Otto Ubbelohde-Preis vergeben
Marburg-Biedenkopf 1.7.2010 (pm/red) In einer festlichen Veranstaltung ist der diesjährige Otto Ubbelohde-Preis des Landkreises an Prof. Marita Metz-Becker, Ortwin Koch und die Künstlergemeinschaft „Atelier Cölber Mühle“ vergeben worden.
Seit 1987 wird der Otto-Ubbelohde-Preis als höchste Auszeichnung des Landkreises im Kulturbereich verliehen. In 2010 gab es 58 Bewerbungen, Ausdruck, dass der Preis begehrt ist.
Otto Ubbelohde war Maler und Zeichner. Er wurde 1867 in Marburg geboren und starb 1922 in Goßfelden bei Marburg. Sein Werk, u.a. Illustrationen zu den Märchen der Brüder Grimm, wird dem Jugendstil zugerechnet.
Die Einführung des Otto-Ubbelohde-Preises sei eine gute Idee gewesen, um das große Engagement der Bevölkerung im Kulturbereich anzuerkennen sagte Landrat Fischbach bei der Preisverleihung in Biedenkopf. Den Festvortrag hielt Andreas Hedwig, Leiter des Staatsarchivs Marburg. Zum Thema „Horizonte der Kreisgeschichte – Der Kreis Marburg-Biedenkopf im Staatsarchiv Marburg“, erläuterte Hedwig einschlägige Dokumente aus verschiedenen Zeiten.
Laudatio für die Preisträger
Landrat Robert Fischbach ging in seiner Laudatio auf die Preisträger ein. Marita Metz-Becker wird für Ihre besonderen Verdienste um die heimische Kultur ausgezeichnet, allen voran für ihre vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkeiten im Zusammenhang mit dem Haus der Romantik und ihrer Frauenforschung.
In Anerkennung seines Engagements für die Mundart- und Geschichtsforschung in Niederklein zeichnet der Landkreis Marburg-Biedenkopf Ortwin Koch aus.
In Anerkennung ihres künstlerischen Schaffens und ihres Einsatzes für den Erhalt eines denkmalgeschützten Mühlengebäudes würdigt der Landkreis Anita Badenhausen, Carla Fassold-Luttropp und Waltraud Mechsner-Spangenberg als Künstlergemeinschaft Atelier Cölber Mühle.
Ausführliche Informationen zu den Preisträgern
Prof. Dr. Marita Metz-Becker
Frau Dr. Metz-Becker ist außerplanmäßige Professorin am Institut für Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaft an der Philipps-Universität Marburg. Sie ist Vorstandsvorsitzende des Vereins Marburger Haus der Romantik e.V. und wissenschaftliches Mitglied der Historischen Kommission für Hessen. Marita Metz-Becker ist eine ehrenamtlich sehr aktive Wissenschaftlerin, die besonders mit zwei Themen in Verbindung gebracht wird.
Es ist das Thema „Frauengeschichte“ im weitesten Sinn und ist es das „Haus der Romantik“ in Marburg, dessen Leiterin sie seit vielen Jahren ist. In ihren unterhaltsamen Erzählungen werden nicht nur beeindruckende Frauenschicksale lebendig und in ihrer aus heutiger Sicht teils unglaublichen Härte nachvollziehbar, sondern auch eine Zeit, in der sich Frauen für die Gleichberechtigung einsetzten und sich gegen eine von Männern dominierte Welt zu behaupten lernten.
Prof. Metz-Becker gelingt es eindrucksvoll, in ihren Publikationen und Referaten Geschichte anschaulich werden zu lassen. In zahlreichen Ausstellungen und im Rahmen ihrer interessanten Themenführungen durch Marburg sowie in dem von ihr gegründeten Haus der Romantik beweist sie die Verbundenheit mit der Region. Es gelingt ihr, dass Frauen der Geschichte und Frauen in ihrem Lebensalltag des letzten und vorletzten Jahrhunderts mit ihren außerordentlichen Lebensleistungen sichtbar gemacht werden und uns heute noch beeindrucken.
Ortwin Koch
Ortwin Koch setzt sich bereits seit Jahrzehnten mit der Heimatgeschichte, dem heimischen Brauchtum und der heimischen Mundart auseinander. Besonders hervorhebenswert sind die Publikation „Glene im Lahngau“ (Niederklein) aus dem Jahr 1997 und vor allem sein Mundartwörterbuch Doas win mer nit vergèasse, das 2009 erschien.
Wenn Sie immer schon einmal wissen wollten, was in Niederklein ein „Hiehraaig“, die „Knaischeib“ oder ein „Scheesewaa“ sind, nämlich ein Hühnerei, die Kniescheibe und ein Kinderwagen, dann werden sie in dem 379 Seiten starken Buch mit über 5.000 Wortartikel bestens bedient. Hier sind die Begriffe aufgeführt, erläutert und übersetzt. In dieser umfangreichen Arbeit wird die Mundart eines oberhessischen Dorfes unter besonderer Berücksichtigung der gebräuchlichen Redensarten und Sprichwörter so gut dargestellt, dass es wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht wird.
Für die wissenschaftliche Forschung wurde hier eine wichtige Nachschlage- und Vergleichsmöglichkeit geschaffen.
In Anerkennung seines Engagements für die Mundart- und Geschichtsforschung in Niederklein zeichnet der Landkreis Marburg-Biedenkopf Ortwin Koch mit dem Otto-Ubbelohde-Preis 2010 aus.
Künstlergemeinschaft Atelier Cölber Mühle
Mit der Künstlergemeinschaft Cölber Mühle zeichnet der Landkreis eine Künstlergruppe aus, die früher zu viert und nach dem Tod des Künstlers Bernd Eifler zu dritt erfolgreich künstlerisch arbeitet. Die drei Künstlerinnen Anita Badenhausen, Carla Fassold-Luttropp und Waltraud Mechsner-Spangenberg arbeiten künstlerisch beeindruckend und haben sich in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt.
Die Jury hob zudem hervor, dass durch das Engagement der Künstlergruppe im ehemaligen Mühlengebäude der Cölber Mühle dazu beigetragen wurde, ein denkmalgeschütztes Gebäudes zu erhalten. Dort befinden sich auf mehreren Etagen die Atelier- und Ausstellungsräume. Erst kürzlich konnte das obere Stockwerk des Gebäudes für Ausstellungszwecke freigegeben werden. Dabei wurden frühere Maschinen im Zusammenhang mit der Mühlenfunktion erhalten und integriert.
Die Künstlergemeinschaft hat seit dem Jahr 2002 ihr Atelier in dem ehemaligen Mühlengebäude der Cölber Mühle. Seit dieser Zeit findet neben verschiedenen Malkursen und Ausstellungen, regelmäßig einmal im Jahr das Atelierfest statt.