Hessens größtes Planetarium ab November 2024 wieder geöffnet

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Neubau von 300 Sozialwohnungen in Marburg – Zu den Planungen der GWH

Neubau GWH DamaschkewegMarburg 27.6.2914 (yb) Die Wohnungsnot in Marburg beschäftigt inzwischen viele und wird nunmehr von allen Akteuren als gravierendes Problem anerkannt. Dazu gibt es inzwischen zudem einen ‚Runden Tisch‘ und einen ‚Alternativen Runden Tisch‘ als übergreifende Foren zur Meinungsbildung und Koordination. Inzwischen ist die Politik tätig geworden und es sind Entscheidungen getroffen worden. So gibt das Land Hessen 26 Millionen Euro nach Marburg an die Gemeinnützige Wohnbau Hessen, Wohnungsbaugesellschaft des Landes, mit der Zielsetzung der Errichtung von 300 neuen Sozialwohnungen in Marburg. Vor diesem Hintergrund hat das Marburger. ein Gespräch mit dem Geschäftsführer Nordhessen der GWH, Christian Wedler, geführt.

Redaktion: Herr Wedler, Ihre Wohnungsbaugesellschaft GWH plant den Bau von rund 300 Sozialwohnungen in Marburg. Wie ist es dazu gekommen?  
Christian WedlerWedler: Die GWH untersucht grundsätzlich regelmäßig Grundstücksoptionen, innerhalb unserer Liegenschaften, um ggf. Ergänzungsbauten vornehmen zu können. Diese Untersuchung fand unter anderem am Standort Marburg statt. Parallel dazu haben wir natürlich den Wohnungsmarkt Marburg im Blick und sehen, dass in Marburg Wohnungskapazitäten ergänzt werden können. Dieser Umstand hat gepasst mit der Situation, dass es gelungen ist, gemeinsam mit der Stadt Fördermittel des Landes zu akquirieren. So haben diese Bausteine dazu geführt, dass es gelungen ist  kurzfristig eine für Marburg relativ große Zahl von insgesamt 300 Wohnungen in die Förderung zu bekommen.

Redaktion: Und das ist im letzten Jahr entschieden worden, wahrscheinlich hat dabei die bevorstehende Landtagswahl eine gute Rolle gespielt? 
Wedler: Es war mit Sicherheit nicht von Nachteil.

Redaktion: Welche Rollen spielen die 26 Millionen Euro Landesförderung anteilig in der Finanzierung? Ohne diese Gelder würde ja wohl die  geplante Kaltmiete von 6,50 Euro bei den hohen Standards nicht zu realisieren sein?
Wedler:Das ist richtig. Ohne den Förderanteil sowohl des Landes als auch der Komplementärmittel der Stadt Marburg und dem Umstand, dass wir durch Ergänzungsbauten relativ günstig die Grundstücksproblematik haben beisteuern können führt dazu, dass wir die 6,50 Euro darstellen können. Um ihnen ein Gefühl dafür zu geben: Wenn man dies ohne öffentliche Mittel frei finanziert bauen würde, würde sich die Miete erfahrungsgemäß bei einem Wert je nach Baustandard zwischen 11,50 Euro und 13,00 Euro bewegen.

Redaktion: Der Anteil dieser Fördersumme von rund 30 Millionen, ohne die Grundstücksbetrachtung, liegt im zweistelligen Prozentbereich der Gesamtinvestitionen?
Wedler: Das ist zutreffend.

Redaktion: Die Gesamtinvestition sind dann in einem hohen zweistelligen Millionen Euro Bereich. Gibt es schon präzise Zahlen? 
Wedler: Dazu gibt es Kalkulationswerte,  die über die jetzt baubeantragten 80 Wohnungen hinaus gehen. Diese sind immer ein Stück Kalkulation und keine Echtwerte, da wir erleben,  dass die Baupreise derzeit in Steigerung befindlich sind. Deswegen kann ich eine endverbindliche Zahl zum jetzigen Zeitpunkt nicht nennen.

Redaktion: Wer sich dafür interessieren würde, mit den 30 Millionen wird eine größere Investitionssumme angestoßen?
Wedler: Wir bewegen uns in einem hohen zweistelligen Millionenbereich. Davon können sie ausgehen. Das sind Investitionen,  die letztlich wieder der Stadt Marburg und dem direkten Umland zu Gute kommen. Dem Baugewerbe, Handwerk. Wobei wir ein Auge darauf haben, dass Firmen zum Einsatz kommen, die den regionalen Bezug haben.

Redaktion: Baut die GWH in anderen Städten, in Nordhessen / Kassel oder in Rhein-Main aktuell Projekte in vergleichbarer Größenordnung?
Wedler: In vergleichbarer Größenordnung haben wir das nicht. Wir bauen in Frankfurt vom Volumen her in ähnlichen Dimensionen. Dort sind das Bauträgerobjekte, die nachher i.d.R. an den Endverbraucher verkauft werden. Im Mietwohnungsbau, öffentlich gefördert, ist Marburg derzeit die größte Maßnahme.

Redaktion: Dann ist dem Oberbürgermeister dieser Stadt im guten Zusammenwirken mit der GWH durchaus ein Coup gelungen. Das kann man ja einmal herausstellen.
Wedler: Das darf man auch so herausstellen. Ohne das Engagement insbesondere von Oberbürgermeister Vaupel oder aber der Mitwirkung der Mitarbeiter aus dem Stadtplanungsamt wäre es in dieser Geschwindigkeit kaum möglich gewesen eine solche Dimension zu realisieren.

Redaktion: Zu den Bedarfsüberlegungen, ich möchte das Wort Wohnungsmarkt mal vermeiden, weil es ja hier nun nicht um Investorenbetrachtungen und Profitüberlegungen geht, sondern darum, was hier viele Menschen brauchen. Sie haben schon gesagt, es ist für die GWH außer Fragen, dass diese 300 Wohnungen gebraucht werden?
Wedler: Ja, das sehen wir so. Diese 300 Wohnungen wird der Markt absorbieren.

Redaktion: Was sind denn ihre Überlegungen für die Platzierung dieser Wohnungen. Sie sagten bereits, wir hatten freie Grundstücke und wir erweitern Bestandsbauten. Im Stadtteil Richtsberg war dann auch mal die Rede von einer Brandmauer, die ein Gebäude zunächst mal nur abschließt, eine Gebäudekante bildet. Was sind ihre Kriterien? Sie mussten Flächen haben, eigene Flächen?
Wedler: Ja. Wir sind ja nun auch als Projektentwickler in allen Bereichen der Immobilienwirtschaft tätig, was den Wohnungsbau angeht, und untersuchen regelmäßig unsere Quartiere nach Optionen für Ergänzungsbauten. Dabei ist es manchmal einfach die brachliegende Grünfläche aber auch, wie am Richtsberg, die Situation, dass wir Gebäude vorgefunden haben, die in ihrer Lage durch eine Brandmauer abgeschlossen sind. Eine fensterlose Wand, die weder für das Gebäude noch für den Stadtteil von hoher Attraktivität ist. Es ist eine Mischung aus dem Vorhandensein von Bauoptionen, dem Bearbeiten und Beheben von Situationen, die in der Vergangenheit so akzeptiert worden sind, aber heute nicht mehr dem Geschmack entsprechen. Wir wollen das Quartier, was wir dort haben, insbesondere den unteren und den oberen Richtsberg, aufwerten. Weil dort neu investiert wird, ist dies auch ein Signal für diesen sehr umtriebigen Stadtteil.

Redaktion: In städtebaulicher Betrachtung und dann auch in soziodemografischer Betrachtung?
Wedler: In der ganzen Bandbreite.

Redaktion: In diesen Planungsprozess haben sie mit der Stadt Marburg, also mit der Bauverwaltung kooperiert. Haben die da auch mitgeredet? 
Wedler: Ja selbstverständlich.

Redaktion: Wo kommen die Wohnungen hin?
Wedler: Die Stadtplanung hat dort eine wichtige Rolle gespielt. Ob an den Stellen, die wir vorgesehen haben, es tatsächlich zu realisieren ist, es dem Quartier entspricht, den baulichen Anforderungen an Gebäude, wie sie heute im Standard errichtet werden.

Redaktion: Sie haben haben mit den beteiligten Akteuren, den Bewohnern des Richtsbergs, den dortigen Institutionen und Gruppierungen gemeinsame Sitzungen angeboten?
Wedler: Wir haben Workshops stattfinden lassen, in denen wir die Menschen eingebunden haben an dem Gesamtprojekt. Sie haben ihre Erfahrungen dort eingebracht und wir haben darauf reagiert. Wir haben durchaus die Impulse, die von außen gekommen sind, aus der Bevölkerung, von den lokalen Akteuren aufgenommen, und diese auch in die Planung umgesetzt.

Redaktion: Wie werden die Wohnungen ausgelegt sein? Sie sollen alle barrierefrei sein? 
Wedler: Die Wohnungen sind barrierefrei bzw. barrierearm. Da muss man unterscheiden zwischen zwei unterschiedlichen DIN-Normen. Die Wohnungen sind in jedem Fall alle barrierearm und ein gut Teil der Wohnungen, den ich jetzt nicht prozentual nicht benennen könnte, ist barrierefrei. Das entspricht auch den Anforderungen, die der Fördermittelgeber an uns stellt. Wir erfüllen dabei die Auflagen, die man uns an die Hand gegeben hat.

Redaktion: Aufzüge gibt es überall?
Wedler: Ja, Aufzüge gibt es überall.

Redaktion: Neue energetische Standards und die Architekturqualität aus unserer Zeit?
Wedler: Richtig, wir haben dafür, wie wir meinen, ansprechende Architektur gefunden. Es ist nicht nur so, dass hausinterne Architekten beteiligt sind. Wir haben auch Dritte dafür gewinnen können.  In den Workshops wurden Architekten nicht nur aus Hessen , nicht nur aus Marburg, sondern beispielsweise auch aus Düsseldorf teilhaben lassen. Oder Architekten aus Frankfurt, die dortige Erfahrungen haben einfließen lassen. Das hat den Prozess durchaus beflügelt. Sie haben ganz andere Herangehensweisen an solche Siedlungen als dies der lokale Markt hat.

 
Redaktion: Also überörtliche Erfahrung ist mit eingeblendet worden. 
Wedler: Richtig.
 
Redaktion: Wann beginnen sie zu bauen? Sind dazu bereits Entscheidungen gefallen, laufen schon Ausschreibungen, ist die Baureife schon gegeben?
Wedler: Das erste Gebäude ist im abschließenden Planungsstadium.
 
Redaktion: Wo wird das entstehen?
Wedler: Die ersten Gebäude werden errichtet im Damaschkeweg am unteren Richtsberg. Diese sind baubeantragt. Wir erwarten die Baugenehmigung. Sobald diese vorliegt, geht es los. Wenn es klappt, haben wir den Baubeginn in diesem Jahr.
 
Redaktion: 12 Monate Bauzeit? 
Wedler: Beim Geschosswohnungsbau gehen wir von 18 Monaten aus. 
 
Redaktion: Von jetzt, Sommer 2014, betrachtet, könnte Bezug im Sommer 2016 sein. 
Wedler: Ja, im Frühjahr, Sommer 2016.
 
Redaktion: Wann soll das Gesamtprogramm für die 300 Wohnungen abgeschlossen sein ?
Wedler: Es ist ein Mehrjahresprogramm, wahrscheinlich Ende 2017 bis Mitte 2018.
 
Redaktion: Sie werden dabei von der Stadt Marburg mit 4,5 Millionen Euro gefördert. Warum gibt ihnen die Stadt Marburg auch noch Geld dazu? 
Wedler: Das sieht das Land Hessen so vor. Die betroffene Kommune beteiligt sich mit Komplementärmitteln. Der Betrag macht 15.000 Euro pro Wohneinheit aus.
 
Redaktion: Als Zahl sind 300 Wohnungen im Gespräch. Werden die denn auch erreicht? 
Wedler: Wir haben derzeit konkretisierte Planungen für 280 Wohneinheiten. Weil wir auf Grund der Workshops das eine oder andere Projekt anders dimensioniert haben oder möglicherweise neu lokalisieren müssen. Wir sind aber guter Hoffnung die fehlenden 20 Wohneinheiten zu den 300 noch realisieren zu können.
 
Redaktion: Die meisten der Wohnungen entstehen in verschiedenen Bereichen des Richtsberg, dann kommt noch das Waldtal dazu. Gibt es noch weitere Standorte außerhalb dieser beiden Stadtteile?
Wedler: Derzeit nicht. Am Richtsberg und im Waldtal können wir die Ergänzungsbauoptionen relativ leicht verwirklichen. In anderen Quartieren der GWH sehen wir diese Möglichkeiten aktuell nicht.
 
Redaktion: Es gibt auch andere Standorte der GWH in Marburg?
Wedler: Wir haben noch andere Bereiche in Marburg. Diese haben aber nicht die Dimension wie der untere oder obere Richtsberg.
 
Reaktion: Also etwa in Cappel?
Wedler: In Cappel haben wir auch Wohnungsbestände. Dort haben wird bereits öffentlich geförderten Mietwohnungsbau Ende der neunziger Jahre bzw. Anfang diesen Jahrtausends realisiert.
 
Redaktion: In Marburg ist aktuell das Vitos-Gelände, der untere Bereich vom Vitos-Geländes, als Gebiet für Wohnungsbau im Gespräch. Ist die GWH daran als Bauherrin interessiert?
Wedler: Wir sind an Bauobjekten in Marburg grundsätzlich interessiert. Und wir würden uns auch mit dem Vitos-Gelände befassen.
 
Redaktion: Würden sie das ganze dort ausgewiesene Gelände  gerne übernehmen?
Wedler: Das kann ich in Gänze jetzt nicht beantworten, weil ich mich mit den Details noch nicht befasst habe. Das muss man eingehend untersuchen und sehen welche Bauformen und welche Objekte sind dort zu realisieren. Wie sieht der Bebauungsplan dort aus?
 
Redaktion: Der dortige B-Plan ist in Arbeit.
Wedler: Wenn dieser mal erstellt ist, dann sieht man ja, was dort an öffentlicher Infrastruktur gefordert wird. Dann wird zu entscheiden sein, ob das Vitos-Gelände in Gänze oder in Teilen für die GWH von Interesse ist.
 
Redaktion: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Wedler.

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