Am besten wäre, nicht mehr gebraucht zu werden
Wolfgang Klafki übergibt das Comenius-Preisgeld an Marburger Tafel
Marburg 11.10.2010 (yb) Ein ganze Zeit gab es zu berichten, von Plänen und Vorhaben, die den Aktiven der Marburger Tafel mit den 10.000 Euro Preisgeld vom Comenius-Preis jetzt offenstehen. Prof. em. Wolfgang Klafki hat unlängst den angesehenen Preis in Darmstadt überreicht bekommen und mitgeteilt, das Preisgeld für die Arbeit der Marburger Tafel zu stiften. So war die Runde um die Eheleute Klafki in den Räumen der Tafel in der Ernst-Giller-Straße froh und wohlgestimmt, als über die Vorhaben für die Stadtallendorfer Kindertafel berichtet wurde. Schon seit langem bedienen die Tafel-Aktiven aus Marburg Bedürftige in Gladenbach, Wetter, Kirchhain und, in der besonderen Zielgruppe einer Kindertafel, in Stadtallendorf.
In Vertretung der erkrankten Vorsitzenden Rita Vaupel berichtete zunächst 2.Vorsitzender Erich Lindner von der langjährigen Arbeit der Marburger Tafel seit dem Jahr 2000. Er vergegenwärtigte die Aussage von Rita Vaupel, als die Zuwendung der 10.000 Euro von Professor Klafki mitgeteilt wurde. “ Wir wollen den Kindern unserer Kunden damit Bildung und Kultur näherbringen“ hatte die Vorsitzende zur Zweckbestimmung der großzügigen Spende gesagt.
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein
Bei allen Nöten der etwa 1.600 Menschen, in der besonders die Würde der Menschen in Not wahren wollenden Sprachregelung der Tafel-Aktiven Kunden genannt, sei gerade bei Kindern in Stadtallendorf schnell offenbar geworden, wie groß die kulturellen Defizite und Bedürfnisse der Kinder seien, erläuterte Lehrerin i.R. Barbara Gröndahl, zugleich kraftvoll wie mit großer Empathie.
„Kulturelle Teilhabe gehört doch in unserer Gesellschaft dazu. Gemeinsames Spielen, Spracherziehung oder Mal ins Kino. Wir erleben doch, wie glücklich die Kinder sind, wenn sie dabei sein können“ führt die Pädagogin aus und blickt zuversichtlich in die versammelte Runde. Hilde Rektorschek, zugleich 2. Vorsitzende der Hessischen Tafeln, ergänzt die Aussage: „Die Tafeln werben mit ihrer Arbeit in unserer Gesellschaft zugleich für praktische Solidarität.“ Gegenseitige Hilfe sei ein wichtiger, nicht zu unterschätzender Aspekt in einer Gesellschaft, sagt die engagierte Marburgerin.
Keinen Wunsch im Moment – doch, eigentlich den, überflüssig zu werden
Gefragt nach offenen Wünschen, überlegt Erich Lindner einen Moment. „Ach wissen sie, wir haben viel zu tun. Ein Ende ist nicht wohl absehbar. Aber eigentlich, eigentlich würden wir am liebsten eines Tages überflüssig sein“ sagt der Vorstandsvertreter der Marburger Tafel. Jetzt plane man konkrete Angebote über die Essensversorgung hinaus für Kinder in Stadtalllendorf. Dort soll es Nachhilfe für Schüler geben, Sprachangebote für Migrantenkinder, Spiele, Freizeitangebote, wie mal ins Kino zu gehen.“ Das sei nicht wenig an Arbeit und pädagogischer Aufgabenstellung. Dafür habe man bewährte Padagogen in den Reihen der Aktiven.
Hintergrund: Was die Marburger Tafel Wo, mit Wem und für Wen leistet
Der stellvertretende Vorsitzende hat die wichtigen Zahlen und Daten im Kopf und belegt damit ein ebenso beeindruckendes wie belastendes Bild von materieller Not in einer reichen Gesellschaft:
- 188 ehrenamtlich Aktive leisten die Arbeit der Marburger Tafel
- 7 Fahrzeuge kommen dabei zum Einsatz für Abholung und Auslieferung von Lebensmitteln
- In Marburg, Gladenbach, Wetter, Kirchhain und Stadtallendorf ist die Tafel tätig
- Mehr als 1.600 Menschen werden regelmäßig versorgt
- Von den Kunden sind weit mehr als 400 Kinder
- Im Einzelnen: Marburg – 1.200 Personen, Gladenbach – 160 Personen, Wetter – 110 Personen, Kirchain – 200 Personen, Stadtallendorf bei der Kindertafel über 160 Beteiligte
Zur Unterstützung hat die Tafel mit Kinderbildern einen Kalender für 2011 herstellen lassen, der im Buchhandel zum Benefizpreis von 5,00 Euro erworben werden kann. In Hessen gebe es 51 weitere Tafeln und in Deutschland seien insgesamt derzeit 874 Tafelorganisationen tätig. Heute sei Montag, da gebe es keine Spenden. So wurde den Gästen inclusive der Pressevertreter noch eine Einladung zu einem Tafeltag zuteil. „Wenn wir Essen ausgeben und unsere Kunden da sind. Da können sie sich mal ein anschauliches Bild machen, wie es bei uns zugeht“ sagt Frauke Stübig, ehe die Gruppe auseinandergeht.
Informationen zur Marburger Tafel gibt es im Internet.