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Es schwebt was in der Marburger Luft

Marburg 17.1.2011 (yb) Wer am gestrigen Sonntag in Marburg und Umgebung spazieren gehend unterwegs war, konnte glauben den ersten Vorfrühlingsduft wahrnehmen zu können. Blauer Himmel, Sonne und milde Temperaturen sind als wetterbezogener Vormärz dahergekommen.
Mit anderen Luftbeschaffenheiten hat sich der Umweltausschuss gleich am Jahresanfang zu beschäftigen. In Brief vom 2. Januar an das Gremium vertieft Stadtverordneter Michael Weber (Fraktion Marburger Linke) Hinweise auf Grenzwertüberschreitungen in der Marburger Luft durch problematische Luftschadstoffe, wesentlich aus KFZ-Abgasen. Darauf hatte der Naturwissenschaftler und Mandatsträger im Juni 2010 im Vortrag bei der Marburger Agendagruppe zu Belastungen von der Marburger Stadtautobahn in Messauswertungen hingewiesen.

Statt Frühlingsduft überhöhte Schadstoffwerte in der Marburger Luft

Michael Weber, links, beim Vortrag über die Immisionsbelastungen des Stadtgebietes von Marburg im Juni 2010. (Foto Hartwig Bambey)

In dem Brief an den Umweltausschuss verdeutlicht Weber noch einmal seine Hinweise und belegt dies mit einer Meßwerttabelle (siehe Anhang). Während sich der Brief zugleich um Klarstellungen zu darauf bezogenen Äußerungen von Bürgermeister Franz Kahle bemüht, die eine juristische Betrachtung zu Grunde legen, will Stadtverordneter Weber mit seiner Initiative offenlegen, dass etwa Stickstoffdioxidbelastungen (NO2)  „erheblich über den ohnehin schon überhöhten Konzentrationen“ liegen. Dabei stellt Weber die „aktuelle Schadstoffgrenzwertfestsetzung“ insgesamt in Frage. In dem Brief findet sich das ausgeführt:

Dort werden Durchschnittswerte ermittelt, die den gesamten Tagesablauf berücksichtigen, obwohl der hauptsächlich verursachende Autoverkehr sowie die Exposition der Bürger vornehmlich zur Tageszeit zwischen 8-20 Uhr erfolgt. Wenn Sie nun in Marburg Durchschnittswerte für die an der offiziellen Messstation in der Universitätsstraße gemessenen NO2 Werte errechneten, dann würden Sie feststellen, dass diese noch einmal ganz erheblich über den ohnehin schon überhöhten Konzentrationen liegen. Ich weiß nicht, ob den Mitgliedern des Marburger Umweltausschusses bewusst ist, dass allein im Januar 2009 etliche Halbstundenwerte für NO2 um mehr als das Dreifache des zulässigen Jahresdurchschnittswerts erhöht waren und Spitzenwerte von fast 200 µg/m3 erreicht wurden.

Antrag an die Stadtverordnetenversammlung dazu von Rot-Grün

Die dicke Luft, weil abgasgeschwängert, ist also in Marburg anstelle von Frühlingsduft gleich zum Jahresbeginn auf die politische Agenda gebracht worden. Und das hatte im Sinne der Initiative erfreuliche Folgen. Die Immissionsbelastungen in Folge von hohem Kraftfahrzeugaufkommen interessieren inzwischen nicht alleine den Stadtverordneten Michael Weber. Abgeordnete der Grünen und SPD haben dazu per 11. Januar einen Antrag  an die Stadtverordnetenversammlung gestellt. Darin wird nach Maßnahmen zur Einhaltung der Grenzwerte gefragt, außerdem eine Verbesserung der Meßmethoden eingefordert. Zudem zielen die Antragsteller in Richtung Schadstoffverursachung. Dies findet sich in Punkt drei des Antrages ausgeführt:

Der Magistrat wird gebeten, mit der Landesregierung und dem Regierungspräsidium Gießen in Gespräche zu treten, um den „Luftreinhalteplan Marburg“ ggf. nachzubessern. Dabei soll insbesondere der Forderung der Stadtverordnetenversammlung nach einem Tempolimit von 80km/h für Pkws und von 60km/h für LKWs auch vor dem Hintergrund der Stickstoffdioxidbelastung Nachdruck verliehen werden.“

Diagramm zur Schadstoffbelastung aus dem Luftreinhalteplan für Marburg.

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Schadstoffbelastung in Marburg erneut Thema für die Stadtpolitik

Mit der Thematik wird sich zunächst der Umweltausschuss in seiner Sitzung am 18. Januar zu  befassen haben. Dann wird es erneut in der Stadtverordnetenversammlung den Magistrat und die Stadtverordneten beschäftigen. So wird es vermutlich viele Marburger interessieren, wie sich die Mandatsträger der im Parlament vertretenen Parteien zu der Problematik positionieren. Die Marburger Luft müssen nun einmal alle Menschen in der Stadt einatmen und damit auch alles, was darin schwebt.

Zu diesbezüglicher Positionsbestimmung haben bereits vorher die sechs Oberbürgermeister-Kandidaten Gelegenheit. Sie sind alle von der Bürgerinitiative Stadtautobahn für den 25. Januar zu einer Podiumsdiskussion in den Sitzungssaal der Stadtverordneten eingeladen. Thema an diesem Abend soll das Anliegen einer Temporeduzierung auf der vierspurigen Autostraße mitten durch Marburg sein.

Die vom Stadtverordneten Michael Weber vorgelegte Tabelle zur Schadstoffbelastung stammt aus dem Luftreinhalteplan für die Stadt Marburg:

Der Luftreinhalteplan für die Stadt Marburg wurde vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz im Feburar 2009 veröffentlicht. Er kann von dem Internetportal der Stadt Marburg runtergeladen werden.

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