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Boys Day und Girls Day am 14. April

Marburg 14.3. 2011 (yb) Alle Ratssessel besetzt im Sitzungszimmer, aber vom Magistrat ist alleine Bürgermeister Franz Kahle anwesend. Es findet auch keine Magistratssitzung statt. Vielmehr geht es um kommende Veranstaltungen mit deutlich jüngeren Marburgern. So jung, dass sie noch nicht wählen dürfen, von passivem Wahlrecht kann schon gar keine Rede sein. Also geht es um sehr junge Marburger und Marburgerinnen, konkret um Boys und Girls. Weil die Girls diesbezüglich mittlerweile seit zehn Jahren dabei sind, die Boys aber erst seit vier Jahren, werden die Jungs ausnahmsweise vor den Mädchen genannt. In einem Monat ist es wieder soweit. Am 14. April finden in Marburg und in sehr vielen anderen Orten in Deutschland der Boys Day und der Girls Day statt. Im Magistratssitzungszimmer werden die Angebote dazu und deren Hintergrund vorgestellt. Dazu sind das Jugendamt, die Jugendförderung, das Jugendbildungswerk und einige Girls-Day-erfahrene Jugendliche erschienen um zu berichten.

Boys Day seit vier Jahren in Marburg und jetzt bundesweit

Große Runde im Rathaus zur Präsentation von Boys Day und girls Day 2011. (Foto Hartwig Bambey)

Matthias Gnau vom Jugendbildungswerk berichtet, dass in Marburg bereits der vierte Boys Day ansteht. Das Beispiel hat Schule gemacht und in 2011 wird es den ersten bundesweiten Berufsschnuppertag für Jungs geben. Dieses Angebot wendet sich an Schüler der Klassen 5 bis 10. Es soll allgemein Gelegenheit schaffen für ein Reinschnuppern und Kennenlernen in das Berufsleben. Konkret geht es um noch mehr. Boys sollen insbesondere solche Berufe kennenlernen können, in denen bislang wenige oder gar keine, jedenfalls zu wenige männliche Ausübende anzutreffen sind. Beispiel Erzieher im Kindergarten oder Pfleger im Krankenhaus. Das Berufswahlspektrum für männliche Jugendliche soll also erweitert werden. Das geht am besten wenn Jungs einmal Berufsfelder kennenlernen und eine „Öffnung der eindimensionalen Berufsvorstellungen stattfindet“, wie es der Jugendbildungswerker Gnau ausdrückt. Es geht dabei, berichtet Gnau weiter, auch um eine „Auseinandersetzung mit den eigenen Männlichkeitsbildern.“

Wie wäre es mit einer Grundschule oder mal im Kindergarten?

Plakat Boys Day und Mitarbeiter von Jugendamt bei der Programmvorstellung.

Erfahrungen sind bereits gesammelt worden und in den letzten Jahren haben etliche Jungs mitgemacht. Für dieses Jahr stehen insgesamt 90 Plätze an dem Berufsschnuppertag zur Verfügung. Wer will, kann zum Beispiel sich damit vertraut machen, was es bedeutet Grundschullehrer zu sein und zu werden. Das ist ein Beruf, den überwiegend Frauen ausüben, wofür mehr Männer gesucht werden. Für ältere Jugendlichen, Klasse 9 und 10, gibt es einige Plätze, um diesen Tag in einer Schule zusammen mit einem Grundschullehrer zu verbringen.

Über die Käthe-Kollwitz-Schule besteht Gelegenheit zu erfahren was es bedeutet eine Erzieherausbildung zu machen und danach im Kindergarten oder auch Kinderhort zu arbeiten. Auch dafür sind männliche Bewerber gesucht. Die sind selten und haben dadurch gute Aussichten später eine attraktive Stelle zu finden.

Ein Tag im Berufsleben, gemeinsame Gespräche und ins Cineplex

Am 14. April geht es um 8.00 Uhr los mit der Begrüßung der Teilnehmer durch Bürgermeister Kahle. Danach geht es für vier Stunden in die verschiedenen Einrichtungen, darunter auch die Uniklinik, für solche die vielleicht Krankenpfleger werden wollen. Die Zeit dort verbringen die Boys zusammen mit einem Auszubildenden im zweiten Ausbildungsjahr. Dabei sehen und erleben sie, was anliegt und können viele Fragen stellen.

Ab Mittag wird von allen die Zeit wieder gemeinsam verbracht. Es gibt Gespräche, natürlich etwas zu Essen, Austausch – der Abschluß, wie schon der Start, findet im Haus der Jugend statt. Mehr ist beim Jugendamt, auf einem Flyer oder über das Internet zu erfahren.

Genau anders natürlich beim Girls Day

Mädchen der Klassen 5 bis 10 haben am Girls Day Gelegenheit, einen Tag lang in Berufe zu schnuppern, die bisher eher von Männern bestimmt sind. In diesem Jahr geht der Aktionstag bundesweit in die 11. Runde. Mit über 9.618 Veranstaltungen und mehr als 122.588 Plätzen in ganz Deutschland stellt der Girls Day mittlerweile ein etabliertes Angebot für Mädchen dar.

Warum einen Girls Day?

Mädchen und junge Frauen wählen häufig ihre Ausbildung aus einem sehr eingeschränkten Berufswahlspektrum und nehmen dadurch nicht alle Chancen wahr, die ihnen das Berufsleben bietet. Die junge Frauengeneration in Deutschland verfügt über eine besonders gute Schulbildung. Dennoch entscheiden sich Mädchen im Rahmen ihrer Ausbildungs- und Studienwahl noch immer überproportional häufig für typisch weibliche Berufsfelder oder Studienfächer. Damit schöpfen sie ihre Berufsmöglichkeiten nicht voll aus. Vielen Betrieben aber fehlt gerade in technischen und techniknahen Bereichen zunehmend qualifizierter Nachwuchs.

Was gibt es am Girls Day zu erleben?

Mitarbeiterinnen vom Jugendamt mit Plakat bei der Vorstellung des Girls Day 2011.

Der Girls Day als Mädchen-Zukunftstag bietet Schülerinnen Einblick in Berufsfelder, die Mädchen als Berufsorientierung eher selten in Betracht ziehen. In erster Linie bieten technische Unternehmen und Abteilungen sowie Hochschulen, Forschungszentren und ähnliche Einrichtungen am Girls Day Veranstaltungen für Mädchen an.

Anhand von praktischen Beispielen erleben die Teilnehmerinnen in Laboren, Büros, Werkstätten und Redaktionsräumen, wie interessant und spannend diese Arbeit sein kann. Mädchen erstellen Werkstücke, führen Experimente durch oder programmieren Internetseiten. Durch persönliche Gespräche mit Beschäftigten können die Mädchen ihren Erfahrungs- und Orientierungshorizont erweitern.

Girls Day in der Stadtverwaltung Marburg

Die Universitätsstadt Marburg möchte mit ihrem Angebot deutlich machen, dass es für die Kinder- und Jugendhilfe eine Aufgabe darstellt, in ihren Handlungsfeldern die informellen Bildungsprozesse anzuregen. Der Girls’ Day

  • wird in diesem Jahr zum 9. Mal intern durchgeführt für Töchter /Enkelinnen /Nichten von städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und andere verwandte und bekannte Mädchen von Beschäftigten der Stadtverwaltung Marburg, Stadtwerke und Dienstleistungsbetrieb (DBM).
  • Das Organisationsteam besteht aus Mitarbeiterinnen des Gleichberechtigungsreferates und der Jugendförderung der Stadt Marburg.
  • Dieses Jahr bieten 23 Fachdienste insgesamt 76 Plätze an.
  • Ziel des Girls Day in der Stadtverwaltung: Qualitativ gute Angebote für diesen Tag zu schaffen und Kontakte für spätere Praktikums- oder Ausbildungsplätze zu knüpfen.
  • In den letzten Jahren konnten Mädchen viele praktische Tätigkeiten ausführen. Die Fachdienste planten jeweils ein abwechslungsreiches Tagesprogramm.

Ab Montag, 7. März 2011, sind die noch nicht besetzten Girls Day Plätze für alle interessierten Mädchen aus Marburg im Internet zugänglich (www.girls-day.de; Aktionslandkarte anklicken und „Marburg“ suchen). Die Mädchen starten den Girls Day im Rathaus. Der Abschluss für die Mädchen findet im Cineplex mit einer gemeinsamen Veranstaltung statt.

Präsentation Boys Day und Girls Day für 2011 im Magistratszimmer. (Fotos Hartwig Bambey)

Johanna Münz erzählt, dass ihr der Girls Day viel gebracht hat. Vorher hat sie sich vor allem für Mathe und EDV interessiert. Das erscheint ihr inzwischen zu einseitg. Jetzt will sie beruflich mehr in Richtung Verwaltung und Soziales gehen. Vielleicht will sie mal in der Jugendförderung arbeiten.
Jule Fründ hat früher gedacht, sie würde mal Tierärztin werden. „Beim Girls Day habe ich gemerkt, dass es auch noch andere spannende Sachen gibt“ erzählt sie. Sie will vielleicht mal in der städtischen Verwaltung arbeiten, „jedenfalls in einem Beruf, wo ich mit Menschen zu tun habe“ sagt die Schülerin und ist froh beim Girls Day einmal dabei gewesen zu sein.

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