Hauen und Stechen im Lahntal – Verteilungskämpfe im Energiesektor
Marburg 18.6.2010 (yb) Der Kurs der Stadtwerke Marburg für regionale Energieerzeugung und Verteilung löst Widerstand aus. E.ON Mitte zeigt sich keinesfalls als schlafender Riese, der untätig zuschaut wie kommunale Stadtwerke zum Konkurrenten aufsteigen und sich durchsetzen. Es geht um Energieerzeugung im Marburger Umland. Sei es Biogas, Wärme, Windstrom oder Solarstrom. Und es geht um die Verteilung sprich Lieferung von Wärme, Gas und Strom in den Leitungsnetzen. Mit Gründung der Netzgesellschaft mit den Stadtwerken Biedenkopf ist eine veränderte Lage geschaffen. Der Gemeinde Lahntal kommt bei der Konzessionsvergabe eine Brückenstellung zu.
E.ON will Standort in Gisselberg dichtmachen
Marburgs OB Egon Vaupel ist stocksauer. Im Zuge des einschlägigen und erfolgreichen Ausbaus der Aktivitäten seiner Stadtwerke will E.ON Mitte den Standort in Marburg-Gisselberg dichtmachen. Bedeutet Verlust von Arbeitsplätzen und von Gewerbesteuereinnahme. Genau das ist Absicht des angekündigten Handelns von E.ON Mitte.
Wettbewerb ist nicht gewollt
Kämmerer und Oberbürgermeister Egon Vaupel hält es für „unverantwortlich, einer Gemeinde Gewerbesteuereinnahmen zu versprechen, die mit der Schließung eines bestehenden Standortes und dem Verlust von Arbeitsplätzen in einer anderen Gemeinde bezahlt werden.“ Vaupel bezieht sich dabei auf Aussagen eines Vertreters von E.ON Mitte im Rahmen eines Informationsabends in Lahntal am 15. Juni.
In Lahntal steht, wie in vielen anderen Kommunen, eine Neuvergabe der Konzessionen für Stromnetze an. Es gibt die konkurrierenden Bieter Stadtwerke Marburg und E.ON Mitte. E.ON ist bisheriger Konzessionsträger und Eigentümer der Netze. Das könnte sich ändern.
Abgabe für Konzession plus X
Dafür haben sich die Stadtwerke Marburg positioniert. Die Angebote der Konkurrenten werden sich in Beträgen nicht sonderlich unterscheiden. Gemäß gesetzlicher Vorgaben beträgt sie 180.000 Euro. Deswegen lockt E.ON Mitte mit einer Ansiedlung in Lahntal. Macht 25 Arbeitsplätze plus jährliche Gewerbesteuerzahlung von etwa 140.000 Euro.
In Lahntal kommt gewichtige Entscheidung
Das ist nicht wenig Geld für eine kleine Kommune und offenbart glasklar, zu welchen Mitteln der Riese greift, wenn ein lokaler Bewerber zum ernsthaften Konkurrenten werden kann. Dazu findet sich Jörg Hartmann vom Regionalzentrum Süd der E.ON Mitte in der Oberhessischen Presse mit den Worten wieder „dann sehen wir keinen Grund mehr, warum wir Gewerbesteuer in Marburg zahlen sollten.“
Entschieden wird in der kommenden Woche, vom Gemeindeparlament in Lahntal. Es geht dort um eine lokale Angelegenheit. Die Reichweite freilich ist eine größere. Lahntal liegt wie der Name schon sagt im Lahntal – zwischen Marburg und Biedenkopf. Nicht genau in der Mitte, jedoch in strategisch bedeutsamer Position für beide Bieter. Den Energieriesen und den regionalen Bewerber in kommunalen Händen.