Fragen zum Werkverständnis – Eckhard Kremers im Marburger Kunstverein
Marburg 140904 (yb) Die aktuelle Ausstellung im Marburger Kunstverein mit Werken von Eckhard Kremers ragt heraus. Das offenbart sich den BesucherInnen beim Rundgang auf beiden Ebenen. Die Titulierung ‚Plastisch‘ soll das bildhauerisch-plastische Werk prononcieren – doch Malerei und Grafik kommen in der Ausstellung nicht zu kurz. So ist es – in einer Auswahl, versteht sich – eher eine Werkausstellung, in der lediglich die Druckgrafik von Kremers nicht vertreten ist. Es gibt also viel zu sehen, zu betrachten und darin liegt ein großer Reiz dieser Exposition.
Themen und Techniken, Sujets und Herangehensweise des gerade in Ruhestand gegangen Marburger Hochschullehrers (‚Institut für Bildende Kunst‘ der Philipps-Universität –von Kremer initiiert und in den letzten Jahren maßgeblich aufgebaut) lassen sich aufnehmen und wahrnehmen. So kann, wer will, mit einem Gesamteindruck aus dieser Ausstellung gehen. Ob freilich dabei alles plausibel und konsistent gerät, erscheint – sowieso von Betrachterin abhängig – als eine Frage.
In seiner vorzüglichen Einführung in die Ausstellung am Eröffnungsabend hat der Stuttgarter Kunstwissenschaftler Dr. Tobias Wall das ‚Fragmentarische’ im Werk und der Darstellung bei Kremer prononciert. Das ist gewiss zutreffend und doch sind dabei Fragen zu stellen, die sich in einer Ausstellungseröffnung nun einmal nur anreißen lassen.
Ist die Teildarstellung von Körpern oder Körperbekleidung, Beispiel ‚Röcke‘ oder ‚Amazone‘, tatsächlich eine Fragmentierung, mithin bewusstes Weglassen des ‚Restes‘ von Mensch, Körper also eine ‚Vernachlässigung des Ganzen‘?
Ein Fragment ist qua Definitionem ein „unvollendetes Kunstwerk“. In solcher Weise kann dies für die einzelnen Werke von Kremer, ob Malerei oder Plastik, nicht zutreffen. Für sein Werk als Ganzes, das keinesfalls abgeschlossen ist, könnte solches noch weniger zutreffen.
Das ‚Fragmenthafte‘ ist also als eine Art Prinzip, Betrachtungs- und Darstellungsweise bei Kremers zu deuten.
Es gibt ein weiteres Topos in der Rezeption seiner Werke und in der Marburger Ausstellung.
Kremers sagt, er sei kein Christ, meint wohl ‚gläubiger Christ‘ oder vielleicht Mitglied einer Kirche. Wichtige Werke in seinem malerischen Werk kommen zugleich nicht ohne christliche Motive, Symbolik – etwa das Kreuz – aus. Das in Marburg zu sehende großformatige Ölbild ‚Gott Vater‘ macht dies ebenso anschaulich, wie seine Kreuzbilder unter Bezugnahme auf Giotto.
Es lohnt also hinzugehen, zu betrachten und nachzuspüren. Dieses Online-Magazin bleibt weiter dran.
Dienstag – Sontag 11 – 17 Uhr, Mittwoch 11 – 20 Uhr bis zum 16. Oktober.