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Wortschatz der ländlichen Alltagssprache in Hessen dokumentiert

Prof. Heinrich Klose, links, Ministerin Eva Kühne-Hörmann, Prof. Heinrich Dingeldein als Herausgeber, Thomas Wurzel von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen

Wiesbaden, Marburg 13.2.2011 (pm/red) Mit dem Wortatlas zur Alltagssprache der ländlichen Räume Hessens wird die Reihe Hessische Sprachatlanten abgeschlossen. Vier umfangreiche Atlasbände dokumentieren exemplarisch den Sprachgebrauch in den städtischen Zentren und ländlichen Gebieten Hessens. Anhand des Wortschatzes und dem Anteil der Dialektsprecher in der Bevölkerung Hessens wird dies geleistet. Als verantwortlicher Bearbeiter und Herausgeber hat Prof. Heinrich Dingeldein vom Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas der Marburger Uni den Band IV vor kurzem im Landtag Staatsministerin Eva Kühne-Hörmann überreicht. „Die Sprachwissenschaft ist einer der profilbildenden Forschungsschwerpunkte der Philipps-Universität und daran hat der Deutsche Sprachatlas entscheidenden Anteil“, sagte Ministerin Kühne-Hörmann dazu und verwies dabei auf einen geplanten Neubau für den Deutschen Sprachatlas.

Karten zeichnen Abbild von Sprachverwendung im Alltag und Dialekt

Der Wortatlas zur Alltagssprache der ländlichen Räume Hessens bietet auf mehr als 200 Karten ein genaues Bild, welche Wörter in den einzelnen Sprachlandschaften Hessens für verschiedene Sachverhalte und Tätigkeiten in Gebrauch sind. Dabei zeigen sich deutliche Nord-Süd-Gegensätze. So stehen den nordhessischen Bezeichnungen Junge, Sonnabend und Trecker oder Schlepper die südhessischen Ausdrücke Bub, Samstag und Bulldog gegenüber. Für manche Begriffe wie für den Marienkäfer sind weit mehr als zwanzig verschiedene Ausdrücke im Gebrauch. Vergleichsdaten mit beigegebenem älterem Kartenmaterial zeigen, dass sich die Standardsprache in Hessen überall auf dem Vormarsch befindet. In Südhessen gehören immer noch zahlreiche Dialektwörter zur Alltagssprache.
„Für kein anderes Bundesland liegt bisher eine vergleichbare Dokumentation zur Alltagssprache vor“, hob Prof. Dingeldein hervor. Mit dem Atlas präsentiere sich Hessen auch auf der sprachlichen Ebene als Land der Vielfalt und des dynamischen Wandels, in dem bewahrenswertes Altes und kommunikativ notwendiges Neues nebeneinander Platz fänden.
Die Daten zum neuen Atlasband wurden mit Unterstützung der Hessischen Akademie der Forschung und Planung im ländlichen Raum erhoben. Deren Vorsitzender, Prof. Heinrich Klose, war bei der Übergabe des Wortatlasses präsent zusmmen mit Thomas Wurzel, Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen. Diese hatte durch einen Zuschuss den Drucklegung mitfinanziert.

Hintergrundinformation Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas

Das Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas am Fachbereich Germanistik und Kunstwissenschaften der Philipps-Universität Marburg ist das älteste sprachwissenschaftliche Forschungszentrum der Welt. Zu den Projekten gehört regionalsprache.de (REDE), das nach einem Beschluss der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung als eine zentrale Forschungsplattform für die Regionalsprachen des Deutschen über eine Laufzeit von 19 Jahren mit rund 14 Millionen Euro gefördert wird.
Auf Empfehlung des Wissenschaftsrats, der die Bundesregierung und die Regierungen der Länder zur Entwicklung der Hochschulen berät, soll das Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas bis 2014 im Rahmen des neuen Campus Firmanei einen Neubau erhalten. Die förderfähigen Gesamtkosten des Forschungsbaus mit einer Hauptnutzfläche von 2.000 Quadratmetern belaufen sich auf rund 7,3 Millionen Euro. Die Finanzierung erfolgt zur Hälfte aus Mitteln des Bundes. Die andere Hälfte wird aus dem Hochschulbauprogramm HEUREKA des Landes Hessen bereit gestellt.

Bibliographische Angaben
Wortatlas zur Alltagssprache der ländlichen Räume Hessens.

Herausgegeben und bearbeitet von Heinrich J. Dingeldein unter Mitarbeit von Christoph Hallerstede, Michael Kusch und Marisé Vidal.

Tübingen: Francke Verlag 2010

Hessische Sprachatlanten. Band 4.

ISBN 978-3-7720-1813-8

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