergangenen Jahrzehnten die archäologische Kulturlandschaft an der mittleren Lahn. „Die Entwicklung dieser Kulturlandschaft, die seit dem Mesolithikum bis heute ständigem Wandel unterworfen ist, können am Besten in einem Freilichtmuseum mit allen Sinnen vermittelt werden. Das ,Begreifen‘ historischer Sachverhalte anhand realer Objekte lässt die Geschichte der faszinierenden Originalfunde und damit das Leben der Menschen früherer Generationen, auf dem wir aufbauen, lebendig werden.“
Bis das Freilichtmuseum ‚Zeiteninsel‘ vollendet sein wird, werden noch einige Jahre vergehen. Doch Andreas Thiedmann will nicht warten bis alles fix und fertig ist. Auch im Prozess des weiteren Enstehens mit dem abschnittweisen Bau von historischen Haus- und Siedlungsanwesen sollen Besucher bereits Zugang und Einblicke erhalten. Nicht zuletzt geht es darum weitere Freunde und Förderer zu gewinnen, um dem Projekt eines Archäologischen (Landes-)Museums im Marburger Land die notwendige finanzielle Basis für einen professionellen Besucherbetrieb zu eröffnen.
Das vollständige Gespräch gibt es am Artikelende zum Hören, per Mausklick auf die Pfeilspitze links.
—> weitere Informationen auf der Webseite des Förderverein Zeiteinsel