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Entwicklungsschübe im Marburger Einzelhandel – oder kommt das Ende der (Ober-)Stadt, wie wir sie heute kennen?

Marburg 2.1.2011 (pm/red) Mit „Vaupels Desaster“ überschreibt die Marburger Linke im Stadtparlament in Federführung ihres scheidenden Fraktionsvorsitzenden Georg Fülberth eine Initiative zum Einzelhandel. Grundlage dafür sind die kurz vor Weihnachten veröffentlichten Pläne von Kaufhausbetreiber Peter Ahrens die Verkaufsflächen von 12.000 auf 13.000 Quadratmeter auszuweiten. Zudem will Marburgs einziger Kaufhausbetreiber sich nicht nur vollends aus der bisherigen Zusammenarbeit mit Karstadt lösen. Peter Ahrens expandiert nicht alleine in der Fläche, er gibt das Konzept des Vollkaufhauses auf.

Denn zugleich beginnt Marburgs größter Kaufmann und Einzelhändler große Flächen zu vermieten. Rewe macht mit Lebensmitteln im ersten Quartal 2011 den Anfang. Im Schuhsektor folgt der führende Filialist Görtz mit 600 Quadratmetern und ab 2012 betreibt Deutschlands größte Buchhandelskette Thalia mehr als 500 Quadratmeter im sich damit Richtung Shopping-Center wandelnden Noch-Kaufhaus Ahrens. Dies veranlasst die Fraktion Marburger Linke zu einer politischen Initiative in der Januarsitzung der Marburger Stadtverordnetenversammlung.

Marburger Linke stellt sich gegen Verdrängungswettbewerb im Einzelhandel

„Die Marburger Linke nimmt besorgt zur Kenntnis, dass das Kaufhaus Ahrens offensichtlich als Reaktion auf die Pläne von Tenkhoff Properties, an der Ecke Gutenbergstraße/Universitätsstraße ein Einkaufszentrum zu errichten, zwei Groß-Filialisten unter seinem Dach ansiedeln wird: die Schuhhandelskette Görtz und den Bücherdiscounter Thalia.“

So findet es sich in der Pressemitteilung vom 29. Dezember formuliert. Weiter heißt es, diese Entwicklung pulverisiere das Versprechen von Oberbürgermeister Vaupel, er werde nicht zulassen, dass durch Neuansiedlungen ein Verdrängungswettbewerb gegen bewährte Geschäfte in der Oberstadt und im Bereich Gutenbergstraße/Universitätsstraße stattfindet.

Problemquelle Gutenberg-Center – sagt die Marburger Linke

Vaupels Versprechen sei bereits in dem Moment hinfällig gewesen, als der Magistrat eine Erweiterung der bisherigen Verkaufsfläche im Allianz- und Savignyhaus auf 12.000 Quadratmeter akzeptiert habe. So sei die Vorstellung der Pläne von Tenkhoff Properties am 17. November 2010 enttäuschend gewesen. Der Investor habe seine tatsächlichen Pläne im Vagen gelassen und habe sich nicht in die Karten schauen lassen. Zudem habe er den anwesenden Oberbürgermeister zu seinem Public-Relations-Chef degradiert.

Während über die Zukunft und den Aus- und Umbau des Allianzhauses an der Ecke Gutenbergstraße/Universitätsstraße noch verhandelt wird, schafft Kaufhausbetreiber Peter Ahrens kaum 200 Meter entfernt Fakten. Dort kommen bis 2012 Verkaufsflächen von 1.000 qm dazu. Vermietet wird an Rewe, Görtz und Thalia – Eröffnung von Runde eins in einem Marburger Verdrängungswettbewerb zu Füßen und zu Lasten der Oberstadt? (Fotografien Hartwig Bambey)

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Ahrens expandiert und nimmt Handeln und Konzept von Tenkhoff vorweg

Dies habe offenbar die Aktion von Peter Ahrens ausgelöst, der nun seinerseits den Verdrängungswettbewerb gegen die Marburger Buchhandlungen eröffnen würde. Dazu erklärt Georg Fülberth, Fraktionsvorsitzender der Marburger Linken in der Stadtverordnetenversammlung: „Wer mit Ahrens und Tenkhoff Kirschen essen will, muss einen langen Löffel haben. Den hat Noch-Oberbürgermeister Vaupel ganz offensichtlich nicht. Er hat sich naiv auf Verhandlungen eingelassen, die nun in ein Desaster zu führen drohen. Die Marburger Linke fordert den Magistrat auf, ein Konzept vorzulegen, wie er den Verdrängungskampf gegen den Marburger Einzelhandel einzudämmen gedenkt.“
Die Fraktion Marburger Linke wird in der Stadtverordnentenversammlung am 28. Januar 2011 einen Antrag einbringen, der diese Forderung enthält. Doch so lange wird es nicht dauern mit Diskussionen und der Überprüfung von Positionen. Wenn die Marburger Linke einen Antrag zu diesem Themenkomplex einbringt, werden sich bereits vorher die Ausschüsse damit zu beschäftigen haben. Und bei einer größeren Zahl von Marburger Einzelhändlern, bevorzugt in der Oberstadt, gibt es bereits jetzt Alarmstimmung.

Gehen die Tage einer eher beschaulichen Einkaufsstadt  Marburg zu Ende?

In gedruckten Dezemberausgabe das Marburger ist in zwei Beiträgen über kommende Großprojekte im Marburger Einzelhandel berichtet worden. Dieses findet sich zur Information auswärtiger Leser des Online-Magazins am 26.12.2010 in Merkantiler Movens in Marburg zusammengefasst.

Nachstehend der Antrag mit Begründung der Marburger Linke

Antrag MARBURGER LINKE zum Einzelhandel

Der Magistrat wird aufgefordert, zeitnah ein Konzept vorzulegen, um einen Verdrängungswettbewerb im Marburger Einzelhandel im Bereich der Innenstadt zu verhindern.
Begründung
Offenbar aufgrund der Verhandlungen des Magistrats mit Tenkhoff Properties und der intransparenten Vorstellung der Planungen im Bereich Allianzhaus/Savignyhaus durch Tenkhoff am 17. November 2010 hat das Kaufhaus Ahrens nunmehr bekannt gegeben, seine Verkaufsfläche von 12000 auf 13000 Quadratmeter zu erweitern und je einen großen Buchhandels- und Schuh-Filialisten aufzunehmen. Buch- und Schuhhändler in diesem Bereich und in der Oberstadt haben hier schon ihre Bedenken angemeldet. Ankündigungen von Magistrat und Tenkhoff, dass neue Angebote geschaffen, aber keine lebensfähigen bestehenden verdrängt werden sollten, haben sich als leer erwiesen. Der bisherige Umgang vor allem des Oberbürgermeisters  mit dem Tednkhoff-Projekt ist Teil des Problems. Deshalb ist der Magistrat in der Pflicht, die Folgen seines bisherigen Handelns zu bedenken und dieses zu korrigieren.

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