Naomi Beckwith als Künstlerische Leiterin der documenta 16 vorgestellt

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Streetviewer in Marburg umtriebig

Marburg 19.8.2010 (yb) Der am 10. August in der Biegenstraße gesehene und in offenbarer Aktion fotografierte weiße PKW mit seitlich montierter Filmkamera wird offenbar bereits schon länger für Filmaufnahmen in Marburg eingesetzt.

So hat ein aufmerksamer Zeitgenosse das fragliche Fahrzeug bereits Wochen vorher beobachtet und fotografiert. Auffällig war ihm eine außen am Fahrzeug montierte Filmkamera, mit der das Cabriolet auch an diesem Tag bereits in Marburg unterwegs war. Gesehen, fotografiert und und zwei Fotos übersendet hat Arnd R. aus Marburg. In einer Mail schreibt er dazu „das besagte Fahrzeug konnte ich bereits am 21.7.2010 gegen 16.50 Uhr am Erlenring fotografieren. Das/die  Foto/s dürfen Sie gerne verwenden.“ Eines der beiden Fotos wird hier verwendet, also veröffentlicht.

Auto am Erlenring mit Filmkamera auf Kotflügel montiert

Im Juli mitten in Marburg am Erlenring gesehen und fotografiert. Ein Cabrio mit außenmontierter Filmkamera unterwegs. (Leserfoto Arnd R.)

Vor der Veröffentlichung wurden die Exif-Daten*** überprüft. Diese Daten bestätigten die Angaben des Fotografen und Übersenders. Der war telefonisch nicht errreichbar. Konnte also bisher nicht befragt werden. Dann wurden die beiden KFZ-Kennzeichen unleserlich gemacht, und das Gesicht des Radfahrers. Zusammen mit der schriftlichen Einwilligung des Urhebers/Übersenders durfte und konnte das veränderte Foto veröffentlicht werden. Eine Beobachtung im Juli wiederholt sich ähnlich im August.

Tempora mutantor, Big Brother, Streetview und was noch

Die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns in ihnen. Das wußten bereits Altvordere, die lateinisch als Sprache benutzten (Tempora mutantur, nos et mutamur in illis). 1984 liegt lange hinter uns, geschrieben wurde das gleichnamige Buch von George Orwell in 1946. Die Fernsehserie „Big Brother“ ist lange kein Aufreger mehr. Einen Aufreger in diesen Tagen bereitet für sehr viele Zeigenossen allerdings der Internet-Riese Google mit seinen kamerabestückten Fahrzeugen in deutschen Städten. Gegen Veröffentlichung des eigenen Hauses (Fahrzeugkennzeichens, erkennbaren Gesichtes) kann man Widerspruch einlegen.

In diesem Sommer wurde ein Film in Marburg gedreht. Das interessiert Marburger. Die Lokalzeitung berichtete. Was es mit dem weißen Cabrio auf sich hat, ist unklar. Die zweimalige Fahrt mit außenmontierter Kamera deutet auf Filmaufnahmen hin. Das ist nicht verboten. Es gibt zum Beispiel die Panoramafreiheit als Recht Objekte, Bauwerke zu fotografieren. Darum müssen heute Fotografen längst bangen und kämpfen. Das tun sie auch. Beobachtbar scheint heutzutage nicht nur jeder Tourist kamerabewehrt. Mobiltelefonbenutzer haben ebenfalls eine Fotokamera dabei. Viele benutzen diese und halten es für selbstverständlich. MMS sausen durch die Netzwelten. Netzrauschen.

Keine Ahnung. Und keine Zeit zu überprüfen, was die zwei Zeitgenossen mit der Filmkamera in Marburg machen. Vielleicht kamen sie vom „Set“, also einem Aufnahmeort und passierten lediglich den Stadtraum. Keine Ahnung, keine Zeit und keine Veranlassung dies gar zu überprüfen. Filmen und fotografieren darf jeder Mensch hierzulande. Auch und gerade in der Öffentlichkeit. Das ist technische und demokratische Errungenschaft, wie das Internet für immer mehr Menschen Text-, Foto-, Video-, Musik- und sonstige Performanceforen schafft.

Es geht um die Verwendung von Foto- und Filmaufnahmen. Dagegen steht das „Recht am eigenen Bild“. Bei Streetview stehen dagegen grundlegende Datenschutzanliegen. Dagegen sein muss Mensch, wenn es um den Internet-Pranger geht.

Wieder so ein Ding der Altvorderen. Heutzutage wird der Pranger des Körpers und Raumes entkleidet in den Cyberspace gehoben. Und in die Medien. Ene, mene, muh – tot bist du.  Jörg Kachelmann u.a.m.

*** Exif-Daten enthalten Informationen über Fotokamera, Aufnahmezeitpunkt und andere technische Daten. Sie werden in jeder Digitalkamera erzeugt und mit dem Bild-Daten-Verarbeitungsakt in den Kopf der Bilddatei geschrieben. Sie können gelesen werden. Längst gibt es Programme (Exifer) um die Exif-Daten zu bearbeiten, zu löschen – oder zu manipulieren.

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