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DGB-Aktionen Gute Arbeit für alle Menschen – sicher und fair

Marburg 28.2.2010 (pm/red) Mehrere Einzelgewerkschaften führen derzeit Tarifverhandlungen, wie die Gewerkschaft der Lokführer (GdL) oder die Vereinigte Dienstleistungen (ver.di), wobei es inzwischen schon zu Warnstreiks kommt. Für den Bereich des öffentlichen Dienstes sind heute in Gießen Arbeitsniederlegungen und Demonstrationen angekündigt. Zugleich hat dazu der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Aktionen und Aufklärungsveranstaltungen zum Thema Leiharbeit und Mindestlöhne angekündigt. Darüber haben in einem Pressegespräch Ulf Immelt, Organisationssekretär des DGB Mittelhessen, und Pit Metz, Sprecher des DGB-Kreises Marburg, informiert.

Aufschwung schafft kaum sichere Arbeitsplätze und Leiharbeit nimmt zu

Die wirtschaftliche Erholung nach der Finanzkrise schafft kaum sichere Arbeitsplätze – Leiharbeit, befristete Beschäftigung und unsichere Arbeit nehmen zu. Die Arbeitgeber missbrauchen die Leiharbeit. Lohndumping ist die Folge. Zu diesem Ergebnis kommt der DGB, wie Immelt an Hand aktueller Zahlen für den Bereich Marburg dokumentierte. Leiharbeit sei längst keine Ausnahme mehr, die nur zum Auffangen von Auftragsspitzen eingesetzt wird. Die Zahl der Leiharbeitnehmer habe sich in den letzten Jahren verdreifacht. Fast 1 Millionen Menschen sind inzwischen bundesweit in der Leiharbeit beschäftigt, berichtete der Gewerkschaftssekretär. Im Arbeitsagenturbezirk Wetzlar, zu dem auch der Altkreis Biedenkopf gehört waren im März 2009 1046 Menschen als Leiharbeiter beschäftigt. Im Juni 2010 ist die Zahl auf 2113 angestiegen. Im Agenturbezirk Marburg hat sich die Zahl im gleichen Zeitraum von 617 auf 1485 mehr als verdoppelt, so Immelt.

„Für diesen Missbrauch der Leiharbeit durch die Arbeitgeber zahlen die Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter einen hohen Preis. Sie leben in ständiger Unsicherheit, weil hire and fire gang und gäbe ist. Und für diese Unsicherheit und ständige Flexibilität verdienen sie in der Regel 30 bis 40 Prozent weniger als fest angestellte Kolleginnen und Kollegen, die die gleiche Arbeit bewältigen“ erläuterte der Sprecher des DGB Kreises Pit Metz. „Die Zahl der sogenannten Aufstocker, also Arbeitnehmer, die auf staatliche Unterstützungsleistungen angewiesen sind, nimmt zu. Inzwischen ist jeder achte Beschäftigte in der Leiharbeit auf ergänzendes Arbeitslosengeld II angewiesen“ führte dazu Immelt aus.

Viele junge Arbeitnehmer von Leiharbeit betroffen und bedroht

„Leiharbeit verdrängt reguläre und abgesicherte Beschäftigung. Inzwischen werden Leiharbeiter auch als Streikbrecher eingesetzt“ berichtete Metz. „Befristete Beschäftigung wächst in einem unerträglichen Maße an. Fast 10 Prozent der Beschäftigten arbeiten inzwischen nur noch befristet. Jede zweite Neueinstellung erfolgt mit einem befristeten Arbeitsvertrag“ sagt Metz. Vor allem junge Menschen bezahlen hierfür den Preis. Sie finden nach der Ausbildung oder nach dem Studium nur unsichere Arbeit, unbezahlte oder unterbezahlte Praktika. Viele – vor allem Frauen – werden in schlecht bezahlte und befristete Arbeit oder unfreiwillige Teilzeit gedrängt“ ergänzt Immelt.

Nach Auffassung und Beobachtungen des DGB werden Scheinselbstständigkeit durch Werkverträge und Dienstleistungen verstärkt genutzt, um neue Formen unsicherer Beschäftigung zu schaffen. Die Gewerkschafter setzen dem Gute Arbeit für alle Menschen– sicher und fair entgegen. Für den DGB bedeutet dies

  • Gleichen Lohn für gleiche Arbeit in der Leiharbeit ab dem ersten Tag der Beschäftigung
  • Einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro , auf jeden Fall den Mindestlohn in der Leiharbeit nach Entsendegesetz
  • Ein Verbot zum Einsatz von Leiharbeitern in Betrieben ,die bestreikt werde
  • Kein Dauereinsatz von Leiharbeitern in Betrieben und Verwaltungen
  • Mehr Mitbestimmungsrechte der Personal- und Betriebsräte beim Einsatz von Leiharbeit
  • Schluss mit der sachgrundlosen Befristung von Arbeitsverhältnisse
  • Wirksame Bekämpfung der Scheinselbstständigkeit

Vor diesem Hintergrund informiert der DGB in Mittelhessen und bundesweit über diese bedrohliche Entwicklung in Aktionen, besonders in Betrieben, bei denen Stammbelegschaften oder Neueingestellte von schlecht bezahlter Leiharbeit bedroht sind.

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