SolarGlasKunst in Marburg – Betrachtung von unten
Marburg 10.8.2010 (yb) Parkhäuser sind ein notwendiges Übel. Oft sind Parkhäuser häßlich. Mensch ist froh, wenn er ein Parkhaus verlassen hat. Ausgerechnet ein Parkhaus als Träger von Kunst auszuwählen, ist zumindest ungewöhnlich. Für Kunst am Bau oder Kunst im öffentlichen Raum werden üblicherweise andere Gebäude mit höherwertiger Nutzung und Zweckbestimmung ausgewählt. Nicht so in Marburg. Hier sollte es ein Parkhaus sein. Wurde gemacht. Dazu in der Bundesrepublik das erste Glaskunstprojekt unter Einbeziehung von Photovoltaik im öffentlichen Raum.
Doch der Reihe nach. Das Parkhaus am Pilgrimstein steht schon Jahrzehnte dort. An den Oberstadtberg gebaut hat es Raum zum Parken und eine Wegeverbindung geschaffen. Dann wurde es aufgestockt um Büroetagen und erhielt einen gläsernen Fahrstuhl über 8 Etagen hinweg. Schließlich wurde es freigestellt, indem die Bauruine der Marburger Brauerei auf der Straßenseite gegenüber abgebrochen wurde.
Gewissermassen zu Füßen des Parkhauses Pilgrimstein wurde Platz geschaffen. Eine düstere und beengte Situation ist verschwunden. Stattdessen dort ein Parkplatz, dazu eine neue Wegbeziehung, vor allem jedoch eine Blickbeziehung. Das Parkhaus als höchst profaner Zweckbau kann jetzt aus Distanz wahrgenommen werden. Sein geschichteter Aufbau ist sichtbar, macht die Funktion nachvollziehbar. Darüber eine Büroetage als Querriegel mit Fenstern gegliedert. Als visuelle Oberkante die Häuserzeile der Oberstadt. Es gibt wesentlich schlechter gestaltete Bauwerke in Marburg.
Wer näher rantritt, erlebt das Parkhaus mit vielgliedriger Fassadengestaltung. Gestalterisches Bemühen besonders bei der Erweiterung des Parkhauses ist nicht zu übersehen. Die Fassade wurde gegliedert, die Aufzugsanlage nach oben ist gläsern transparent. Ausblick beim Fahren und Einblick für Betrachter.
Die vier unteren Etagen-Segmente des gläsernen Fahrstuhlschachtes wurden inzwischen grafisch ausgestattet. Köpfe und Wirken von drei bedeutenden Marburgern sind zusammen mit den Jahreszahlen 1228, 1527, 1901 präsentiert. „Diese visuellen Impulse mögen Denkanstösse geben. Später kann mehr kommen“ sagte Oberbürgermeister Egon Vaupel bei der Vorstellung im August.