Stromversorgung in Lahntal wird rekommunalisiert
Marburg 26.6.2010 (yb) Eine Positionierung für die kommunal-regionale Lösung hat die Gemeindevertretung Lahntal getroffen. Zukünftig wird dort nicht mehr die EON Netzbetreiber und Stomlieferant sein. Die Gemeindevertreter stimmten mehrheitlich für Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Marburg. Lediglich 6 Mandatsträger der CDU wollten die Konzession weiter an die EON vergeben. Damit ist eine weitreichende Entscheidung gefallen. Klarer Punktsieg für den David aus Marburg auf dem wichtigen Sektor Netzbetrieb.
Dass Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Schüren sich über die Entscheidung vom 22. Juni in Lahntal-Caldern freut, überrascht nicht. Es zeige sich, dass bürgerfreundliche Energieversorgung gewollt sei, erklärt Schüren und führt aus, dass „die Gemeindevertreter ein zukunftweisendes Bündnis für die Heimatregion“geschmiedet hätten.
Gründung der „Energie Marburg-Biedenkopf GmbH“
Die Stadtwerke Marburg haben sich kürzlich in Stellung gebracht und zusammen mit den Stadtwerken Biedenkopf eine Netzgesellschaft gegründet. In naher Zukunft werden die Karten gemischt und Konzessionen zur Stromversorgung mit bis zu 20jähriger Laufzeit neu verteilt. So kommt der Entscheidung in Lahntal Vorbildbedeutung für die 19 weiteren Kommunen zu, wo die Konzessionen ebenfalls auslaufen und neu zu vergeben sind. Dies erklärt ein weitgehendes „Ansiedlungsangebot“ der E.ON an die Gemeinde Lahntal, welches nicht nur der Marburger Oberbürgermeister hinterfragt hatte.
Daten, Fakten, Hintergrund
- Konzession Gemeinde Lahntal wird nicht weiter an E.ON vergeben
- Netzgesellschaft Energie Marburg Biedenkopf wird Partner und Stromlieferant
- Stromnetz soll durch Gemeinde Lahntal zurück gekauft werden
- Kaufpreis muss mit E.ON verhandelt werden, übernehmen Stadtwerke
- Stadtwerke bzw. neue Netzgesellschaft kauft Stromnetz, wenn für Lahntal zu teuer
- Gemeinde Lahntal beteiligt sich an Netzgesellschaft Marburg-Biedenkopf
Rekommunalisierung und Regionalisierung des Energiesektors
Die Netzgesellschaft Energie Marburg Biedenkopf als Tochtergesellschaft der Stadtwerke Marburg hat sich das Ziel gesetzt, kreisweit Energie- und Informationsinfrastrukturen zu bündeln. Damit soll „die Wertschöpfung bei Stromerzeugung und Stromverteilung zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger und der Kommunen in Landkreis und Region zurück kommen.“ Ist doch die vormalige EAM, gegründet 1929, ein weitgehend in kommunalen Besitz gewesener Energieversorger gewesen. Bis zum Verkauf an die E.ON.
So bleibt es spannend zu beobachten, wie E.ON Mitte mit der Entscheidung in Lahntal umgehen wird. Da ist zunächst der Kaufpreis für das Stromnetz. Der muss verhandelt werden.
Was macht E.ON Mitte
Zum anderen steht die Ankündigung von E.ON Mitte im Raum ihren Standort in Marburg-Gisselberg zu schließen und damit nach Marburg keine Gewerbesteuer mehr zu bezahlen.
Womöglich war dies nur ein Verhandlungspoker. Mit dem sich allerdings die E.ON Mitte nicht unbedingt in ein gutes Licht gesetzt hat. Denn so schnell wird der in Stadt Marburg und Region benötigte Strom noch nicht alleine vor Ort erzeugt.
Strom aus Wind, Wasserkraft, Solarenergie und Bioenergie. Das braucht noch Jahre und Jahrzehnte. Und so lange braucht es noch anderen Strom(lieferanten). In jedem Fall kommen in Aufgaben und Bereiche der Energieversorgung im Marburger Land neuer Schwung. Es geht nicht mehr länger alleine um die Marburger Solarsatzung.
Dazu gekommen ist jetzt die Verteilungsfrage. Wie der Strom zukünftig verteilt werden wird, entscheiden maßgeblich die Kommunen. Lahntal ist mit einer Entscheidung vorangegangen. Demnächst steht die Entscheidung in Ebsdorfergrund an. Dazu kommen dann noch Wahlbürger mit der Kommunalwahl im März 2011. Womöglich wird die „Verteilungsfrage“ im Energiesektor zu einem wohlfeilen Wahlkampffthema.
Womöglich ist dann in ein, zwei Jahren zu berichten: >Stromversorgung im Lahntal wird rekommunalisiert, dazu im Grund, im Ohmtal und anderswo<