Strom aus der Region oder Strom aus der Wüste?
Gießen, Marburg 5.11.1010 (pm/red) Viele Protagonisten Regenerativer Energien plädieren aus guten Gründen für einen regionalen Ansatz. Aus der Region für die Region belässt die Wertschöpfung vor Ort, vermeidet lange Transportwege, stärkt die regionale Ökonomie und kleinteilige Strukturen, die über kommunale Stadtwerke zu organisieren sind. Regional bedeutet dezentral und entzieht Energie-Kartellen, wie sie heute vorherrschen und Preisdiktate durchsetzen können, die Grundlage. Ein Gegenentwurf der großen Energie-Oligopole verbirgt sich hinter dem Projekt Desertec. Wissenschaftler aus Europa und Afrika treffen jetzt dazu bei der Tagung „Desert Sun: Yours, Mine, Ours?“ am 8. und 9. November 2010 in der Aula der Uni Gießen.
Profitinteressen als „Solarenergiepartnerschaft“
Eine „Solarenergiepartnerschaft“ zwischen Europa und Afrika, wie beispielsweise durch DESERTEC propagiert, nähme konkrete Formen an, heißt es dazu in der Pressemitteilung der Uni Gießen. Seit vielen Jahren arbeiten Forscher, darunter Wissenschaftler der Justus-Liebig-Universität Gießen bereits daran, die Rahmenbedingungen für internationale Großprojekte zu optimieren.
Als Beispiel wird das DESERTEC-Projekt präsentiert, das eine Energieversorgung Europas durch solarthermische Stromerzeugung in der Sahara und den Transport nach Europa sichern soll. Seit sich 2009 die DESERTEC Industrial Initiative (DII) aus zwölf Konzernen aus der Energie- und Finanzbranche formierte, rückt das weltweit größte Projekt zur Erzeugung grünen Stroms in den Fokus der Öffentlichkeit.
Ein Konsortium mit ‚Big Playern‘
Unternehmen wie beispielsweise die Münchener Rück, Siemens, Deutsche Bank, EON oder RWE haben das Potenzial dieses gewinnversprechenden Vorhabens für Europa als auch für Afrika erkannt. In der Presse kursieren Investitionssummen von mehreren hundert Milliarden Euro. Derzeit werden Pilotanlagen errichtet, um das Gesamtkonzept hinsichtlich seiner Umsetzung, Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und möglichen Herausforderungen zu überprüfen. Seit 2007 setzt sich ein interdisziplinäres Expertengremium an der JLU mit ökonomischen, geographischen und juristischen Fragen auseinander.
Wissenschaftler der Arbeitsgruppe „Solarenergie-Partnerschaft mit Afrika“ laden zum Gießener Workshop mit dem Titel „Desert Sun: Yours, Mine, Ours?“ ein. Am Montag, 8. November 2010, und Dienstag, 9. November 2010, werden sie und Praktiker zusammenkommen, um unterschiedliche Perspektiven zu diskutieren.
- Gibt es in Afrika und Europa unterschiedliche Erwartungen an und Vorbehalte gegen Großprojekte wie dem DESERTEC-Projekt?
- Welche Schritte bringen eine Win-Win-Situation und fördern die Akzeptanz eines solchen Stromnetzes?
- Wie sollte die Einbindung der Länder südlich der Sahara erfolgen?
- Welche Kooperationen zwischen Unternehmen, Hochschulen, Nichtregierungsorganisationen und Politikern sind notwendig?
Die englischsprachige Tagung wendet sich an Wissenschaftler, interessierte Bürger, Politiker, Lehrer, Schüler und Studierende.
Tagung, Workshop Desert Sun – Yours, Mine, Ours?
Termin Montag, 8. November bis Dienstag, 9. November
Beginn 13.30 Uhr
Ort Aula der Justus-Liebig-Universität Gießen, Ludwigstraße 23