Naturschutz versus sozialen Wohnungsbau? Bürgerinitiative will Vitos-Park erhalten
Marburg 29.10.2015 (red) Um die zukünftige Gestalt und Nutzung des Geländes des vormaligen Psychiatrischen Krankenhauses in Marburg – heute Vitos Kliniken gGmbh – findet seit längerem eine intensive Auseinandersetzung statt. Im Zentrum steht dabei die via Bauleitplanung der Stadt Marburg intendierte Rodung und Bebauung von rund 19.000 Quadratmetern Roteichenwald, der in den letzten Jahrzehnten an der Cappeler Straße/Friedrich-Ebert-Straße gewachsen ist. Eine inzwischen gegründete Bürgerinitiative will dieses Waldstück aus Gründen des Naturschutzes und Klimaschutzes unbedingt erhalten, wogegen das in der Endphase zur Abstimmung stehende Verfahren zur Änderung des Bebauungsplanes eine Rodung dieses Bereiches vorsieht, um dort Wohnungen errichten zu können.
Wohnraum ist in Marburg ein sehr knappes Gut. Insbesondere für Menschen mit geringem Einkommen sind bezahlbare Wohnungen in der Universitätsstadt so gut wie nicht zu bekommen und viele Einwohner haben die Stadt in den vergangenen Jahren daher verlassen.
Im Bereich des derzeitigen Roteichenwaldes am südwestlichen Ecke des Vitos-Klinikgeländes könnte und sollte öffentlich geförderter Wohnraum (Sozialwohnungen) entstehen. Den vordringlichen Bedarf dafür bestreitet in Marburg niemand. Doch kann und muss ausgerechnet diese Waldfläche dafür geopfert werden? Die Bürgerinitiative (BI) sagt nein und weiß dabei unter anderem die Agendagruppen Nachhaltige Stadtentwicklung, Ökologie und Verkehr auf ihrer Seite.
„Die BI wendet sich nicht absolut gegen sozialen Wohnungsbau auf diesem Gelände (der macht laut Planungen etwa 50 % der Wohneinheiten aus und soll als Wohnblocks entlang der Fr. Ebert-Str. gebaut werden), sondern möchte diesen an einem anderen Platz sehen unter Erhalt des Roteichenwaldes und seiner zahlreichen weiteren Gehölzarten und Vogelarten, auch als Schutzriegel für den Park (Sicht-, Lärm-, Feinstaub-, Klimaschutz durch ausgegeglichenere Temperaturen und CO2-Speicherung für Patienten, Hospiz und BesucherInnen),“ erläutert Johannes Linn als einer der Aktiven der BI zum Erhalt des Vitos-Parks.
Die Bürgerinitiative sammelt derzeit Unterschriften für ein Bürgerbegehren gemäß der Hessischen Gemeindeordnung. Rund 2.900 Unterschriften von MarburgerInnen (5 Prozent der Wahlberechtigten) werden zunächst einmal benötigt, um eine Bürgerabstimmung einleiten zu können: „Sind Sie dafür, das Parkgelände um die Vitos- Klinik für Naherholung und Stadtklima zu erhalten und hierzu gemäß §2 Abs. 1 Baugesetzbuch den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan Nr. 10/1, 4. Änderung zu fassen? Der Geltungsbereich umfasst das gesamte Kliniksgebiet zuzüglich Grünflächen am nördlichen und südlichen Rand. Der Plan dient der Sicherung des Grünbestandes und der Bestandsbauflächen nebst Ersatzbaumöglichkeitenfür den Gemeinbedarf.“