ALG-II-Bezug ist kein Ruhekissen
Marburg 27.8.2010 (wm/red) Mehr als die Hälfte der Arbeitslosengeld-II-Empfänger zwischen 15 und 64 Jahren geht mindestens 20 Stunden pro Woche einer nützlichen Tätigkeit nach. Sie erziehen Kinder unter sieben Jahren, pflegen Angehörige, arbeiten und benötigen dennoch ergänzendes Arbeitslosengeld II. Viele bilden sich weiter oder befinden sich in Förder-maßnahmen. Das zeigt eine Befragung von mehr als 10.000 Hartz-IV-Beziehern des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Erfolgsaussichten bei Jobsuche niedrig
Nur etwa 60 Prozent der Arbeitslosengeld-II-Empfänger zwischen 15 und 64 sind daher laut IAB überhaupt verpflichtet, aktuell nach Arbeit zu suchen. Von denen bemühe sich die große Mehrheit tatsächlich um einen Job. Die Erfolge seien relativ bescheiden. Lediglich etwa Viertel der Suchenden hatte in den vier Wochen vor der Befragung ein Vorstellungsgespräch. Die Arbeitsmarktforscher sehen das als Indiz dafür, „dass bei der Mehrheit der Leistungsempfänger die Motivation nicht der Hauptgrund für den andauernden Bezug ist.“
Der IAB-Studie zufolge sind die meisten Hartz-IV-Empfänger bereit, eine gering bezahlte Arbeit anzunehmen. Gleichzeitig gebe es aber rund 350.000 Leistungsempfänger, die keiner Tätigkeit nachgehen. Diese wären eigentlich zur Arbeitssuche verpflichtet, haben in den vier Wochen vor er Befragung nicht nach einem Job gesucht. „Diese Gruppe besteht zu großen Teilen aus älteren Hilfebedürftigen und beschreibt sich gesundheitlich als stark eingeschränkt“, merken die Arbeitsmarktforscher in der Studie an.
Zahlen und Fakten zum Hintergrund
Mehr als 80 Prozent der Hartz-IV-Empfänger zwischen 15 und 64 weisen Arbeitsmarkthemmnisse auf. Sie haben geringe Qualifikationen, eine schlechte Gesundheit. Vielen haben einen Migrationshintergrund oder sind alleinerziehend.
Derzeit gibt es mehr als 6,5 Millionen Hartz-IV-Empfänger. Davon sind knapp fünf Millionen zwischen 15 und 64 Jahren alt.