Gebäude Kilian für die Marburger Stadtgesellschaft erhalten
Marburg 20.3.2011 (yb) Das historische Gebäude Kilian am Schuhmarkt ist ein Herzstück der Marburger Oberstadt. Nach Insovenz und Auszug des Deutschen Grünen Kreuz steht der Kilian zum Verkauf. Es habe sich gezeigt, dass die Vermarktung des historischen Gebäudes schwierig sei, konstatieren Oberbürgermeister Vaupel und Bürgermeister Kahle in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Da der Kilian aber nicht irgendein Gebäude sei, sondern ein Juwel in der liebevoll sanierten Oberstadt, sei die Nutzung des Gebäudes von besonderer Bedeutung für die Stadtgesellschaft, erklären Vaupel und Kahle. „Wir schlagen deshalb vor, dass die Stadt Marburg den Kilian kauft.“
Egon Vaupel und Franz Kahle betonen zugleich, dass über eine Nutzung des Kilian noch nicht entschieden sei. „Da gibt es viele Möglichkeiten“, lautet ihre Feststellung. Welche Nutzung sich letztendlich ergebe, entscheidend sei, sie müsse gut sein für die Universitätsstadt Marburg und ihre Bürgerinnen und Bürger.
Kaufpreis durch Immoblienverkauf gegenfinanzieren
Die finanziellen Mittel dafür könnten aus dem Verkauf des Gebäudes Am Plan erwirtschaftet werden, heißt es in der Pressemitteilung der Stadt Marburg Das im Besitz der Stadt befindliche Haus Am Plan 3 wird zur Zeit vom Jugendamt der Stadt genutzt. Ende des Jahres werden die Mitarbeiter in das erneuerte Gebäude an der Friedrichstraße zurückkehren. Dann wird das Haus frei. Probleme für die Vermarktung des Hauses Am Plan 3 sehen Vaupel und Kahle nicht.
Die Initiative von Oberbürgermeister und Bürgermeister zum jetzigen Zeitpunkt kann eigentlich nur vordergründig überraschen. Vorschlag und Initiative zum (Rück-)Kauf des geschichtsträchtigen Bauwerks gibt es schon länger. Die Fraktion Marburger Linke hat dies bereits vor Monaten in die Diskussion gebracht. Jetzt machen sich Oberbürgermeister und Bürgermeister diese Gedanken zu eigen. Gut so. Dies wird durch den Zeitpunkt kurz vor der Kommunalwahl nicht weniger sinnfällig. Wer will, kann der gemeinsamen Initiative diesbezüglich gewisse oder weitergehende Bedeutung zumessen. Ausdruck von Differenzen zwischen Egon Vaupel (SPD) und Franz Kahle (GRÜNE) ist dies nun genau nicht. Zugleich begeben sich beide in eine derzeit offene Diskussion um mögliche Nutzung. Auch dazu liegt ein Vorschlag von der Marburger LINKE vor. Henning Köster hat für den Kilian die Nutzung als Stadtmuseum ins Gespräch gebracht. Das Stichwort Stadtmuseum wiederum hat der Oberbürgermeister in seiner Ansprache beim Neujahrsempfang positiv aufgegriffen.
Es wird Zeit für einen Kulturentwicklungsplan
Damit hat der Jahresbeginn 2011, von dem die Kommunalwahl nicht abgetrennt werden kann, Schwung in eine kulturpolitische Diskussion für Marburg gebracht. Sanierung und Umbau Stadthalle, Kauf und Erschließung des Waggonhallenareals für Kulturnutzungen, ein Neubau für die Stadtbücherei, Neubau Chemikum mit nachhaltiger Finanzunterstützung der Stadt – und jetzt der Kilian. Wohin geht die Reise?
Die Lage ist unübersichtlich, geprägt von vielen freien, universitären und städtischen Kulturinstituten. Ungeklärt ist derzeit die Zukunft des Botanischen Gartens auf den Lahnbergen. Dort steht die Zukunft eines naturbezogenenen Kulturinstituts in Frage, jedenfalls als überkommene universitäte Einrichtung. Ein Botanikum würde in Marburg einen guten Platz haben, gerade wo auf den Lahnbergen Hunderte von Millionen Euro investiert werden.
Zweifellos ist in Marburg Raum und Interesse für mehr. Doch wer macht was, wo und wie? Antworten darauf könnte und sollte ein Kulturentwicklungsplan für Marburg geben. Ein solches Instrument hat sich andernorts längst bewährt. Darin können inhaltliche und perspektivische Zielsetzungen formuliert werden, zugleich Zahlen und ein seriöse Finanzplanung, mithin eine geplante Zukunft. Was braucht es für Marburg im 21. Jahrhundert? Inzwischen gibt es zu viele Vorhaben in Marburg, um nur projektbezogen weiter machen zu können. Das drohte dann ein Wurschteln zu werden.
Hintergrundinformation
Die dem Martyer St. Kilian geweihte Kirche wurde zum Ende des 12. Jahrhunderts erbaut. Nach Einführung der Reformation in Hessen ließ Landgraf Philipp den Kilian schließen und umwidmen. Der Kilian war unter anderem Schule, Waisenhaus, Polizei- und Gestapo-Quartier. Ausführliche Informationen in Wikepdia.