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Marburger Professor Klaus Pieper erhält DGZ-Wrigley Prophylaxe Preis 2010

Ausgezeichnete Vorsorge für Kinderzähne

Marburg 14.11.2010  (pm/red) Der Marburger Zahnmediziner Professor Klaus Pieper und die Psychologin Dr. Jutta Margraf-Stiksrud wurden mit ihrer Arbeitsgruppe mit dem hoch angesehenen DGZ-Wrigley Prophylaxe Preis 2010 ausgezeichnet. Dieser wird von der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) verliehen. Klaus Pieper, Direktor der Abteilung Kinderzahnheilkunde im Medizinischen Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an der Philipps-Universität, hat in einem Projekts des Bundesministeriums für Bildung und Forschung über die „Evaluation eines zahnmedizinischen Präventionsprogramms für Kinder mit erhöhtem Kariesrisiko – Ergebnisse bei Schülern der 6. Klassen“ geforscht. Die Preisverleihung fand im Rahmen der Gemeinschaftstagung der zahnmedizinischen Fachgesellschaften in Frankfurt am Main statt.

Kariesrisiko bei Kindern aus sozialen Brennpunkten

„Insbesondere bei Schulkindern, die aus sozialen Brennpunkten stammen, tritt verstärkter Kariesbefall auf. Deshalb ist es wichtig, Intensivprophylaxe-Programme für Kinder und Jugendliche aus diesen Bereichen zu entwickeln“, erklärt Preisträger Pieper. Dazu biete sich vor allem die Gruppenprophylaxe in Kindergärten und Schulen an. „Der Aufforderung des Gesetzgebers, für Gruppen mit erhöhtem Kariesrisiko eine spezielle präventive Betreuung einzuführen, kamen bisher aber nur sehr wenige Präventionsanbieter nach, so dass eine ‚Selektive Intensivprophylaxe’ (SIP), mit der Defizite im familiären Umfeld kompensiert werden können, bisher nur in wenigen Gebieten realisiert wurde“, berichtet der Zahnmediziner.

Zahnärztin Kristina Weber bei der Untersuchung von Teilnehmerinnen an der preisgekrönten Studie (Foto Martina Merte/UniMarburg).

Im Landkreis Marburg-Biedenkopf, im Fokus von Piepers Studie, wird seit mehr als einem Jahrzehnt ein Programm in Schulen angeboten. Die SIP umfasst neben üblichen schulzahnärztlichen Untersuchungen zweimal jährlich die Vorstellung zahnbezogener Themen im Unterricht. Dazu gehört das gemeinsame Zähneputzen nach der „KAI-Methode“ – Berücksichtigung der Kauflächen, Außenseiten und Innenseiten der Zähne – unter  Anleitung im Klassenverband viermal pro Jahr. Ebenso häufig geht es um die die Applikation eines speziellen Fluoridlacks, den Piepers Vorgänger,  Prof. Helmut F.M. Schmidt entwickelt hatte.

Untersuchung mit Kontrollgruppenvergleich

Im Vergleich zu einer Kontrollregion, in der keine Intensivprophylaxe stattfindet, zeigte sich, dass die Schüler der Prüfgruppe, die mit einer SIP betreut wurden, nur halb so viele kariöse Schäden aufwiesen wie die Kinder in der Kontrollregion ohne SIP. „Die Jugendlichen im Landkreis Marburg-Biedenkopf berichten zudem von weniger Angst vor der Zahnbehandlung,“ erläutert Pieper die Ergebnisse der Studie.
Zwischen beiden Gruppen gab es keinen Unterschied im Zahngesundheitswissen und im Mundhygieneverhalten. Kenntnisse über die Gesundheit von Zähnen zeigten in keiner der beiden Gruppen einen Zusammenhang mit der Karieserfahrung. „Zwar wirkt sich die SIP ausgesprochen positiv auf die Zahngesundheit aus, doch können die pädagogischen Module anscheinend nicht dazu beitragen, Mundhygieneverhalten und Gesundheitswissen erkennbar zu verändern.

Neben Erziehung zur Mundhygiene Behandlung mit Fluoridlack

Erziehung zur Zahnpflege reicht bei Riskogruppe nicht aus, lautet ein Fazit der Studie von Prof. Pieper. Geboten sind zahnärztliche Besuche in Familien, die zur Risikogruppe gehören. (Foto Heike / pixelio.de)

Somit ist der Effekt des Programms auf die Zahngesundheit wohl in erster Linie auf die häufigen Anwendungen des schützenden Fluoridlacks zurückzuführen“, resümiert der Zahnmediziner. Er fordert „eine Selektive Intensivprophylaxe für Kinder mit erhöhtem Kariesrisiko ist zwingend durch eine Lokalfluoridierung im Setting Schule zu ergänzen. Gleichzeitig reichen in der Schule angebotene Maßnahmen offensichtlich nicht aus, um Wissens- und Verhaltensänderung in den Familien zu bewirken. Deshalb sollten Familien in sozial schwierigen Lagen zusätzlich aufsuchend betreut werden.“

Hintergrundinformation

Der DGZ-Wrigley Prophylaxe Preis mit einer Prämie in Höhe von 10.000 Euro wird jährlich unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung ausgeschrieben und von dem 1989 gegründeten Informations- und Forschungsprogramm „Wrigley Oral Healthcare Program“ der Wrigley GmbH gestiftet. Der Preis würdigt herausragende Arbeiten zur Forschung und Umsetzung der Prophylaxe in der Praxis oder im öffentlichen Gesundheitswesen.
Wie schon im Vorjahr teilte die Jury von vier renommierten Wissenschaftlern und einem Vertreter der Krankenkassen die Prämie von 10.000 Euro unter drei Anwärtern auf. Neben der Autorengruppe aus Marburg gingen zwei Preise zu je 3.000 und 2.000 Euro an Zahnmediziner aus Greifswald und Wilhelmshaven, die sich ebenfalls mit speziellen Prophylaxeprogrammen für Kariesrisikogruppen in Schulen und Kindergärten beschäftigt hatten.

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