Kulturstreifzug Marburg Samstag 23.10.2010
Marburg 24.20.2010 (yb) Nach ungezählten Veranstaltungsankündigungen zu Lesungen, Theateraufführungen, Konzerten und anderen Bühnenereignissen war der gestrige Samstagabend dafür auserkoren, vor Ort in Marburg Eindrücke zu sammeln. 19.39 Uhr Abfahrt mit Bus Linie 2 zum Rudolfsplatz. 23.44 Uhr Rückkehr per Minicar. Drei Locations, Hunderte Gäste, ein Staatsekretär, viele Akteure und recht verschiedenes Ambiente mit ambitionierten Angeboten. Das zahlreiche Publikum an den drei Spielstätten einte unübersehbar Kulturhunger, Dabeiseinwollen, Einlassungswille und gute Laune als Spiegel gebotener Live-Angebote – Poetry-Slam, Breakdance, Off-Theater. Programm an den ausgewählten drei Orten. Dazu gibt es bekanntlich in Marburg fünf oder sechs weitere Locations mit Live-Darbietungen. Doch hat ein einzelner Journalist keine Chance, mehr als drei zu schaffen. Diese drei waren anstrengend genug, samt der Bildredaktion am Sonntagvormittag. Betrachten, vergleichen, auswählen, bearbeiten und hochladen. Also jetzt erst einmal Bilder.
Noch einmal dürre Worte. Die Fotografien sagen viel, zeigen Publikum, dessen Stimmungen und zeigen etwas vom Geschehen. Das ist bei Poetry Slam zwangsläufig am wenigsten bildträchtig. Schließlich geht es um Sprache, direkt zu einem jungen Publikum vorgetragene Alltagsprosa und -poesie. Dafür steht Marburg mit dem Namen von Lars Ruppel und mit vielen Anhängern des neuen Genres. Anhänger waren ins Cineplex massenhaft zum Hessen Slam gekommen, der Hessen-Meisterschaft. Diese war dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst 5.000 Euro wert, dazu den Besuch von Staatsekretär Ingmar Jung. Als Sponsor mit 5.000 Euro war fördernd dabei die DVAG.
Was auffiel, war die Disziplin. Ein wenig erinnerte die Situation im ganz in rot gehaltenen Kinosaal 4 des Cineplex an einen Hörsaal. Das war er ja nun gestern Abend, ein Hörsaal mit gepolsterten Plüschsesseln. Spaß hat es den BesucherInnen samt Staatssekretär unübersehbar gemacht. Das Ergebnis konnte nicht abgewartet werden.
Volle Hütte auch im Kulturladen KFZ, dem Urgestein Marburger und hessischer Soziokultur. Dort gab es eine offizielle Deutsche Qualifikation für den internationalen Breakdance Wettkampf Circle Kingz, ein echtes BBoying Event also, wie das die Boys (und Girls) selbst nennen. Ebenfalls Wettkampf um die Besseren in einer anderen, älteren und körperbezogenen Ausdruckssprache. Der schwarze Moderator hat mächtig eingeheizt, brachte Stimmung, und den Rest besorgten die BBoys inmitten der beeindruckten ZuschauerInnen.
Von Disziplin keine Rede im KFZ, locker, grell, laut und wilde Kreisbewegungen, denen die Augen, zumal bei spärlicher Beleuchtung, kaum folgen können. Eine ganz andere Szene als im Plüschkino.
Das im neugestalteten Foyer des Theaters am Schwanhof bereits zahlreich wartende Publikum ist überraschend jung. 40 , 50 Zuschauer warten gelassen auf Einlass, um die 30 Jahre alt, viele darunter. Wenige älter.
UWP – ein Kürzel schreibt Geschichte ist für 22 Uhr angekündigt. Nachtschicht, Krimiprogramm sind Stichworte aus der Vorankündigung. In der Black Box. Das Publikum sitzt inmitten des schwarzen Kubus auf Hockern und Bänken. Keine Bühne, der Spielraum umgibt die Zuschauer. Das auf den Boden gebrachte Bühnenbild erinnert an Lars Trier. Dekonstruiertes Theater.
Verpatzer Start, also nochmal von vorne. Hauptdarsteller fehlt. Umbesetzung, noch mal von vorne. Regisseur nervt mit Anweisungen. Projektion auf Leinwand. Von anderer Stelle meldet sich ein Inhaftierter. SpuSi als Rock’n‘
Roll-Formation. Schauspieler agieren versetzt auf allen vier Seiten. Wieder Projektion, Live-Reportage vom Schloß, andere Aufführung zu Ende. Schauspieler wollen kommen. Weiter im Text.
Wer gehen hätte wollen, hatte Gelegenheit. Es sind alle geblieben. Tempo und Spannung steigen. Die englische Klavierspielerin hämmert in die Tasten. Vorne im Kriminalbüro geht es weiter. Interaktion, Dekonstruktion. Gekicher beim Publikum. Der Ton wird rauer, eine Inspizientin interveniert. Wird zur Kontrolletta. Weiter bis zur Eskalation. Man meint Kinski schreien zu hören. Regisseur entnervt, Publikum geht mit. Die vom Schloss sind unterwegs, nervige Live-Übetragung auf Leinwand.
Dann die klassische Auflösung. Die Schauspieler vom Schloss sind angekommen. Man tanzt, feiert und singt mit dem Hauptdarsteller. Publikum geht mit. Ende.
Drei Vorhänge.
Wie es euch gefällt.