„Nazis versuchen Tod eines Marburgers zu instrumentalisieren“
AStA Marburg warnt vor Neonazi-Hetze nach Schlägerei in Wehrdaer Str.
Marburg 27.8.2010 (pm/red) Nachdem ein Marburger nach einer Schlägerei am 14. August an seinen Verletzungen erlegen ist, versuchen Neonazis die Tat für ihre rassistische Agitation zu nutzen. Schon am 24. August machte das extrem rechte Portal „Altermedia“ Stimmung gegen Sinti aus dem Waldtal, zu denen es die Täter zählt. Der Text versucht eine multikulturelle Gesellschaft als Grund für den Tod auszumachen. Auch andere extrem rechte Seiten haben die Tat bereits aufgegriffen und für ihre populistischen Parolen umgedeutet.
Für Samstag war eine Gedenkdemonstration in Marburg geplant. Diese wurde von der Stadt untersagt, da der Anmelder nicht mit dem Opfer befreundet sei und er somit in würdeverletzender Weise den Toten instrumentalisieren würde.
Neonazis wollten dort die Tat für ihre menschenverachtende Propaganda missbrauchen. So wurde offensichtlich von Neonazis die Gedenkseite http://www.samuel-gedenken.de.vu ins Netz gestellt. Die Seite gab zunächst bekannt, dass sich die Eltern des Opfers, angeblich auf Druck der Polizei, gegen die Demonstration ausgesprochen haben. Laut der Seite, sollte diese nun von „Freunden“ aber trotzdem durchgeführt werden. Nun gibt sie nur noch das Verbot der Stadt bekannt. Die Seite liegt auf dem Server vom „Bund freier Bauern“, einer Nazigruppierung um den Neonazi M. Auf demselben Server liegt auch die Seite der „Freien Nationalisten Mittelhessen“, einer Naziseite, die ebenfalls zum Gedenkmarsch aufrief.
Abigail Pablo vom AStA Marburg sagte: „Die Seite sieht zwar auf den ersten Blick unpolitisch aus, aber schon bald nach dem Aufruf ertönte ein Lied der Rechtsrock-Gruppe „Sturmwehr“ aus Gelsenkirchen. Hier sollten eindeutig trauernde Menschen in die Irre geleitet und beeinflusst werden.“
Auch die Kommentare sind regelmäßig von rassistischen Stereotypen und Vorurteilen geprägt und halten den Verstorbenen für ein Opfer des „Multikultiwahns“. Neonazis versuchen außerdem in sozialen Netzwerken imInternet Stimmung gegen Menschen mit Migrationshintergrund zu machen.
Die Sprecherin vom AStA weiter: „Wir dürfen nicht zulassen, dass Neonazis das Gedenken an den Verstorbenen für ihre rassistischen Parolen missbrauchen, wie es beispielsweise in Stolberg 2008 erfolgte. Wir begrüßen daher das Verbot des Marsches. Es obliegt den Trauernden, sich nicht vor den Karren einer kleinen Gruppe von populistischen Rassisten zu spannen.“
Das extrem rechte Portal „Altermedia“ hat das Verbot bereits aufgegriffen, fordert aber weiterhin dazu auf nach Marburg zu kommen.