Europäischer Forschungsrat fördert Marburger Wirkstoff-Forschung
Marburg 1.12.2010 (wm/red) Der Marburger Pharmazeut Professor Gerhard Klebe wird durch den Europäischen Forschungsrat gefördert, denEuropean Research Council, kurz ERC. Klebe erhält einen ERC Advanced Grant für das Vorhaben, die Wechselwirkungen zwischen Medikamenten-Wirkstoffen und Zielstrukturen systematisch zu untersuchen. Die Zuwendung beläuft sich auf 1,75 Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre. Die Förderlinie des „ERC Advanced Grant“ ist auf etablierte Wissenschaftler zugeschnitten, die Vergabe wird äußerst selektiv gehandhabt.
Pharmazieprofessor Gerhard Klebe erhält ERC Advanced Grant
„Der Erfolg in diesem höchst kompetitiven Förderprogramm ist ein weiterer Beleg für die enorme Forschungsstärke der Natur- und Lebenswissenschaften an der Philipps-Universität“, sagte Uni-Vizepräsident Professor Frank Bremmer anlässlich der Entscheidung des ERC. Die Förderung durch den ERC gibt Klebe die Chance, mit fünf Nachwuchswissenschaftlern schwerpunktmäßig zu erforschen, wie Wirkstoffe und körpereigene Zielmoleküle interagieren. „Der ERC-Grant eröffnet die Möglichkeit, neue experimentelle Methoden aufzugreifen“, hebt der Pharmazeut hervor. Eine solche Perspektive gebe es bei der Forschungsförderung durch Drittmittel üblicherweise nicht.
„Wenn man ein Arzneimittel entwickelt, versucht man, die Affinität oder Bindungskraft des Wirkstoffs gegenüber einem Protein zu verbessern, dessen Aktivität man verändern möchte“, erläutert Klebe den Ausgangspunkt seines Forschungsansatzes. Wirkstoffe in Arzneimitteln sind kleine Moleküle, die sich an Proteine in unserem Körper binden und dadurch die Eigenschaften der Eiweißverbindungen verändern. Diese wandeln daraufhin ihre Substrate schlechter in Endprodukte um als sonst. Auf diese Weise kann zum Beispiel Blutdruck geregelt werden, oder Kreislauf wird angeregt oder beruhigt, indem Signalstoffe vermehrt oder vermindert ausgeschüttet werden.
Die Bindung der kleinen Moleküle muss selektiv und mit hoher Anziehungskraft oder Affinität erfolgen. „Diese Affinität kann sich aus sehr unterschiedlichen Eigenschaften zusammensetzen“, führt Klebe aus, „es gilt, das richtige Profil für das in einem Krankheitsfall betrachtete Eiweißmolekül zu finden“. In dem bewilligten Projekt will der Pharmazeut nun Eigenschaften messen und Parameter sammeln, die das Affinitätsprofil beschreiben können und helfen, Arzneistoffe zielgerichtet zu optimieren.