viva piazza fridericianum – Stricken, Stricken, Stricken bis zum 8. März

22.12.2024 (yb) Viele, sehr viele 50 x 50 cm große gestrickte oder gehäkelte Decken sollen den Friedrichsplatz am 8. und 9. März bedecken und werden anschließend zu Gunsten des Autonomen Frauenhauses Kassel versteigert.

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Weniger Nutzer und sinkende Buchausleihe in der Stadtbücherei – Keine Zukunft für die Buchkultur?

Bücher140204 (yb) In der aktuellen Rückschau auf die Entwicklung der Stadtbücherei Marburg wurden kürzlich signifikante Veränderungen berichtet, die sich als Rückgänge bei den Nutzerzahlen und in der Zahl der Buchausleihen darstellen. Dabei hatte die Marburger Stadtbibliothek den Hessischen Bibliothekspreis 2012 entgegennehmen können, hat vor wenigen Jahren sich der „Onleihe“ als überörtlichem internetbasiertem Ausleihesystem angeschlossen und leistet eine rege Leseförderung im Vorschulbereich und an Marburger Schulen. Wie die harten Zahlen seit inzwischen mehreren Jahren belegen, geht es jedoch nicht aufwärts mit Leserinnen und Lesern und Zahl der entliehenen Medien. In mehrjähriger Betrachtung musste stattdessen ein mehr als zehnprozentiges Minus hingenommen werden. Dabei sind die Öffnungszeiten deutlich ausgeweitet worden, 21 Stunden wurden auf 27,5 Wochenstunden Öffnung erweitert, inklusive einer Samstagsöffnung, die gut angenommen wird. In der Bibliothek hat es zudem Umstrukturierungen gegeben, um den Nutzern mehr Übersicht und Aufenhaltsqualität zu bieten. Die seit dem Jahr 2010 signifikant messbare Abwärtsentwicklung hat also nichts mit fehlendem Einsatz zu tun.

  • Doch welche Gründe gibt es dann und wie setzt sich der Trend weiter fort?
  • Ist die Gutenbergkultur mittlerweile weitgehend auf der Verliererseite gegenüber weiter wachsenden digitalen Angeboten und expandieren „Netzkulturen“?
  • Kommt das Buch als Kulturträger auf lange Sicht unter die Räder und geben zukünftig internetorientierte User den Ton an?  

Dass „Bibliotheken… in einem immer größer werdenden Spannungsverhältnis als realem Ort der Begegnung mit Büchern und anderen Medien, als Kommunikations- und Lernort und gleichzeitig als ein Ort mit virtuellen Angeboten im Netz“ stehen, wird im offiziellen Jahresbericht der Marburger Stadtbücherei offen zugegeben. Schon lange trifft dort „das Buch auf das E-Book, das Hörbuch auf das E-Audio, die Zeitschrift auf das E-Paper, Musik und Filme werden über das Internet „gestreamt“.“ Die Bibliothek wurde bereits vor Jahren für digitale Medien geöffnet. Neugier und Interesse an technisch neuen Medien, deren vermeintliche und tatsächliche Vorteile machten es scheinbar unabdingbar die Bibliothek zu öffnen und deutliche Schritte in Richtung Mediathek zu gehen. Nach etlichen Jahren solcher Veränderungen und Neuausrichtung ist nunmehr die Frage zu stellen, ob dies der Stadtbibliothek und der Lesekultur bekommt? Die absoluten Zahlen sprechen nicht dafür, dass die Stadtbücherei Marburg (und mit ihr die Bibliotheken in anderen Orten) mit der Öffnung zu digitalen Medien und körperlosen Ausleihwegen einen erfolgreichen Weg geht. Weit mehr als 10 Prozent Abnahme sowohl bei den Nutzern wie bei den Medienausleihen trotz der Öffnung weg vom Buch nunmehr schon mehrjährigem Trend sollten zum Nachdenken anregen.

Blickj in das Foyer der mit dem Hessischen Bibliothekspreis 2012 ausgezeichneten Stadtbücherei Marburg.

Blick in das Foyer der mit dem Hessischen Bibliothekspreis 2012 ausgezeichneten Stadtbücherei Marburg.

Auf der einen Seite gelingt es nicht das Interesse bei den Büchern zu halten. Daran ändern die zahlreichen Veranstaltungen von Lesungen hin zu Bilderbuchkino für die Kleinen und die Ausleihe von Medienpaketen nichts. Der Rückgang der Bedeutung des Buches und der Buchausleihe scheint unaufhaltsam. Wenn es nur das wäre. Die nunmehr zahlreich und vielfältig angebotenen „Konkurrenzmedien“, wie Hörbücher, E-Books, CD-Roms, DVDs und E-Papers ändern nichts an der Negativbilanz. Wer vermutet, dass die Ausleihe solcher technischer Medien an die Stelle der von Büchern tritt und den Rückgang beim Gedruckten ausgleicht, unterliegt einem Irrtum. Es gibt zwar Zunahmen bei den digitalen Medien, doch dies ist in dem über zehnprozentigen Minus bereits mit eingerechnet.

So sollte, ja müssen dies Zahlen nachdenklich stimmen bezüglich der Zukunft der Stadtbücherei. Setzen sich die Trends fort, dauert es nur wenige Jahre bis der Anteil des Buches, in 2013 noch bei knapp über 60 Prozent gelegen, auf unter die Hälfte aller Ausleihvorgänge sinkt. Ist das eine hinnehmbare, gar unvermeidliche Entwicklung? Liegt im ständig sinkenden Buchanteil dann überhaupt eine Zukunft für die Stadtbibliothek?

Wenn die Gesamtzahl der Ausleihungen von 488.424 im Jahr 2010 auf nur noch 413.479 im Jahr 2013 abgenommen hat, muss dies beinahe schon als Absturz bezeichnet werden. Denn zugleich wurden Aufwendungen für räumlichen Veränderungen, Neuerwerb und Öffnungszeiten nicht reduziert, sie wurden vielmehr verstärkt. Die Bücherei hat sich für die neuen Medien auf breiter Front geöffnet. Doch das verhinderte nicht ein deutlich nachlassendes Interesse. Dies artikuliert sich ebenso sichtbar im Rückgang der Zahl der aktiven BenutzerInnen. Gab es im Jahr 2010 noch 9.522 Personen, die Ausleihungen getätigt haben, konnten in 2013 nur 8.493 Personen bei der Ausleihe gezählt werden.

Der Marburger Stadtbibliothek laufen die Leute weg
Hält der Trend an, sind es bald weniger als 10 Prozent der Bevölkerung, von denen die Stadtbibliothek noch in Anspruch genommen wird. Dabei ist Marburg eine Stadt der Bildung. Einen höheren Anteil an Schülern und Studierenden hat kaum eine Stadt in dieser Republik vorzuweisen.
Eine andere und weitergehende Frage ist es, ob der beschrittene Weg der Öffnung zu digitalen Medien richtig und erfolgreich ist? Oder liegt darin nicht gerade ein Grund für eine Wegorientierung vom Buch. Wenn die knappen Mittel für Neuerwerbungen in Höhe von 90.000 Euro im Jahr zunehmend weg vom Buch für digitale Medien und Lizenzen ausgeben werden, muss zwangsläufig die Attraktivität des Buchangebot sinken.

Die Marburger Kulturpolitik ist mit der mehrjährig stabilen Abwärtsentwicklung in der Stadbibliothek konfrontiert. Das will wahrgenommen werden und erfordert eine Auseinandersetzung. Die vorherrschende Linie mit vielen Luftschlössern wie Weltkulturerbebewerbung, Schlossentwicklung und Bundesgartenschaubewerbung für 2029 kann dies nicht überdecken, sondern allenfalls die Wahrnehmung übertünchen.
In Universitätsstadt Marburg gibt es gute Gründe sich in der Kulturpolitik zu besinnen. Um die Zukunft der Stadtbücherei ist es dabei nicht gut bestellt. Eine Fortsetzung der Entwicklung würde sie in nicht einmal in 10 Jahren zu einer krassen Minderheitenveranstaltung und bedeutungslos werden lassen.

—> Zum Bericht „Zur Zukunft der Stadtbücherei im digitalen Zeitalter“

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