Kulturdenkmäler in Marburg: Die ehemalige Universitätsbibliothek
140306 (yb) In der kürzlich als Buch erschienen ->Denkmaltopographie Stadt Marburg II finden sich viele Hundert Denkmalbauten in der Kernstadt und den Stadtteilen aufgelistet und in Text und Foto, teilweise mit Karten und Schnittdarstellungen, vorgestellt. Die Redaktion von das Marburger. nimmt dies zum Anlaß einige wichtige Bauwerke im Rang von Kulturdenkmälern zu präsentieren. Vor dem Hintergrund der umfangreichen Bautätigkeiten der Philipps-Universität soll zuerst der Blick auf einige wichtige und stadtbildprägende Bauwerke der Universität gerichtet werden. Im Zuge der Campusvorhaben rückt derzeit der Neubau einer Universitätsbibliothek am Alten Botanischen Garten in den Fokus. Demnächst soll dazu mit dem Aushub der Baugrube begonnen werden. So lohnt es den Blick zurück zu richten. In der Universitätsstraße 25, direkt gegenüber vom Kaufhaus Ahrens, findet sich das markante Bauwerk der ehemaligen Universitätsbibliothek. Schon seit Jahrzehnten werden deren Räume von den Wirtschaftswissenschaften genutzt. Zugleich offenbart sich dem Auge des interessierten Betrachters, dass mit der Backsteinarchitektur in norddeutschen neugotischen Stil ein Bibliotheksbau verwirklicht worden ist.
Zur detaillierten Vorstellung veröffentlichen wir den Text aus der Denkmaltopographie Stadt Marburg II:
Als letzter öffentlicher Bau am südlichen Altstadtrand entstand zwischen 1897 und 1900 südlich des Franziskanerklosters die neue Universitätsbibliothek nach den Plänen des königlichen Baurats Bernhard Zölffel und des königlichen Landbaumeisters Gronewald. Der unverputzte Backsteinbau ist gemäß den unterschiedlichen Funktionen einer Bibliothek in drei Bereiche gegliedert: Eingangstrakt, Lesesaal und Büchermagazin. Auf einen mittleren, niedrigen Eingangsteil folgt nach Osten der Flügel mit den Lesesälen, dem im Außenbau zwei schmale, giebelständige Bauteile entsprechen.
Nach links schließt an den Eingangsbereich das Büchermagazin an, seine Fassade gliedern schmale, z.T. als Strebepfeiler ausgebildete Mauerstreifen und ebenso schmale Fenster. Diesem Fassadenraster entsprechen im Innern die Aufteilung in Bücherregale und Gänge zwischen den Regalen. Die sieben Magazingeschosse kommen an der Fassade kaum zum Ausdruck. Die nur durch niedrige Brüstungen getrennten, übereinander angeordneten Fenster und die Strebepfeiler erwecken vielmehr auf den ersten Blick den Eindruck von nur zwei überhohen Geschossen.
In Anlehnung an die Backsteingotik Norddeutschlands entworfener Gelbziegelbau mit Gliederungs- und Dekorelementen in Sandstein. Verschiefertes Satteldach mit Staffelgiebeln an den Schmalseiten des Bibliothektraktes und mit einem straßenseitigen Zwerchhaus.
Eingangstür aus der Erbauungszeit am Lesetrakt, einige der Buntglasscheiben in den rückwärtigen, neugotischen Fenstern sowie Reste der originalen Einfriedung sind erhalten.
Die ehemalige Universitätsbibliothek mit deutlich ablesbarer Funtionalität in städtebaulich wirksamer Lage wurde aus geschichtlichen, künstlerischen wie städtebaulichen Gründen als Kulturdenkmal ausgewiesen.
—>Kulturdenkmäler in Marburg II: Ehemalige Pathologie und Anatomisches Institut