Luna, Luminanz und Lustbarkeit am Sommerabend
Marburg 23.8.2010 (yb) Vor manchem Erleben in Marburg muß Mensch sich in die Höhe begeben. Ob zu Fuß, mit Fahrrad, per Bus oder mit PKW spielt eine nachrangige Rolle. Ausblick und Überblick über Stadt mit Schloß nebst Umgebung wird nur denen zuteil, die den beachtlichen Weg zur Spiegelslust hinter sich bringen. Dort wartet lohnende Aussicht. Ähnlich verhält es sich mit dem Marburger Open-Air-Kino. Zunächst ist das eine Wetterangelegenheit. Dann kommt unvermeidlich der Aufstieg zum Schloßberg. Dort findet sich die Freilichtbühne für das sommerliche Open-Air-Kino mit 200-Quadratmeter-Leinwand ausgestattet.
Ende August kommt der Filmstart bereits etwas früher. Gegen 21 Uhr erlischt die farbige Spotbeleuchtung der Projektionsfläche. Auf großer Leinwand wird mächtig Luminanz entfaltet und das Kinoerlebnis könnte beginnen.
Noch vor dem Film verlangt es manche nach anderen Sinnenfreuden. Am Kiosk gibt es Kaltes und Knuspriges, was viele nicht entbehren möchten. Nicht wenige Cineasten stehen an, um Wein, Alsterwasser oder Popcorn zu besorgen. Die bereits laufenden unvermeidlichen und zahlreichen Werbetrailer vor dem Hauptfilm vergehen beim Getränkekauf womöglich besser als auf den mit Sitzkissen etwas aufgewerteten Sitzbänken. Diese sind in die Jahre gekommen. Open-Air hat es nun mal keine gepolsterten Plüschsessel.
Wer will kann sich Getränke und Eßbares von zu Hause mitbringen. Den Lustbarkeiten am Sommerabend steht wenig entgegen. Sieben Euro für den Entritt in Marburgs luftiger Oberstube sind nicht unverschämt. An diesem vorletzten Augustsonnabend schmeichelt dazu milde Sommerluft. Über den Bäumen zieht ein Beinahe-Vollmond am sternenklaren Himmel seine Bahn.
So wird bis zum Abspann die Wolldecke nicht benötigt und dem Kinogenuß steht Abendkühle nicht entgegen. Projektion und Bilderwirkung sind bestens. Aber die Lautstärke ist übersteuert. Das macht jeden Ton aus Richtung Leinwand selbst für Schwerhörige bestens wahrnehmbar und übertönt mitunter lästige Beiß-, Knack- und Kaugeräusche popcornverzehrender Zeitgenossen.
Es bleibt der Film, an diesem Abend „Die Päpstin“ von Regisseur Söhnke Wortmann. Reißerisch und effekthascherisch in Bilder gesetzt, beinahe schon Klamauk. Es kommt „Der Name der Rose“ in den Sinn. Das stünde für cineastisches Vergnügen und beste Filmkunst. Im Programm des Open-Air-Kino im Schloßpark stehen freilich viele Filme, einige an kommenden Abenden.
Der hochgelegene und besondere Ort steht zweifelsohne in bester Weise für Luna, Luminanz und weitere Lustbarkeiten. Zu guter letzt führt nach Aufstieg nun kein Weg am Abstieg vorbei. Zu Fuß gibt es dafür verschiedene reizvolle Routen mit Mondschein.