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Mehr als 1.000.000.000 Euro für Marburg

Eine Betrachtung über Marburger Meinungsbilder mit Worten und Fotografien

von Hartwig Bambey

Marburg 29.12.2010  Die Anzahl der Baustellen und Baukräne im Stadtgebiet von Marburg ist groß, sehr groß sogar. Soviel Bauen war lange nicht. Mehr noch, es hat wohl keine Zeit in Marburg gegeben, in der bezogen auf die reine Anzahl der Baustellen, die Zahl der verschiedenen Bauherrschaften und die Eigenarten der in Neubau, Umbau, Sanierung und Projektierung befindlichen Bauprojekte jemals so viel in solch kurzer Zeit in der Universitätsstadt an der Lahn gebaut worden ist! 

Der unbemerkte Marburger Bauboom

In Marburg vollzieht sich ein Bauboom mit enormer Geschwindigkeit und mit enormen Finanzierungs-volumina. Grob skizziert lässt sich sagen, dass über eine Milliarde Euro, als Zahl mehr als 1.000.000.000 €, in Wohnungsbauten, Straßenbaumaßnahmen, Schulbauten, Universitätsgebäude, Gewerbe- und Einzelhandelsobjekte und andere Bauprojekte investiert wird.

Das Marburger hat im Laufe des zu Ende gehenden Jahres 2010 versucht dies ein Stück weit zu veranschaulichen.

  • Laufende objektbezogene Berichterstattung
  • die unvollständige Fotozusammenstellung Baustelle Marburg in der Menüleiste
  • und andere Beiträge versuchen zu veranschaulichen,

dass Marburg als Stadt grundständig transformiert wird. Unter den Augen der Bewohner vollzieht sich eine Verwandlung, Modernisierung, ein Ausbau und Umbau – kaum jemand spricht darüber und es herrscht in der Stadt eine bemerkenswerte Gelassenheit.

Die Wahrnehmungen sind verkürzend und jeweils nur objektbezogen

Um nicht mißverstanden zu werden. Es wird sehr wohl gesprochen. Über einzelne Projekte, wie das Congress- und Informationszentrum der DVAG, Marburgs derzeit grösste und augenscheinlichste Baustelle in zudem prominenter Lage. Es gab sogar eine sogenannte Bürgerinitiative gegen den (Ersatz-)Neubau des Hirsefeldsteges, der nunmehr eine Brücke ist. Eine funktional und gestalterisch sehr gelungene Brücke zudem, siehe Foto. Auch ein Am Grün geplantes Appartementhaus wurde viel und kontrovers diskutiert, was erfreulicherweise dazu führte, dass die Stadt Marburg initiativ wurde und den Plänen durch Kauf der Gesamtliegenschaft ein Ende bereitete.

Es geht hier um eine Betrachtung in städtebaulicher Hinsicht. Es geht um die Wahrnehmung und Einordnung der vielen Bauprojekte in ihrer die Stadt Marburg gewolltermaßen veränderenden Wirkung. Oder anders – die Stadt Marburg des Jahres 2017 wird sich erheblich und charakteristisch von der Stadt Marburg des Jahres 2007 unterscheiden.

Dies betrifft das Aussehen ganzer Quartiere, die funktionale Gruppierung und Gestalt riesiger Universitätsbereiche, die Inanspruchnahme des Stadtraumes seitens der Bevölkerung, der Studierenden, die Wahrnehmung durch Touristen und dann sicherlich auch im Bewußtsein der Marburger.

Doch derzeit herrschen Einzelwahrnehmungen vor, kaprizieren sich politische Gruppierungen auf Einzelthemen wie etwa die Solarsatzung oder die Forderung nach Schaffung von Parkraumangeboten in der Innenstadt, die nun wahrlich keinen weiteren individualisierten KFZ-Verkehr verkraften kann. Andere glauben in objektbezogener Denkmaldebatte relevante Beiträge zum Städtebau oder zum Umgang mit der Stadtentwicklung leisten zu können.

Einzelbetrachtungen verhindern eine Gesamtwahrnehmung

Jede einzelne Betrachtung und Diskussion mag ihre Berechtigung, ja auch gewisse Relevanz haben. Am Ganzen der sich vollziehenden Entwicklung in Marburg an der Lahn geht dies vorbei, bleibt weit unter dem Horizont der Betrachtung, der geboten wäre. Gründe für diese Nichtwahrnehmung, anders formuliert für dieses Nichtverstehen, wird es mehrere geben. Einer davon liegt in der eklatant defizitären medialen Publikation und Widerspiegelung des Geschehens. Mit lückenhafter und kaum kompetenter Berichterstattung diesbezüglich unterversorgt, fehlt es hier schlichtweg an Öffentlichkeit. Da kann sich die IG MARSS noch so abrackern und prominente Architekturkritiker zum Referat bemühen. Oder eine Nordstadtinitiative mag noch so ambitioniert über Gentrifizierungsfragen im kleinen, geradezu intimen Kreis diskutieren. Ohne Öffentlichkeit keine öffentliche Meinung und auch kein öffentliches Bewußtsein für das Maßgebliche.

Die Zusammenschau der Bauprojekte ergibt ein gewaltig verändertes Marburg

Maßgeblichkeiten mögen sich an verschiedenen Stellen der Stadt bereits punktuell vollziehen. So etwa mit dem Campus Firmanei und dessen neuer Universitätsbibliothek zwischen Elisabethkirche und alten botanischen Garten, einem geplanten Gutenberg-Center oder dem Congress-Centrum mit Konzernzentrale der DVAG. Keinem dieser Projekte kommt alleine eine tranformierende Kraft zu. Sie zusammengenommen und vereint mit weiteren Maßnahmen werden jedoch ein neues Marburg schaffen. Mit neuen Hot-Spots, neuem Leben, einem neuen Stadtgefühl und -erleben und mit neuen veränderten Schwerpunkten. Dies zu verstehen wäre wichtig und lohnenswert. Es würde weiterführen als lediglich für oder gegen eine Solarsatzung zu sein oder von vorneherein zu glauben, eine Seilbahn auf die Lahnberge wäre Teufelszeug, diene alleine der Profilierung einer Partei, gar einer Person.

Reizthemen Solarsatzung und Seilbahn verstellen den Blick

So wie es bei bestimmten vermeintlichen, mit Interesse medienseits einseitig und verkürzend kommunizierten und damit erst produzierten „Reizthemen“ keinen Fortschrift geben kann, wird in beinahe gleichem Maße eine adäquate Gesamtwahrnehmung verstellt. Das ist schade und schadet nicht nur einem zeit-gemäßen Verständnis und Verstehen. Solche Einstellungen sind zudem antiaufklärerisch, rückwärtsgewand und alles andere als weltläufig – und das in einer Universitätsstadt.

Es werden in kaum 10 Jahren mehr als eine Milliarde Euro in Marburg verbaut

Genug der Anstoßversuche und Provokationen. Demnächst, im nächsten Jahr, gleich im Januar, wird hier eine Übersicht veröffentlicht, in der jede Leserin überprüfen kann, dass es zutrifft mit den 1.000.000.000 Euro Bauinvestitionen für Marburg.

Doch das wird nur eine Tabelle sein. Im Grunde langweilig. Vielleicht hilft aber die schiere Zahl und die Aufstellung der Einzelmaßnahmen etwas weiter zur Beförderung einer Gesamtwahrnehmung. Das erscheint wünschenwert und notwendig, um dem milliardenschweren Marburger Bauboom angemessenes Verstehen und Reflektieren an die Seite zu stellen.

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