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Erneuerbare vor Ort und Atomstrom aus Berlin

Solar-Carport wird besichtigt

Marburg 13.9.2010 (yb) Die inzwischen siebte Messe des Landkreises für Erneuerbare Energien war Werbung eben dafür. Das haben die Besucher so erfahren und erlebt. Dazu einen schweigsamen Landrat Fischbach – jedenfalls zum Atomstrombeschluß aus Berlin. Die Energiemesse beim Landkreis am Wochenende ist gelaufen.
Mit Erfolg, wird in Pressemitteilung vom Lankreis verlautbart. 5.000 Besucher sind mitgeteilt. Na ja, wie heißt es so schön im Volksmund „un bann´s net raant, so treppelt´s doch“. Die Besucher sind eher getreppelt gekommen. Eine erfolgreiche und vor allem instruktive Veranstaltung hat  im Cappeler Lichtenholz stattgefunden. Positiv ist die Rolle des Landkreises als Träger der nunmehr siebten Auflage dieser kleinen regionalen Energiemesse.

Alles für die Erneuerbaren

In der Eigendarstellung des Landkreises liest sich das wie folgt: „das Thema Erneuerbare Energien aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten und den interessierten Besuchern möglichst vielseitige Informationen zu bieten. Dies ist uns auch in diesem Jahr gelungen, erklärte der Landrat.“
Merkwürdig. Es ist noch keine Woche her, dass im gar nicht so fernen Berlin eine skandalöse und anachronistische Laufzeitverlängerung für die Atommeiler in Deutschland von der schwarz-gelben Bundesregierung  beschlossen wurde. Kein Wort dazu vom Landrat.

Atomstrom und mehr Erneuerbare Energie – das geht nicht

Dies war und wird werden ein Schlag ins Gesicht für den Ausbau und weiteren Aufbau einer Energieversorgung mit Erneuerbaren Energieträgern. In Berlin gibt es güne Ampel für Atomstrom und in Marburg fällt einem CDU-Landrat nichts dazu ein. Kein Wort dazu aus dem Munde des Landrats. Der singt das Hohelied der Erneuerbaren Energien (und tut auch was dafür).

Warum sagt der Landrat nichts zum Atomstrom-Beschluß?

Jörg Hartmann, links, E.ON Mitte und Landrat Fitrschbach am Stand von E.ON Mitte auf der Energie-Messe (Foto H.Bambey)

Als Bürger und messebeteiligter Handwerker oder Aussteller konnte man zumindest bei der Begrüßung von Robert Fischbach eine Aussage erwarten. Nebbich, Niente, Nothing. Keep Smiling und lieber nichts dazu sagen, ist offensichtlich die Position des Marburg-Biedenkopfer Landrats.
Einige Wochen zuvor, bei der Pressekonferenz zur Vorstellung dieser Energiemesse, meinte Landrat Firschbach, befragt nach der Rolle der E.ON in der Region, dass er kommunale Anteilseigner-Interessen vertrete (der Landkreis besitzt 2 Prozent Anteil an E.ON Mitte). Im Aufsichtrat von E.ON hat der Landrat Sitz und Stimme.

Ob es im Rahmen der Messe und ihrer Präsentationen tatsächlich geleistet wurde „das Thema Erneuerbare Energien aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten“, kann nicht einmal als Frage gestellt werden.

Landrat schweigt zur Laufzeitverlängerung Atomstrom

Dies genau wurde nicht geleistet. Vielmehr, der Landrat hat dies verweigert, hat die Gelegenheit vor Ort sich zu positionieren verspielt. Er schielt lieber nach links und rechts, freut sich über lokal-regionale Leistungsträger im Kleinen. Dann sitzt er wieder mit am (Aufsichtsrat-) Tisch des großen Atomstromproduzenten und -lieferanten E.ON.

Aussteller sehen die Probleme durchaus

Im Gespräch mit Ausstellern kommt deren Skepsis deutlich zum Ausdruck. Volker Klös von der Sonneninitiative e. V. baut gerade einen großen Solar-Carport auf dem Mitarbeiterparkplatz der Kreisverwaltung. Er sieht klar negative Folgen, kann den energiepolitischen Sinn der Berliner Beschlüsse nicht erkennen.

„Jeder Produzent muss heute die Umweltverträglichkeit seiner Produkte nachweisen“ sagt er. „Und den Entsorgungsnachweis führen.“ So gebe es Photo-Voltaikmodule, bei denen giftiges Cadmium verbaut werde. Deren Hersteller müssten, um diese Module überhaupt anbieten zu dürfen, Garantieerklärungen zu deren späterer Rücknahme und umweltverträglicher Entsorgung führen. „Die Atomstromlieferanten sind und bleiben befreit davon. Die müssen nicht einmal die alten Atommeiler sicherheitstechnisch nachrüsten“ sagt der Experte für die Stromerzeugung aus Sonnenenergie.

Folgen der Laufzeitverlängerung werden unten ankommen

Fachleute sind sich indessen einig, dass das Thema des Ausbaus erneuerbarer Energieträger sich deutlich verlangsamen wird. Schon in jüngster Vergangenheit mussten Windmühlen abgeschaltet werden, weil kurzfristig Überproduktion in der Stromerzeugung zu Stande kam. Das wird Arbeitsplätze kosten, technische Innovationen bremsen und technologische Marktführerschaft gefährden – bis hinunter in die Region.

Ob dann in Zukunft sich weiterhin derartige Energiemessen veranstalten lassen, wird man sehen. So ist zu hoffen, dass Hersteller und Handwerker dem Landkreis und Landrat Rückmeldung geben werden, wenn es zu wirtschaftlichen Einbrüchen kommt.

Auch in der Berliner CDU wird Atomstrom zunehmend kontrovers diskutiert. Dafür brauchte Landrat Fischbach lediglich die Tagesschau einschalten, etwa am Sonntagabend seiner Energiemesse.
Wieso der CDU-Politiker Fischbach angesichts interessierter Bevölkerung und zahlreicher Leistungsträger aus Branchen Erneuerbarer Energieerzegung schweigt und glaubt sich durchmoglen zu können, bleibt unerfindlich und kostet viel Glaubwürdigkeit.

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