Broschüre Marburger Stadtautobahn: Argumente im Kampf gegen die Geißel des Lahntals
Marburg 6.4.2016 (yb) Im Käte-Dinnebier-Saal des DGB-Hauses kamen zahlreiche Interessierte zur Präsentation der bereits im Februar erschienenen Buchbroschüre ‚Stadt, Lahn, Autowahn‘ zusammen und erlebten einen lebendigen Abend, bei dem Referate und Statements von Herausgerber/in und Autoren nur zu deutlich vor Augen führten, dass die B3A in Marburg als „Geißel des Lahntals“ weiter ganz oben auf der Agenda einer zukunfts- und menschenorientierten Verkehrspoltik in Marburg zu stehen hat. Jan Schalauske als Mitherausgeber machte in seiner Begrüßung deutlich, dass viele unterschiedliche Betrachtungen und Sichtweisen notwendig sind, um der Problematik der Zerschneidung des Stadtgebiets durch die vierspurige Piste mit Hochbrücke am Bahnhof gerecht zu werden. Vertiefende Einblicke zum Nachlesen soll das handliche Druckwerk liefern, das von Maximiliane Jäger-Gogoll, Sabine Leidig, und Winfried Wolf mit herausgegeben wird. Zugleich als Gründungsmitglied der Bürgerinitiative Stadtautobahn veranschaulichte Maximiliane Jäger-Gogoll die Bemühungen und Aktionen der letzten Jahre im Kampf gegen Lärm und Abgasbelastungen durch die Stadtautobahn.
Ausführlich legte Verkehrsexperte und Hauptautor Winfried Wolf, der schon Anfang der neunziger Jahre ein Buch zum Autowahn in Gestalt der Stadtautobahn Marburg publiziert hat, in 10 Thesen dar, wie sehr es in Marburg darauf ankommt, die Aktivitäten gegen die B3A weiter zu führen. Er bemängelte dabei, dass das hessische Wirtschafts- und Verkehrsministerium auch mit Minister Tarek al Wazir (GRÜNE) befremdliche Entscheidungen getroffen hat. So wurde ein Tempolimit 80/60 km/h erneut verweigert. Zuletzt wurde die Hauptverkehrsader mitten durch Marburg von der Geltung der Beschränkungen der in Marburg wegen hoher Schadstoffbelastungen eingeführten Umweltzone ausgenommen. Das sei sachfremd und unverständlich veranschaulichte Wolf und kritisierte, dass dabei Daten einer 12 Jahre zurück liegenden Verkehrszählung mit nur 43.000 KfZ-Bewegungen täglich zugrunde gelegt wurden. Eine längst überfällige aktuelle Verkehrzählung würde sicherlich ergeben, dass in Marburg täglich 50.000 Fahrzeugbewegungen oder mehr zu verkraften seien.
Verkehrskoordinator Reinhard Bayer aus Gießen, ebenfalls Autor in dem Druckwerk, zeigte auf, dass mit einer Regiotramverbindung Gießen Marburg, die vom Hauptbahnhof auf die Lahnberge verlängert wird, deutliche Entlastungen und ein schienengebundenes Alternativangebot für Tausende Einpendler täglich geschaffen werden kann. Damit waren den Versammelten viele Stichworte und Anstösse gegeben, die Grundlage einer angeregten Diskussion wurden. Es wurden die bisher zwar vergeblichen Versuche der Bürgerinitiatve vergegenwärtigt, die jedoch immerhin viele öffentliche Debatten in Marburg zu Folge hatten.
Derzeit wird keine Aussicht auf eine Tunnellösung gesehen, zumal die Bundesregierung im Rahmen der gerade verabschiedeten Bundesverkerhswegeplanung bis 20130 andere Prioritäten (Ortumgehungen und Fertigstellung der A49) gesetzt und finanziell priorisiert hat. Deutlich wurde an dem Abend, etwa auch im Fehlen einer Luftmessstation an der Stadtautobahn in Marburg – vom Land aus Kostengründen verweigert –, dass weiter dicke Bretter gebohrt werden müssen. Neben dem Kampf gegen Lärm und krasse Abgasbelastungen sollen Alternativen aufgezeigt werden und in die Diskussionen für eine menschenorientierte Verkehrspolitik in Marburg eingebracht werden.
Die Broschüre ‚Stadt,Lahn, Autowahn‘ kann zum Preis von 3,80 Euro erworben werden.
M.Jäger-Gogoll, S.Leidig, J.Schalauske, W. Wolf (Hrsg.)
Stadt, Lahn, Autowahn – Marburg und die B3A
Verfehllte Verkehrspolitik und Alternativen
ISBN 978-3-00-052275-8, Ladenpreis 3,80 Euro
erhältlich in der Buchhandlung Roter Stern, Am Grün
Bestellung via e-Mail an aboservice@avz-berlin.de
—>Wie eine Regio-Tram Gießen-Marburg auch die Lahnberge erschließen kann