viva piazza fridericianum – Stricken, Stricken, Stricken bis zum 8. März

22.12.2024 (yb) Viele, sehr viele 50 x 50 cm große gestrickte oder gehäkelte Decken sollen den Friedrichsplatz am 8. und 9. März bedecken und werden anschließend zu Gunsten des Autonomen Frauenhauses Kassel versteigert.

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Diskussion um Einkaufsstadt Marburg eröffnet

Belebung oder Austrocknung für den Marburger Einzelhandel?

Frontalaufnahme Allianzhaus mit Panoramaeffekt

Allianzhaus in der Universitätsstrasse, Objekt des Investoreninteresses – mit derzeit 4000 qm Fläche Einzelhandel mit Tegut als Ankermieter

Das Marburger Stadtforum zur Innenstadt-entwicklung brachte viele auf die Beine und förderte vieles zu Tage. Am Platz des Allianzhauses in der Universitätsstraße mit genutzten 4.000 Quadratmetern soll das Gutenberg-Center kommen und damit eine Verdreifachung der Einzelhandelsfläche. Es kommt also ein Schwergewicht dazu, mit bis zu 50 Geschäften. Das wirft Fragen auf, die auch artikuliert worden sind am Mittwochabend im Stadtverordnetensitzungssaal. Von Einzelhändlern, vorneweg Kaufhausbesitzer Peter Ahrens. Dass es dabei keinesfalls um einen simplen Gegensatz zwischen Oberstadt(händlern) und dem projektierten neuen Gutenberg-Center in der Betrachtung gehen kann, sollte als Fazit einer allerdings nur begonnenen Diskussion gelten können.

Ganzheitliche Entwicklung stadtplanerisch gewollt

Es war eben kein Ablenkungsmanöver oder Versuch einer Ventilierung, wenn eingangs des Abends Stadtbaudirektor Rausch  Grundzüge einer kommenden Umgestaltung des Rudolphsplatzes skizzierte. Rausch veranschaulichte die Scharnierfunktion dieses zentralen innerstädtischen Platzes, zugleich dessen obsolete Gestaltung und mindere Qualität nicht alleine für Fußgänger und Radfahrer. Dort muss etwas geschehen. Das Nachdenken hat begonnen und Planer und Planungen sind in Gang gesetzt. Es soll neue Lösungen und Qualitäten für die Oberstadterschließung und das Südviertel geben, inclusive der Schaffung von Aufenthaltsqualität am zentralen Marburger Platz mit historischer Lahnbrücke, neue Ufergestaltung und angemessene Führungen der Verkehre. Dazu kommen die Pläne zur Entwicklung des  Fronhofbereiches. Die Stadt Marburg tut dafür was, und zwar eine Menge.

Entwicklungspotential und Bedarf für den Einzelhandel

Schon länger sind die Ergebnisse der Einzelhandelsstudie auf dem Tisch. Marburg hat Defizite, zweifellos auch Stärken, sonst zöge es nicht einen gestandenen Investor wie Joachim Tenkhoff in die Universitätsstadt, zumal mit einem in dessen Betrachtung relativ kleinen Einkaufscenter. Gleichwohl will Tenkhoff Properties über 100 Millionen Euro in die Hand nehmen und dort investieren, wie der Projektentwickler der Redaktion von das-marburger.de auf Nachfrage mitteilte. Eine solche Investition muss sich rechnen und insofern war es alles andere als daneben, wenn an dem Abend in der Obestadt von der Gefahr der Verlagerung von Kaufkraftströmen die Rede war, wie es etwa Robert Zabo zur Sprache brachte.

Ein Leerstand, wie hier in der Wettergasse, ist noch Ausnahme in der Oberstadt. Dort wird es zukünftig ganz wesentlich auf die Qualität von Anbietern ankommen. Mit billiger Ramschware, wie sie sich in einigen Geschäften finden lässt, kann man zukünftig niemanden mehr zum Einkauf oder gar Einkaufserlebniss einladen. (Fotografie Hartwig Bambey)

Kommt Verdrängungswettbewerb oder kann Marburg im Einzelhandel zulegen ?

Dass es Geschäftsverlagerungen aus der Oberstadt in ein kommendes Gutenberg-Center geben wird, die Rede war von Douglas, wird niemanden überraschen können. Zugleich sollten die Aussagen von Oberbürgermeister Vaupel ernst genommen werden, wenn dieser sagte „Marburgs Mall ist die Oberstadt.“ Vielleicht wollte der OB damit ein Mandat, eine Aufforderung, an Hauseigentümer als Vermieter und an Einzelhändler artikulieren. Bitteschön etwas mehr für die Entwicklung und einen attraktiven Geschäftsbesatz von Marburgs guter Stube zu unternehmen. „Die Oberstadt“ wäre gut beraten aufzuwachen. Mit einer simplen Werbegemeinschaft wird es nicht mehr getan sein. Es braucht ein Quartiermanagement. Es ist eben nicht mehr Sache von Liegenschafteigentümer alleine, wer Mieter in einem Ladengeschäft wird, Hauptsache er zahlt (den hohen Quadratmeterpreis).

Allgemeine Entwicklungen werden nicht an Marburg vorbeigehen

Zugleich kann den artikulierten Fragen von Marburgs einzigem Kaufhausbetreiber entgegen gehalten werden, dass wohl die Zeiten selig mit nur einem Kaufhaus, und damit insoweit einem Monopol, sich dem Ende zuneigen werden. Die Kaufhäuser der Zukunft sind attraktive Einkaufs-Center mit atraktivem Branchenmix. Das ist so, allerorten, und lässt sich in Marburg nicht verhindern. Bereits jetzt gibt es Baurecht für 10.000 Quadratmeter Verkaufsflächen im Allianzhaus. Der Liegenschaftseigentümer ist aktiv geworden. Das war überfällig. Die Allianz wird wohl verkaufen. Dabei muss es Stadt und ansässigen Einzelhändlern darum gehen in dem Modernisierungsprozess, der städtebaulich überfällig ist und für die Stadtentwicklung angezeigt ist, Einfluß zu nehmen. Dass dies möglich und sogar erwünscht ist, hat der Abend dieses Stadtforums deutlich gezeigt. Jeder kam zu Wort. Kontroverse, sogar weitschweifige Positionen konnten verlautbart werden. Tenkhoff Properties war in Person präsent, zeigt sich gesprächsbereit und ein Stück weit offen für Dialog und Bedenken.

Es ist an den Einzelhändlern selbst einzuladen zur Diskussion

Angesichts vielschichtiger Themen und Interessenlagen wäre es bei weitem zu viel erwartet von einem solchen Abend einfache und klare Antworten mit nach Hause nehmen zu wollen. Genauso war oder wäre es naiv zu denken, dass der Investor Joachim Tenkhoff seine Aktentasche ausräumt und Pläne auf den Tisch legt, an denen er selbst noch arbeitet, oder Verträge offenbart, über die allenfalls Vorverhandlungen geführt werden. Der Mann hat sich blicken lassen, auch in sein Gesicht. Das ist nicht selbstverständlich. Anonymes Investorenkapital sieht anders aus und kommt anders daher. Tenkhoff hat vor Ort Witterung aufgenommen. Dazu hat er klare Aussagen wider ein Konzept des Verdrängungsansatzes artikuliert. Geradezu wohltuend waren seine Aussagen zu einem gedeckelten Parkplatzangebot mit 300 Parkhaus-Abstellplätzen. Gutes Einkaufen, Einkaufsatmosphäre und Einkaufsbummel gehen mit Belästigungen durch PKW-Verkehr nicht zusammen. Das weiß dieser Mann, hat es gesagt  – manchem Marburger muss dies auch gesagt und viel mehr noch klar gemacht werden. Die autogerechte Stadt ist Vergangenheit, war Ideologie und falsche Orientierung.

Die Stärkung der Innenstadt ist notwendig und erscheint mit den Umrissen der Planungen für ein integriertes Gutenberg-Center, in dessenn oberen Etagen die Juristen und damit die Universität eingehaust sind, mit einer neuen Fronhof-Bebauung, mit einem umgestalteten Rudolphsplatz und einer vitalen und vitalisierten Oberstadt keinesfalls als abwegige Utopie. Wie wäre es, werte Einzelhändler, Kauffrauen und LadenbetreiberInnen der Oberstadt, wenn von Euch eine Veranstaltung zu Sichtweisen, Problemen und Zukunftsanschauungen und Angeboten gemacht würde. Die Diskussion ist eben nur eröffnet worden. Sie weiterzuführen, zu vertiefen, dabei eigene Positionen zu artikulieren, wahrscheinlich überhaupt erst zu entwickeln, ist eine treffliche Aufgabe für diejenigen, die jetzt als Einzelhändler bereits eine Menge in der Stadt Marburg leisten und dies auch in Zukunft weiter leisten wollen. Der Sitzungssaal der Stadtverodneten ist bestens dafür geeignet. Das haben viele gerade erlebt.

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