Ausstellung: Die Kamera als Augenzeuge
Marburg 17. März (yb) In der Universitätsbibliothek in der Wilhelm-Röpke-Straße ist eine Ausstellung zur Arbeit des Preisträgers des Marburger Kamerpreis zu sehen. >DIE KAMERA ALS AUGENZEUGE Jost Vacana fotografiert den U-Boot-Krieg für den Spielfilm das Boot (1981)< beschreibt Inhalt und Ausrichtung der Präsentation. Dieser Film brachte Jost Vacano den Durchbruch, damit und in späteren Filmen erlangte er internationale Bedeutung.
Seine für den Oscar nominierte Kameraarbeit für den Welterfolg Das Boot (Regie: Wolfgang Petersen nach dem gleichnamigen Bestseller von Lothar-Günther Buchheim, 1981) ebnete ihm den Weg nach Hollywood, wo er als Director of Photography an zahlreichen Großproduktionen wie RoboCop (1987) oder Starship Troopers (1997) beteiligt war.
Das Boot gedreht mit einer Handkamera
Es entsprang dem Einfluss und der Entscheidung von Jost Vacano Das Boot mit einer extrem bewegten Kamera ganz aus der Hand zu drehen. Damit konnte er eine unmittelbare, dokumentarische Ästhetik verwirklichen, die für den Film und für dessen weltweite Wirkung maßgeblich wurde. So entwickelte Vacano ein eigenes Kamerasystem um die klaustrophobische Enge des U-Boots mit extremen Schwankungen des Seegangs ausgleichen zu können. Zwei Arriflex Handkameras gehören zu den Exponaten.
In der Kernzone der Ausstellung im oberen Foyer der Bibliothek steht ein Modell des des titel- und themengebenden U-Bootes. In Vitrinen werden dazu zahlreiche Exponate gezeigt. Filmkameras, Drehbuchseiten, Seemannspullover und Setfotografien vermitteln Eindrücke und Atmosphärisches. Wer die Bilder des Filmes vor Augen und im Gedächtnis hat, wird in der Ausstellung einiges vom Handwerk entdecken, das in den vordigitalen Zeiten für die Arbeit hinter der Kamera bestimmend war.
„Stille auch hier. Der Raum ist aufgeklart. Die Bodenbretter sind zugeklappt, die Pläne verstaut. Traulicher Lampenschein. Der II WO im Tiefschlaf. Wie ein nasser Sack lehnt er in der Kojenecke, den Kopf auf die Brustgesunken. Genüsslich suckelt er an seinem Saugrüssel. Etwas klemmt unter seinem Arm: Der Basthund – das Maskottchen. Er hält ihn an sich gedrückt, wie ein Kind seine Puppe …“ Eine Szene, Beschreibung und mehr noch eine Stimmung in Worten und Sätzen aus dem Drehbuch, die es in Bilder zu übersetzen galt.
Wer sich darauf einlassen will, findet Anschauung in der Ausstellung und dazu treffliche und betrachtenswerte Schwarz-Weiß-Fotografien von Martin Lober als Galerie an einer langen Wand. Diese Fotos am Drehort La Rochelle mit Schauspielern und Szenen, Einblicke und Stimmungen, zudem mit Kommentaren aus der Zeit versehen, haben großen dokumentarischen Wert aus einer inzwischen ebenso wie bei den Filmaufnahmen längst abgeschlossene Epoche der Silberhalogenid-Fotografie.
Die Ausstellung kann außer an den Osterfeiertagen bis zum 15. Mai täglich von 8.00 bis 24.00 Uhr besucht werden.