SPD will Verknüpfung Soziokultur mit Kulturwirtschaft
Marburg 3.10.2010 (pm/red) Der Vorsitzende des Arbeitskreises Schule und Kultur der Marburger SPD sieht „ein wichtiges Etappenziel hin zu einer tragfähigen Entwicklung des Waggonhallen-Areals erreicht; eine gute Basis, um zu konkreten Vereinbarungen mit den Vertretern der AG Zukunftswerkstatt zu gelangen.“ Gerald Weidemann übermittelte der Redaktion namens seiner Partei diese Einschätzung. Mit Blick auf die getroffene Kooperationsvereinbarung zwischen der Aurelis Real Estate und der Stadt Marburg heißt es darin weiter. „Die Geschwindigkeit, mit der das Vorhaben von Magistrat und Verwaltung vorangetrieben wurde, ist beeindruckend.“
In der Veranstaltung zur Entwicklung des vormaligen Bahngeländes sei auch verständliche Ungeduld artikuliert worden, erläutert der kulturpolitische Sprecher der SPD. Den ehrenamtlich Aktiven in Kulturinitiativen sei ausdrücklich Dank für ihre Einbringungen auszusprechen.
„Damit haben wir ein echtes Etappenziel für tragfähige Entwicklung des Waggonhallen-Areals erreicht“ sagt SPD-Sprecher Weidemann.
Vorgeschichte zum Kauf des Waggonhallen-Areals
Für die Einordnung und das Verständnis könne es hilfreich sein, die vorhergehenden Schritte zu vergegenwärtigen. Im Herbst 2008 wurde im Arbeitskreis Schule & Kultur der Marburger SPD ein Antrag entwickelt, in dem der Magistrat aufgefordert werden sollte, das Waggonhallenareal kulturpolitisch und städtebaulich zu entwickeln.
Damit verfolgten die Sozialdemokraten mehrere Ziele
- Einbeziehung der Museen Circus-Archiv, Kindheitsmuseum und Spiele-Archiv
- Sicherung der noch erhaltenen Industriekultur
- Weiterentwicklung des Kulturstandortes Waggonhalle
- städtebauliche Anbindung des Areals an die Stadt
- Mischung von geförderten Kulturträgern (z.B. Kunstwerkstatt, Radio Unerhört), geförderten sozialen Initiativen und sich selbst tragenden privatwirtschaftlichen Unternehmen zu etablieren
Weichenstellungen in 2008
Schon vor den Empfehlungen der Kulturkommission Spiele-Archiv, Kindheitsmuseum und Circus-Archiv auf dem Waggonhallengelände unterzubringen, fanden dazu Beratungen der SPD statt.
Unter Schirmherrschaft von Kulturdezernentin Kerstin Weinbach fanden sich dann im Oktober 2008 Interessierte zu einer Zukunfts-werkstatt zusammen. Die Resonanz war groß.
Im Dezember 2008 wurde in der Stadtverordnetenversammlung ein gemeinsamer Antrag von SPD und Bündnis90/Die Grünen zur konzeptionellen Entwicklung des Areals verabschiedet.
„Der Magistrat wird aufgefordert, auf der Grundlage der Ergebnisse der Zukunftswerkstatt zusammen mit den Interessierten ein Konzept zur kulturpolitischen und städtebaulichen Entwicklung des Areals um das Kulturzentrum „Waggonhalle“ zu entwickeln, mit dem Ziel, dieses Areal als Standort der Kunst und Kulturwirtschaft auszubauen, an dem öffentlich geförderte freie Träger und privatwirtschaftliche Interessenten zusammengeführt werden.“
In der Begründung wurde die mit der Kulturnutzung geleistete Aufwertung, die Ansiedlung eines Gastronomiebetriebes, der zugleich mit Sozialorientierung tätig ist, die überörtliche Bekanntheit der Spielstätte, die Raumpotentiale für bestehende Kulturinitiativen und mögliche Synergien mit privatwirtschaftlichen Akteuren zur Entlastung der Finanzen Marburgs angeführt.
Wirtschaftliche Betrachtungsweise angelegt
In den damaligen Überlegungen werde anschaulich, dass es nicht nur um den Ausbau eines Soziokulturellen Zentrums gegangen sei. „Die Entwicklung eines zentral gelegenen Areals unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Stadt Marburgs, waren grundlegende konzeptionelle Überlegungen in meiner Partei“ erläutert Stadtverordneter Weidemann.
Seitdem treiben intensive Beratungen des Kulturamts mit Vertretern der AG Zukunftswerkstatt (Museen und Initiativen), der IG Klettern (Kletterhalle in ehemaliger Reithalle) die inhaltliche Konzeption voran.
Wie geht es jetzt weiter?
- Bis Jahresbeginn 2011 soll mit Unterstützung von Prof. Karl Braun (Institut f. Europäische Ethnologie und Kulturforschung) ein Konzept für das „Interaktive Museum mit Anschluss“ in einer Größe von 500 – 600 qm erarbeitet werden
- Die Kunstwerkstatt soll in der Werkhalle eine dauerhafte und qualitativ hochwertige Bleibe finden
- Für die Kletter- und Bewegungshalle wird ein Businessplan und ein Organisations- und Trägerkonzept erarbeitet
- Im Bereich des Lokschuppens sollen gewerbliche Akteure aus der Kultur- und Medienwirtschaft, dazu sportliche und soziale Dienstleistungen unterkommen
- Der Verein Arbeit und Bildung hat Interesse an Einbindung in die Gesamtplanung signalisiert, als Ergänzung zum bestehenden Engagement der Jugendkonflikthilfe
- An der Hotel- und Touristikfachschule der Käthe-Kollwitz-Schule wird überlegt, ob eine Beteiligung möglich ist
- Die Gestaltung und das Angebot auf dem Gelände soll touristisch attraktiv werden, Zielstellung z.B. Familienausflugsqualität
Er könne sich vorstellen und wünsche ausdrücklich, dass für die weitere Arbeit und Entwicklung der Waggonhallen Unterstützung von allen Fraktionen im Parlament komme, meint der kulturpolitische Sprecher der SPD.