Aktionsbündnis befürchtet weiteren Stellenabbau und artikuliert Kritik am Maßnahmenpaket
Marburg 17.12.2012 (pm/red) Die Geschäftsführung des UKGM hat bekannt gegeben, dass sie sich mit den 80 Klinikdirektoren auf ein Maßnahmenpaket verständigt hat. Das veranlasst das ‚Aktionsbündnis Gemeinsam für unser Klinikum‘ zu einer Stellungnahme. Das Aktionsbündnis befürchtet, dass die bekannt gewordenen Pläne in der Konsequenz weiteren Stellenabbau bedeuten würden. Wenn die Geschäftsführung und die Klinikdirektoren erklären, auf weiteres Wachstum setzen und die Arbeitsabläufe weiter optimieren zu wollen, gleichzeitig aber keine neuen Stellen geschaffen werden, bedeute das für die Beschäftigten Arbeitsverdichtung und letztlich Stellenabbau. Dieser findet ohnehin laufend statt, wenn das Auslaufen von befristeten Arbeitsverträgen und die Wahrnehmung des Rückkehrrechts zum Land berücksichtigt werden.
Zudem kritisiert das Aktionsbündnis die Unbestimmtheit des Maßnahmenpakets. Was genau sein Inhalt ist, werde nicht erläutert. Ein „aktueller gemeinsam abgestimmter Sollstellenplan“ solle verfolgt werden. Mit wem er abgestimmt ist, bleibe ungesagt, Zahlen würden nicht genannt, Arbeitsplatzgarantien nicht gegeben. Durch Investitionen sollen die Arbeitsabläufe „nochmals optimiert“ werden. Das, obwohl die bisherigen „Optimierungen“ offensichtlich Verluste und vielfach beklagte Arbeitsverdichtungen zur Folge hatten. Schließlich soll der Kooperationsvertrag zwischen Rhön, dem Land und den beiden Universitäten überarbeitet werden – eine Umschreibung für die bekannte und umstrittene Forderung des privaten Konzerns, die gleichen Investitionszulagen zu bekommen wie die übrigen hessischen Krankenhäuser.
Die Einschätzung des Sprechers der Klinikdirektoren, Professor Hinnerk Wulf, die Geschäftsführung werde auf betriebsbedingte Kündigungen bei den medizinischen Berufen verzichten, trifft bei den Mitgliedern des Aktionsbündnisses einerseits auf Skepsis. Andererseits stößt die geäußerte Zufriedenheit mit dem möglichen Erhalt des Status-Quo im medizinischen Bereich auch auf begründeten Einspruch. Für das Funktionieren eines Universitätsklinikum sind aus Sicht der Bündnismitglieder alle Bereiche und Berufsgruppen am UKGM von großer Bedeutung. Ein Fokus allein auf den medizinischen Bereich wird den Anforderungen an den komplexen und vielfältigen Krankenhausbetrieb nicht gerecht.
Das Bündnis vermutet, dass die Aktion eine Antwort der Geschäftsführung insbesondere auf die Abstufung durch die Ratingagentur Moody’s darstellt. Die Absicht ist, Anlegern zu signalisieren, dass die Rhön Klinikum AG trotz der gegenwärtigen Probleme des UKGM ein seriöses Unternehmen sei.
Hintergrundinformation
Im März 2012 hatten die Klinikdirektoren des UKGM in ihrem 22-Punkte-Papier festgestellt, das Scheitern des Privatisierungsprojekts stehe im Raum. Im Zwischenbericht der Rhön-Klinikum Aktiengesellschaft zum 30. September heißt es: „Beim Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) zeigt sich erstmalig in diesem Quartal ein Rückgang der Leistungsentwicklung und belastet das operative Ergebnis mit weiteren 15 Mio. Euro.“ Der Vorstandsvorsitzende Pföhler wird das Unternehmen verlassen. Die Landesregierung sprach 2006 von einem „Leuchtturmprojekt“, jetzt fordert sie ein „Sanierungskonzept“. Alle Marburger politischen Parteien halten das Projekt für gescheitert. In der Bevölkerung sind bislang fast 50 000 Unterschriften gegen den Personalabbau gesammelt worden und das Bündnis ‚Gemeinsam für unser Klinikum‘ hat eine Petition für die Rücknahme des UKGM in Gemeineigentum eingebracht. Anfang Dezember hat die Ratingagentur Moody`s die Bonität des Konzerns wegen des UKGM herabgestuft. Diese Situation bildet nach Ansicht des Aktionsbündnisses den Hintergrund für die Aktion der Geschäftsführung zum gegenwärtigen Zeitpunkt.