Debatte um Integration versachlichen
Berlin, Marburg 19.9.2010 (pm/red) Die pauschalisierenden Thesen von Thilo Sarrazin helfen nicht weiter. Fachleute aus Deutschland, der Türkei und anderen europäischen Ländern diskutieren ab Dienstag, dem 21.Septmber, in Berlin über den tatsächlichen Stand der Integration, deren Erfolge und Hemmnisse. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit ist Schirmherr der Tagung. Im Mittelpunkt steht die seelische Gesundheit von Bürgern mit türkischem Migrationshintergrund und deren immense Bedeutung für Integrationsfähigkeit.
Tagung deutsch-türkische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie
Der 7. Deutsch-türkische Psychiatriekongress steht unter dem Motto „Kulturräume“. Tagungspräsident ist Prof. Andreas Heinz, Direktor der Klinik für Psychiatrie der Charité. Vorgestellt werden eine Studie über Migrantenmilieus sowie eine Befragung zu Türken in Deutschland. Die Erhebungen zeigen, dass hier Menschen mit Migrationshintergrund auf ebenso verschiedene Weise leben wie der Rest der Bevölkerung. Sie sind überwiegend gut in die deutsche Gesellschaft integriert oder auf dem besten Weg dorthin. Auch wenn es einen kleinen Prozentsatz gibt, der integrationsunwillig zu sein scheint, zeigt sich, das verallgemeinernde Behauptungen über die „gescheiterte Integration“ in keiner Weise berechtigt sind.
Dass die seelische Gesundheit eine der wesentlichsten Voraussetzungen dafür ist, sich in die Gesellschaft des Aufnahmelandes einleben zu können, zeigen mehrere wissenschaftliche Projekte der Charité-Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie. Die Charité ist auf diesem Gebiet deutschlandweit führend. Dazu gehören die gemeinsam mit der Uni Hamburg aufgelegte, internationale Studie „Seelische Gesundheit und Migration“ sowie die Untersuchung der Ursachen von erhöhten Suizidraten bei jungen Türkischen Frauen. Wesentlicher Bestandteil des letztgenannten Projektes ist die Berliner Kampagne „Beende Dein Schweigen, Nicht Dein Leben“.
Forschung zu Integrationsgelingen
Bei der Tagung der Deutsch-Türkischen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und psychosoziale Gesundheit (DTGPP) geht es neben neuen Forschungsprojekten um die Überprüfung bisheriger und die Entwicklung neuer Behandlungskonzepte bei unterschiedlichen Patientengruppen. Der Kongress möchte nicht nur zur Versachlichung der öffentlichen Diskussion beitragen. Dazu sollen anhand positiver Integrationsleistungen praktikable Konzepte für Gesundheitswesen und Politik mit Ziel besseren Zusammenlebens erarbeitet werden. Die Teilnehmer kommen aus unterschiedlichen psychosozialen Berufen.
Mehr Informationen zum Kongreß im Internet.
Tagung deutsch-türkische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie
Termin 21. bis zum 25. September
Ort Rathaus Schöneberg, John-F. Kennedy-Platz, Berlin