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Pressekapriolen zum Akteneinsichtausschuss

Marburg 5.3.2011 (yb) Nach gleich drei Oberhessischen Zeitungsenten in der Vorwoche, die in das Marburger. redaktionell berichterstattet wurden, ist es in der zurückliegenden Woche munter weitergegangen mit Auffälligkeiten. Diesmal ist in der OP erneut der Versuch unternommen worden eine Sau durchs Dorf zu treiben, während im Hinterland der Elefant im Porzellanladen bemüht wurde, zumindest für eine offensichtlich provozieren wollende Überschrift. Gegenstand ist jeweils Berichterstattung über den Akteneinsichsausschuss und das zu Grunde liegende Veruntreuungsgeschehen. Beides soll den Lesern dieses Online-Magazins nicht vorenthalten bleiben.

Ein wenig Gas geben in der Überschrift

Bildschirmfoto von www.mittelhessen.de, wo sich der betreffende Artikel findet.

Auf mittelhessen.de – Internetportal für in Wetzlar produzierte Zeitungen – darunter der Hinterländer Anzeiger, findet sich ein Bericht der letzten Ausschusssitzung mit der nebenstehenden bemerkenswerten Überschrift. Vor allem die Überschrift soll hier Gegenstand der Betrachtung sein. In dem Bericht selbst wird die Reaktion der Ausschussvorsitzenden auf Berichterstattung in der Oberhessischen Presse vom 2. März geschildert. Von vertraulichen Informationen ist die Rede, die seien „sind in die Öffentlichkeit geraten“, steht da zu lesen, nicht jedoch wo und wie. Da will eine Krähe der anderen kein Auge aushacken. Also wird nicht Roß und Reiter, sprich die Oberhessische Presse, benannt. Schreiberin flüchtet sich lieber in die nebulöse Formulierung „sind in die Öffentlichkeit geraten“. Obwohl, wie weiter unten zu lesen, dies mehr als eine Ordnungswidrigkeit bedeute, sogar strafbares Verhalten vorliege.

Verschweigen und berichten in obskurer Mischung

Was sagt dabei die Überschrift dem Leser? Sie führt in die Irre, lässt weg und verkürzt unzulässig. Nur die Überschrift genommen, kann, ja muss Leser denken, das Problem liege beim Ausschuss resp. einem (oder mehrerer) seiner Mitglieder. Solche Information ist keine, muss eigentlich Desinformation genannt werden. Es ändert überhaupt nichts, die zwei Worte undichte Stelle in Anführungszeichen zu setzen. Dies soll wohl Authentizität suggerieren, den Anschein eines Zitates erwecken. Alleine in dem nachfolgenden Text findet sich kein solches Zitat, noch wer die Worte gebraucht haben kann. Es reicht der Effekt, erst mal poltern, Hauptsache Leser steigen ein und lesen, „fressen“ das Geschriebene.

Mittelhessisch-Marburger Berichterstattungs-Kapriole oder wie kann solches Gebaren beschrieben werden? Eine Zeitung veröffentlicht unter Vertrauensbruch beschaffte Informationen, wird dafür im Ausschuss deutlich kritisiert. Ein anderes Medium berichtet nicht, wer und wo veröffentlicht hat (das macht man nicht unter Kollegen) klotzt umso deftiger in der Überschrift ran. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus – stattdessen bekommt der Ausschuss eine undichte Stelle.

In der Oberhessischen geht es gleich um das ganze Stadtparlament

Etwas anders angelegt ist der Versuch am Freitag, 4. März, in Oberhessischen Presse eine Sau durch Dorf zu jagen. Dort erweckt die Überschrift einen ganz anderen Eindruck. Diesmal geht es angeblich gleich um das ganze Stadtparlament.

Überschrift in der Oberhessischen Presse am 4. März 2011

Allem voran gegangen sind Aussagen von Henning Köster (Marburger LINKE). Köster, zugleich OB-Kandidat seiner Partei, hatte den letzten Vorsitzenden des Haupt- und Finanzausschusses Nachlässigkeit in der Vergangenheit vorgehalten. Er benennt Roger Pfalz (CDU) und dessen Vorgänger Reinhold Becker (früher SPD, jetzt Marburger Bürgerliste). Beide hätten genauer hinsehen können und Prüfungen veranlassen können, so Kösters Kritik.

Statt Stellungnahme eine Kolportage im Pressebericht

Auf diese veöffentlichte Position und Meinung von Köster hätten die beiden Kritisierten antworten können. Haben sie nicht getan. Das übernimmt die OP. Im Bericht vom 4.3.2011 heißt es Becker und Pfalz „sagen, SPD und Linke suggerieren, das Parlament trage eine Mitverantwortung. Dagegen wollen sich Pfalz und Becker wehren.“ Auf einmal und in wundersamer Weise ist aus der Kritk Henning Kösters die von SPD und Linke geworden. Weiter hinten in dem OP-Bericht ist zu lesen: „Pfalz und Becker empören sich darüber, dass Oberbürgermeister Egon Vaupel (SPD) in Diskuusionen um die Veruntreuung in der Stadtverwaltung mehrmals darauf hinwies, dass das Stadtparlament mit dem Jahresschlussbericht die Budgetüberschreitung in der Beihilfe zur Kenntnis genommen hat.“

Es wird munter vermengt. Köster artikuliert öffentlich Kritik. OP schreibt von LINKE und SPD. Dazu muss (einmal mehr) der Oberbürgermeister herhalten. Der ist bekantlich SPD-Mitglied, denkt Pfalz und schreibt OP.

Nachfrage bei Becker und Pfalz ergibt ganz anderes Bild

Foto vom OP-Bericht 4.3.2011

Auf telefonische Nachfrage der Redaktion sagte Roger Pfalz allen Ernstes der Oberbürgermeister habe in der Sitzung des Akteneinsichtsausschuss Aussagen getroffen. Darauf verwiesen, dass der Oberbürgermeister qua Amt Äußerungen mache, doch damit keinesfalls Positionen für die Partei SPD verlautbare, sagte Pfalz, dass es noch andere Äußerungen seitens SPD-Mitgliedern im Ausschuss gebe. Welche und von wem sei ihm nicht erinnerlich, dazu müsse er die Tonbandprotokolle abhören. Zu dem Hinweis, dass Einzeläußerungen in den Ausschussitzungen nicht veröffentlicht wurden und in keinem Zusammenhang zu Kösters Kritik stehen, sagte Pfalz nichts.

Reinhold Becker sagte auf Nachfrage der Redaktion, dass er nicht Ausschussmitglied sei und daher keine Kenntniss von den Sitzungen habe. Deshalb könne er und wolle er zum Ausschuss keine Aussagen treffen. Er bestätigte, dass er nur Kenntnis hat von der Kritik Kösters an seiner Aufgabenwahrnehmung in der Vergangenheit als Vorsitzender des Haupt- und Finanzausschusses. Keine Spur von Empörung bei Becker, stattdesssen deutliche Zurückhaltung. Auch Pfalz zeigt sich eher verlegen, jedenfalls nicht empört bei der telefonische Nachfrage zu dem OP-Bericht.

Muntere Meinungsmache und das noch dilettantisch

Die Recherchen der Redaktion mit persönlichen Gesprächen ergeben ein eindeutiges und anderes Bild. Womöglich war und ist Schreiberin in der Oberhessischen Presse die Ausschussarbeit zu sachlich und zu wenig. Dank Pressefreiheit lässt sich dann doch wenigstens etwas zusammenschreiben und notfalls zusammendichten. Das Stadtparlament wurde attackiert. Das geht nicht. Dagegen muss etwas geschrieben werden, sei es noch so schwach und gebrechlich zusammengeschustert. Wird schon was hängenbleiben. Vor allem lenkt es ab von der wiederholten Veröffentlichung vertraulicher, womöglich sogar strafrechtsrelevanter Informationen zwei Tage zuvor.

So funktioniert das mit der freien Presse, meint die OP, und will Lesern Abwegiges Glauben machen – ebenso wortreich wie durchsichtig. Den beiden Kronzeugen im Bericht ist das veröffentlichte Ergebnis offenbar selbst peinlich. Dumm gelaufen.

Zum Bericht der Ausschusssitzung am 2. März in das Marburger.

 

 

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