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Stadtmarketing für Marburg als Zukunftsvorsorge im Standortwettbewerb

Marburg 15.10.2012 (yb) Am Tag nach dem in vieler Hinsicht erfolgreichen Elisabethmarkt, der viele Tausend Besucher und Kunden in die Stadt und viele Ladenkassen zum Klingen gebracht hat, wurde im Rathaus eine neue Studie zum Thema ‚Stadtmarketing für die Universitätsstadt Marburg‘ vorgestellt. Wachsende Einwohner- und Studierendenzahlen, kräftig wachsende Besucherzahlen im Stadttourismus, vielfältige und gut besuchte (Kultur-)Veranstaltungen, Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe von privaten und von öffentlichen Investoren, eine im Vergleich gute Haushaltslage und in der Mehrheit mit ihrem Dasein und der Stadt zufriedene Bewohner – wozu braucht es dann weitere Anstrengungen im Stadtmarketing? Auf diese vordergründig plausibel erscheinende Frage gab es viele Antworten bei der Vorstellung der Studie.  Als wichtigster Begriff dabei kann in jedem Fall das Wort  ‚Stadtmarketingprozess‘ gelten. Dies wurde auch so von Oberbürgermeister Egon Vaupel in Begleitung seiner Abteilungsleiter aus den Ressorts Stadtentwicklung, Tourismus, Kultur und Öffentlichkeitsarbeit erläutert und vertieft.

Marburg agiert zweifelsohne aus einer starken Position des ‚Haben‘. Gleichwohl möchte man – das bedeutet die Stadt als bisher dominanter Hauptakteur – sich nicht ausruhen. Nach den Jahren mit wachsenden Studierendenzahlen werden solche kommen, in denen sich die Universitätsstädte in deutlichem Wettbewerb um Studierende an ihren Universitäten befinden werden. Dafür werden alleine schon zu erwartende niedrigere Zahlen der Studierenden im Zug des demographischen Wandels sorgen. Überhaupt befinden sich Städte und Regionen im Wettbewerb zueianander. Dies gilt hinsichtlich der Wahl des Wohnstandorts, wie nicht alleine in den neuen Bundesländern inzwischen negativ ausfallende Bevölkerungsstatistiken, etwa in Nordhessen, belegen. Dazu kommt die Ansiedlung und Bewahrung von Wirtschaftsunternehmen samt deren Arbeitsplätzen. Kultur und Tourismus wurden über Tag und Jahr zu harten Standortfaktoren entwickelt, bei denen längst nicht mehr mit der ‚Umwegrentabilität‘ einschlägiger Investitionen gerechnet wird.

In diesem Kontext hatte die Stadt die Beratungsfirma ‚CIMA‘ mit der Studie beauftragt, den diese nach vielen Abstimmungsgesprächen mit Marburger Akteuren aus Handel und Vereinsleben in meist größerer Runde jetzt unter dem Titel `Stadtmarketingprozess für die Universitätsstadt Marburg‘ mit einem Umfang von 48 Seiten vorgelegt hat. Nach einer Sitauationsanalyse finden sich darin ‚Zielsetzung und Handlungsanforderungen‘ beschrieben. Dies mündet ein in ‚Organisatorische Anforderungen‘ zur ‚Umsetzung Stadtmarketing Marburg‘, um schließlich einen mehr als 60 konkrete Punkte umfassenden ‚Maßnahmenkatalog‘ zu präsentieren.

Die Situationsanalyse der CIMA-Studie hat Stärken und Schwächen im bisherigen Stadtmarketing analysiert und zeigt demgemäß zugleich die Bereiche auf, wo Handlungs- und Verbesserungsbedarf besteht. Als zu verbesserender Bereich wird etwa die Integration der Universität in Zielstellungen, ‚Markenbildung‘ und Maßnahmen benannt. Übersicht CIMA – Foto Hartwig Bambey

Insbesondere auf der strukturellen Ebene, etwa in Gestalt von Abstimmungen, Zusammenarbeit und professionellen Umsetzungswegen bis hin zu den hauptsächlich handelnden Akteuren benennt die Studie Defizite und Aufgabenstellungen für die nächste Zukunft. Demnach kommt es für ein wirkungsvolleres Stadtmarketing für Marburg als Universitätstadt auf mehr institutionalisierte Kooperationen an. Zugleich gibt es ein Gefälle in den Qualifikationen der Akteure, unter denen sich in Marburg nun einmal und erfreulicherweise viele Ehrenamtliche finden. Dazu werden höhere, wachsende und homogenere ‚Professionalisierungsgrade‘ vorgeschlagen, seien für mehr Wirkung gefordert.

Übersicht zu den Zielen des Stadtmarketing Marburg der CIMA-Studie. ->Für lesbare Großdarstellung anklicken

Einen weiteren wichtigen strukturellen Faktor benennt die Studie in Gestalt der bisher vorherrschenden ‚Stadtlastigkeit‘ des Standortmarketings. So werden bisher die Aktionen und Maßnahmen im Jahreslauf, die im Verbund des ‚Markt- und Aktionskreises‘ (MAK), zuletzt der Elisabethmarkt, verwirklicht werden, alleine zu 90 Prozent von der Stadtkasse Marburg finanziert. Lediglich 10 Prozent der rund 100.000 Euro jährlicher Kosten werden von Gewerbetreibenden aufgebracht. Hier sehen die Gutachter eine Schieflage zu Lasten der Stadt. Bei Oberbürgermeister Vaupel sind sie dabei auf offene Ohren gestoßen. Eine Ein Drittel (Gewerbetreibende) zu Zwei Drittel Finanzierung hält Marburgs Stadtoberhaupt in der Zukunft für geboten und als Zielstellung.

Dipl. Geograf Achim Gebhardt als Projektbearbeiter der CIMA erläuterte ein Organigramm, in dem die zukünftig zu optimierende Zusammenarbeit schematisch dargestellt ist. Foto Hartwig Bambey

Die bisherige Dominanz städtischen Wirkens in diesen Handlungsfeldern verstärkend  kommt hinzu, dass die einzelnen Maßnahmen zuallermeist von städtischen Bediensteten, wie etwa Klaus Hövel von ‚Marburg Tourismus und Marketing‘ (MTM), zu stemmen sind. Damit ist als weiteres Handlungsfeld eine zukünftige angemessene Personalausstattung benannt. Diese müsse wachsen, um bis zu zwei Vollzeitstellen im Bereich des Stadtmarketing, schlagen die Urheber der Studie vor. Damit sind nicht ganz wenige Aufgabenfelder auf der Strukturebene benannt.

Ebenso klar ist artikuliert, dass für Verbesserungen es einen deutlichen Zuwachs an Manpower braucht. Das alles kostet Geld, mehr Geld als heute, das in anderen vergleichbaren Städten in deutlich größerem Umfang bereits verausgabt wird.

Die Stadt wird also zulegen müssen. Dafür ist, schließlich sind die Veränderungen als Prozess zu gestalten, ein Anreizmodell ins Gespräch gebracht worden. ‚Gib selbst eins und erhalte dafür zwei‚ könnte eine Formel lauten, um etwa Geschäftsbetreiber zu ermutigen überhaupt und mehr Geld für das Stadtmarketing beizusteuern. Ein Anreizmodell, was für jeden Euro von privat zwei städtische Euro auslöst, könnte erfolgversprechend sein und die  Zielstellung einer zukünftig geteilten Finanzierung in Sicht bringen.

So erbringt diese Studie für Marburg durchaus einige anzugehende Aufgaben. Wann man so will, geht es um Optimierungen auf der Basis bereits entwickeltem Handelns auf erfolgreichem Niveau. Dabei wird es wesentlich auf vorhandene und gewollte Partner ankommen. Universität und der Innenstadthandel – als wesentlicher Profiteur der Anstrengungen – sollen stärker einbezogen werden. Dafür sind Grundlagen gelegt, die es jetzt auszubauen gilt. Dazu wird die Studie weiten Kreisen zugänglich gemacht, um die längst laufenden begonnenen Prozesse zu steuern und zu vollenden.

Ob es dann gleich im nächsten Jahr gelingt ein „für eine Universitätsstadt wie Marburg heutzutage nun einmal notwendiges Event“, wie OB Vaupel es ausdrückte und damit eine musikalische Großveranstaltung mit Festivalcharakter meinte, mit einem externen Partner (MTV ?)  bereits Wirklichkeit werden zu lassen, bleibt abzuwarten. Vaupel benannte den Monat Juli, also die Zeit kurz vor Semesterende und Beginn der Sommerpause als Termin.
In jedem Fall werde es in Marburg keinen Marktfrühschoppen mehr geben, sagte Vaupel, als er auf diesen schwarzen Fleck auf der bunten Weste von Marburg im Kultur- und Veranstaltungsbereich angesprochen wurde.

So werden viele ‚Prozessbeteiligte‘ in Marburg jetzt weiterhin gefragt und zukünftig verstärkt gefordert sein, um Rang, Namen und Bedeutung der Universitätsstadt an der Lahn in der Zukunft zu sichern und auszubauen. Im verbreiteten Standortwettbewerb der Kommunen ist Stadtmarketing auf der Höhe der Zeit nun mal ein ‚Must do it‘ .
Die Gleise dafür liegen schon lange, jetzt sollen noch die Weichen gestellt werden.

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