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Runder Tisch ‚Preiswerter Wohnraum‘ füllt Stadtverordnetensitzungssaal – Veranstaltung setzt sozialpolitische Wendemarke für die Stadtentwicklung Marburgs

dbau0225_0025-Runder_Tisch_WohnraumMarburg 26.2.2013 (yb) Politik kommt von Polis. Politik bedeutet laut Lexikon „auf die Durchsetzung bestimmter Ziele und auf die Gestaltung des öffentlichen Lebens gerichtetes Handeln von Regierungen, Parlamenten, Parteien, Organisationen“ – und von BürgerInnen. Polis, aus der griechischen Sprache, bedeutet Stadt, Stadtburg, Bürgerschaft, Staat. Marburg ist eine Stadt mit Burg und Bürgerschaft und Marburg ist eine Universitätsstadt. Am Montagabend, 25. Februar 2013, war in der eigentlichen guten Stube dieser Stadt – im Stadtverordnetensitzungssaal – eine besondere und denkwürdige Veranstaltung zu erleben.

dbau0225_0030 TeilnehmerEingeladen hatte verabredungsgemäß die Stadt (Verwaltung und Regierung), nachdem zuvor im letzten Jahr viele Bürgerinnen und Bürger und deren Organisationen sich unüberhörbar zu Wort gemeldet hatten. Bei einer Reihe von Veranstaltungen in 2012 war über grundlegende Fragen und Probleme der Universitätsstadt Marburg informiert und diskutiert worden. Es gibt zu wenig Wohnungen und Wohnraum für BewohnerInnnen. Es gibt vor allem zu wenig bezahlbaren Wohnraum in Marburg. Deutlich zu wenig, beides. Zugleich gibt es immer mehr Studierende in Marburg, inzwischen rund 23.000 an ihrer Philipps-Universität. Viele, die meisten von denen, wollen oder würden gern in Marburg wohnen. Kurzum Marburg hat ein deutliches und großes Wohnungsproblem, ja sogar eine Wohnungsnot, berichteten die BürgerInnen mit ihren Organisationen.

Das hat dann die Stadtregierung und die Vertretung der Bürgerschaft, die Stadtverordnetenversammlung, im November veranlasst das Problem und Thema anzugehen. Ein ‚Runder Tisch‘ sollte eingerichtet werden, um gemeinsam Politik zu machen. Um gemeinsam zwischen BewohnerInnen, Organisationen, Parteien, Stadtverwaltung und Stadtregierung darüber zu sprechen und zu beraten. Nach Beratungen und vorherigen Abstimmungen wurde dies jetzt umgesetzt und es war eingeladen. Viele sind gekommen, beinahe 100, und konnten natürlich nicht alle an einem (runden) Tisch Platz finden.

Thema des gestrigen Abends bei der Gründungsveranstaltung war ‚Preiswerter Wohnraum‘. Mehr als zwei Stunden verbrachten – der gewissermaßen neue – Sozialdezernent Oberbürgermeister Egon Vaupel samt vielen MitarbeiterInnen aus der Stadtverwaltung mit BürgerInnen, Vereinsvertretern, Geschäftsführern von Wohnungsbaugesellschaften, Unternehmern wie Makler und Bauinvestor, Universitätsrepräsentanten, Studierenden und Politikern. Dabei ist es gelungen in gekonnter, lebendiger, vielseitiger und offener Art und Weise miteinander ins Gespräch zu kommen. Und alle, die es wollten, sind zu Wort gekommen, wurden von den Anderen gehört und wahrgenommen – so wie es bei einem Runden Tisch sein soll. Das ist außerordentlich und muss hier gleich vorweg mitgeteilt werden – war Auftakt für eine gemeinsam zu veränderde Stadtpolitik mit bekennender wohnungspolitischer Bürgerorientierung.

dbau0225_0107 BevölkerungsverteilungMehr noch und viel besser. Dank umsichtiger und professioneller Vorbereitung wurden eingangs durch den begrüßenden und in die Veranstaltung einführenden Oberbürgermeister viele Hintergründe und Fakten aufgezeigt, um die es gehen könne. Danach war Runder Tisch als Plenum, noch weitere gute 90 Minuten. Vertreter von Wohnungsbaugesellschaften (GeWoBau = Stadt Marburg, Studentenwerk) informierten über ihre Sicht der Dinge, legten Zahlen und Fakten auf den Tisch.

dbau0225_0073-TeilnehmerDann kamen Fragen, Gedanken, Hinweise, Ideen und Vorschläge. Massenhaft, vielfältig, aus verschiedenen Blickwinkeln. All das wurde von Marburgs neuer Sozialplanerin Monique Meier, von Beruf Diplom-Pädagogin (und Absolventin der Philipps-Universität), mitgeschrieben, gesammelt und protokolliert.

dbau0225_0135 TeilnehmerinnenGut vorbereitet und von Erwartungen getragen, entstand mehr und mehr ein offenes Klima, bei dem jede und jeder merkte, spürte und erlebte, dass es ernst gemeint ist und bleiben muss. Marburg, Stadt und Universität, BewohnerInnen und Bürger, Gewerbetreibende und Funktionäre, Politiker/Stadtverordnete, Sozialarbeiter und Wohnungssuchende konnten erleben und erfahren, dass etwas, vieles passieren muss.

Und dass es eilt. Denn im Herbst 2013, zum nächsten Wintersemester, werden weitere zusätzliche 1.000 Studierende in der Universitätsstadt Marburg zu erwarten sein. Das war aus dem Mund von Universitätskanzler Friedhelm Nonne zu vernehmen. Dazu teilte der Vertreter der Philipps-Universität mit, dass dies so bleiben werde. Das derzeitige ‚Allzeithoch‘ bei den Studierenden werde anhalten, über Jahre, viele Jahre, sagte Nonne. Man solle und müsse bis zum Jahr 2025 von diesen Studierendenzahlen ausgehen, so der Universitätskanzler. Kurzum die Polis Marburg – Stadt und Universität – wachsen, einwohnermäßig. Dafür braucht es in jedem Fall mehr Wohnraum. Deutlich mehr, Hunderte, vielleicht Tausende. Es gibt also viel zu tun, umgehend.

dbau0225_0142-Gökler-OB VaupelDie Teilnehmer des neuen Marburger Runden Tisch ‚Preiswerter Wohnraum‘ wissen das jetzt bereits und sind alle eingeladen weiter mit zu machen, dabei zu bleiben. Dafür soll es eine Lenkungsgruppe mit 10 bis 12 Personen und eine zweite Arbeitsgruppe zum Thema ‚Wohnraum für Studierende‘ geben, für die man sich in Listen eintragen konnte und wohl auch noch kann. Der Auftakt war außergewöhnlich. Gelungen und viel versprechend. Zugleich wurde klar, dass es langen Atem braucht, dicke Bretter gemeinsam gebohrt werden müssen und dass die Probleme und Anliegen nicht alleine von der Stadt gelöst werden können. Das Land Hessen ist für die Philipps-Universität mindestens genauso gefordert. Dazu der Bund, von dem Programm und Finanzmittel für ‚Sozialen Wohnungsbau‘ wieder bereit gestellt werden müssen.

Fotografien von Hartwig Bambey

—> weitere Berichte folgen.   

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