Hessens größtes Planetarium ab November 2024 wieder geöffnet

14.11.2024 (pm/red) Mit vielfältig intergalaktischen Programmen samt neuer Musikshow können Besucher in Hessens größtem Planetarium ab  1. November 2024 wieder zu fernen Galaxien reisen. Am 23. Oktober haben Wissenschaftsminister Timon Gremmels und Direktor Martin Eberle …

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Antigida-Demonstration in Marburg: Weil Pegida so scheinheilig daherkommt

dbav0105_0737 Antigida Demonstration MarburgMarburg 6. Januar 2015 (red) Bei der beeindruckenden Antigida-Demo in Marburg gestern Abend kamen viele Rednerinnen und Redner zu Wort. Aus ganz verschiedenen Perspektiven, etwa einer christlichem oder einer muslimischen Betrachtungsweise, aus politischen Positionierungen oder einfach aus Betroffenheit, wie die längst zur Marburger Bürgerin gewordenen kurdischstämmige Halise Adsan, die das Grab ihrer Schwester in ihrer früheren Heimat hinter sich lassen musste, wurden weit mehr als eine Stunde lang bei frostigen Temperaturen engagierte Redebeiträge vorgetragen. Die Redaktion des Marburger. Online-Magazins veröffentlicht die gemeinsame Rede der Hessischen Landtagsabgeordneten Angela Dorn und des Marburger Stadtverordneten Marco Nezi als Gastbeitrag:

dbav0105_0761 Angela DornAngela Dorn: Liebe Freunde einer echten Willkommenskultur in Marburg, liebe Mahnende gegen Rassismus und Ausgrenzung, 2014 war das Jahr, in dem in Deutschland die hässliche Fratze des Rassismus ein neues Gesicht bekommen hat. Zunächst in Form von ‚HoGeSa‘, die Hooligans gegen Salafisten und dann in Form vom ‚Pegida‘. Im Gegensatz zu HoGeSa will die Pegida tief ins Bürgerliche Lager wirken  und betonen, friedlich und gewaltfrei zu demonstrieren. Sie nutzen den Islamismus als Türöffner, dahinter drängen sich dann die fremdenfeindlichen Ideen in das bürgerliche Lager hinein. Sie warnen vor der „Islamisierung des Abendlandes“ und meinen die Muslime.

Der Begriff ‚Islamisierung‘ ist absolut irreführend, denn Islamismus hat nichts mit den Grundwerten des Islam zu tun. Permanent wird eine Distanzierung der Muslime von den Islamisten erwartet. Diese Vermischung einer friedlichen Religionsgemeinschaft und schlimmer gewalttätiger Extremisten und Terroristen muss endlich ein Ende haben!
Die Pegida machte Angst davor, dass immer mehr Flüchtlinge die Islamisierung vorantreiben. Was ist das für ein Irrsinn! Die Menschen, die hier Zuflucht suchen, fliehen doch gerade vor der Schreckensherrschaft der Terroristen des so genannten Islamischen Staates. Welch Hohn muss das für die Menschen sein, die vor den Schrecken des IS geflohen sind! Das werden  wir nicht dulden!

dbav0105_0747 Marco NeziMarco Nezi: Deswegen stehen wir hier! Es ist beeindruckend zu sehen, wieviele Menschen sich heute hier versammelt haben – ein wirklich starkes Zeichen!
In diesem Zusammenhang muss gesagt werden, dass diese Veranstaltung von zwei engagierten Frauen angemeldet wurde, die ohne Partei im Hintergrund zeigen wollten, dass wir gemeinsam – egal für wen wir hier sprechen – zeigen, dass Pegida in Marburg keine Chance hat. Vielen Dank für dieses Engagement!
Wir stehen in Marburg für eine Willkommenskultur und Solidariät mit den Flüchtlingen in Deutschland und gegen Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit!

Gerhard Schröder hat vor knapp 15 Jahren einmal gesagt, dass es einen Aufstand der Anständigen geben muss, nachdem in Düsseldorf ein Brandanschlag auf eine Synagoge verübt wurde. So weit darf es nicht mehr kommen. Wir haben uns heute hier in in Marburg, in Köln und in zahlreichen anderen Städten versammelt – lasst es uns als Anfang eines Aufstands der Anständigen verstehen!
Weil leider immer noch ein Drittel der Bevölkerung offensichtlich Verständnis für Pegida hat, müssen wir die Scheinheiligkeit dieser Bewegung entlarven.

Lutz Bachmann, einer der Initiatoren ist das beste Beispiel dafür: Ein mehrfach bestrafter Mann, der aber vor dem deutschen Gesetz nach Südafrika geflüchtet ist, um seiner Strafe zu entgehen. Er ist es aber, der Menschen vorverurteilt, die ihr Land verlassen, weil sie flüchten müssen, um nicht mit dem Tod zu bezahlen. Solchen Stimmungsmachern darf einfach kein Ohr geschenkt werden!
Gerade weil Pegida so scheinheilig daherkommt, kann man nicht verstehen, dass die CSU und der Landesverband der CDU in Sachsen, nun ‚kalte Füße‘ bekommen, statt sich klar gegen Pegida zu stellen.

Ausgerechnet jetzt eine härtere Gangart gegenüber Flüchtlingen zu fordern und Stimmung gegen Asylbewerber zu machen ist einfach nur schäbig! Sehr erfreulich hingegen, auch dass sollte hier erwähnt werden, sind die deutlichen Worte, die Angela
Merkel in ihrer Neujahrsansprache zu Pegida formuliert hat. Wir hoffen, dass diese Botschaft auch in der CSU und CDU-Sachsen sowie bei allen Pegida-Mitläufern angekommen ist.

Auch wenn hier in Marburg die Bewegung bislang keinen Fuß fassen konnte: Wir wissen, dass es auch hier Unterstützerinnen und Unterstützer für Pegida-Forderungen gibt. Mitglieder von rechtsextremen Studentenverbindungen und Burschenschaften aus Marburg, wie zum Beispiel die Germania, haben etwa in Kassel für ‚KaGiDa‚ und anderswo mitdemonstriert. Schon lange ist bekannt, welch rechtsextreme Gesinnungen bei der Germania, den Rheinfranken und der Normannia Leipzig vorhanden ist. Sie nutzen weiterhin öffentliche Feste, wie den Marktfrühschoppen, um ihre Gesinnung zu tarnen und salonfähig zu machen. Auch wenn unsere Beschlüsse im Stadtparlament zur Verhinderung des Marktfrühschoppens juristisch leider gescheitert sind: Wir geben nicht auf! Wir wollen hier auf dem Marktplatz keine sogenannten Volksfeste, die Mitglieder rechtsextremer Verbindungen als harmlosen Tarnmantel missbrauchen.

Angela Dorn: Unser heutiges Bekenntnis für Weltoffenheit kann noch mehr mit Leben gefüllt werden: In nur wenigen Wochen wird in Neustadt, hier bei uns im Landkreis, die leerstehende Kaserne als Übergangsunterkunft für Flüchtlinge genutzt werden, da die Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen vollkommen überlastet ist. Lasst uns die Flüchtlinge willkommen heißen, lasst uns zeigen, dass Pegida und wie sie alle heißen, hier bei uns keinen Platz finden.

Das Jahr 2015 hat gerade erst begonnen, lasst uns bitte alle dafür sorgen, dass es ein Jahr wird, in dem Fremdenfeindlichkeit und Hass gegen Menschen aus anderen Kulturen keine Chance haben. – Vielen Dank!

Sternbald-Fotografien Hartwig Bambey (c) 2015

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