Genosse Trend auf dem GRÜNEN Zweig – Eine erste Wahlbetrachtung
Marburg 28.3.2011 (yb) Es ist eine Überraschung. Es ist keine Überraschung. Es gab verschiedene Erwartungen und so gibt es verschiedene Deutungen. Wer von der Wiederwahl Egon Vaupels zum Marburger Oberbürgermeister im ersten Wahlgang überrascht ist, könnte sich fragen warum. War Vaupel ein schlechter Oberbürgermeister? Gibt der Sozialdemokrat eine schlechte Figur ab in der Stadt und für die Stadt? Gab es unter den oppositionellen Gegenkandidaten auch nur ansatzweise eine Alternative? In den 59,3 Prozent für Egon Vaupel ist es nicht der Genosse Trend gewesen, der bestimmend war. Es sind Leistung und Persönlichkeit, die dieses souveräne Wahlergebnis besorgt haben. Wermutstropfen ist dabei alleine die niedrige Wahlbeteiligung von gerade mal über 50 Prozent. Darüber weiter nachzudenken lohnt.
OB-Wahl und die Parteien
Die zahlreichen Kandidaten der Oberbürgermeisterwahl in Marburg haben ein bezeichnendes Licht auf die politische Situation und politische Kultur der Stadt geworfen. Das ist gut so. Andererseits ist darüber womöglich die politisch-inhaltliche Auseinandersetzung der Parteien und Wählerinitiativen etwas in den Hintergrund gedrängt worden – könnte man denken. Dagegen spricht das überdeutliche Ergebnis für Rot-Grün als Rathauskoalition. Beide Parteien haben zugelegt und können sich in ihrer Politik für Marburg bestätigt sehen.
Bei der CDU sollte ein Nachdenken einsetzen
Ein klare Packung hat die CDU bekommen. Rund acht Prozent Verlust sind ein deutliches Votum. So wird sich Philipp Stompfe gründlich mit den Gründen auseinander zu setzen haben und mit ihm seine christdemokratischen Parteifreunde. Wen der Verlust der CDU überrascht, könnte und sollte sich vielleicht fragen, ob er der in Marburg gedruckt veröffentlichten Meinung in der Tageszeitung zu sehr aufgesessen ist. Der über weite Strecken durchsichtige Versuch einer Kampagne gegen Egon Vaupel mit vermeintlichen Erkenntnissen und Konsequenzen aus dem Veruntreuungsfall ist gescheitert.
Davon unbenommen bleiben notwendige Konsequenzen, über die nun fern eines Wahlkampfgeschehens zu beraten sein werden und können. Diese Hypothek ist erst noch aus der Welt zu schaffen.
Dass die Frage eines durchgreifenden Ausbaus regenerativer Energien in Marburg verstärkten Stellenwert bekommen muss, ist durch die Katastrophe in Japan viel naheliegender und vordringlich geworden. Die Marburger Ausgangslage und die der Region mit diesbezüglich leistungsfähigen Stadtwerken Marburg ist günstig.
Verschiebungen bei der Opposition
Mit leichten Verlusten kann die Marburger Linke sich bei fünf verbleibenden Sitzen im Stadtparlament bestätigt sehen. Ihr Stellenwert bei den Oppositionsfraktionen wird keinesfalls schwächer. Geschwächt sind auf jeden Fall die drei anderen, bürgerlichen Minifraktionen mit FDP, Marburger Bürgerliste (MBL) und, wieder vertreten, der Bürger für Marburg (BfM). Bürgerliche Diaspora hat zugenommen. Geschafft hat es die Piratenpartei einen Sitz zu holen. Marburg bleibt also unbedingt bunt.
Vaupel und Kahle als Gespann
Zugleich ist die Rot-Grüne Politik deutlich gestärkt worden. Das kann und sollte positiver Faktor für gründliche Gespräche in den nächsten Wochen geben. Über das Gespann Vaupel / Kahle braucht man sich dabei am wenigsten Gedanken machen. Diese beiden Personen und Exponenten harmonieren und verkörpern zugleich unterschiedliche politische Temperamente, wie jeder von Ihnen seine Partei klar hinter sich weiß. Bleibt die Frage, ob und mit wem eine dritte hauptamliche Magistratsposition bestzt wird. Diese käme eindeutig der SPD zu. Angesichts der anstehenden Aufgaben erscheint Stärkung der Professionalität der politischen Spitze wünschenswert, ja sogar geboten.
Marburg bleibt Rot-Grün und wird verändert
Der Wahlleiter hat für Dienstagnachmittag die Endergebnisse angekündigt. Darauf warten viele Kandidatinnen gespannt. Die Listenplatzierung wird vom Wähler beeinflusst, es wird sich zeigen, wie weitgehend.
Über weite Strecken kann und wird es davon unbenommen in Marburg weiter gehen, sind Kontinuitäten zu erwarten. Deren Fortschreibung, Erweiterung oder auch Veränderungen sind die Arbeit der nächsten Wochen. Auf Marburg kommen durchgreifende Veränderungen zu. Nicht alleine wegen großer Baumassnahmen. Diese sind allenfalls ein Ausdruck dafür.
Aber erst einmal das Endergebnis am Mittwoch. Das Marburger. wird die Zahlen und die Namen der zukünftigen Mandatsträger veröffentlichen.