Kinderarmut in Deutschland stellt Kommunen vor große soziale und finanzielle Herausforderungen
Marburg 13.4.2011 (pm/red) Die Kinderarmut stellt Deutschlands Kommunen vor große soziale Herausforderungen und sorgt für erhebliche finanzielle Belastungen. Davon sind in hohem Maße die Städte und Landkreise in den ostdeutschen Bundesländern betroffen. Und auch vor westdeutschen Bundesländern macht die Kinderarmut nicht halt. Es gibt dabei innerhalb der Bundesländer große regionale Unterschiede. Eine aktuelle Analyse der Bertelsmann Stiftung belegt die Probleme und Verteilung der längst gewachsenen Armut von Kindern in unserem Land.
Die Armutsverteilung in Betrachtung nach Bundesländern
Kinderarmut bezeichnet den Anteil der unter 15-Jährigen, die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II beziehen. Ausgeprägt betroffen sind Berlin mit einer Quote von 35,7 Prozent sowie Bremen und Sachsen-Anhalt mit jeweils 30 Prozent. Es folgen Mecklenburg-Vorpommern (28,3 Prozent), Sachsen (24,1 Prozent), Brandenburg (23,2 Prozent), Hamburg (23 Prozent) und Thüringen (22,1 Prozent). Zum Teil deutlich niedriger liegt die Kinderarmutsquote in den westdeutschen Flächenländern Nordrhein-Westfalen (17,2 Prozent), Schleswig-Holstein (16,2 Prozent), dem Saarland (15,9 Prozent), Niedersachsen (15,6 Prozent), Hessen (14,6 Prozent) und Rheinland-Pfalz (12,1 Prozent). Lediglich in Baden-Württemberg (8,3 Prozent) und Bayern (7,4 Prozent) ist Kinderarmut eher wenig anzutreffen.
Das Armutszeugnis in Städten und Landkreisen
Bei Betrachtung der Kreise und kreisfreien Städte gibt es sehr große Unterschiede. Die Kinderarmutsquoten liegen dabei zwischen 2 und 38 Prozent. Besonders verbreitet ist die Kinderarmut in Schwerin (38,3 Prozent), Bremerhaven (37,3 Prozent) und Rostock (34,6 Prozent). In den Landkreisen Uecker-Randow (36 Prozent), Uckermark (35,9 Prozent) und Stendal (34,5 Prozent) wachsen sehr viele Kinder in prekären Verhältnissen auf. In den bayerischen Landkreisen Eichstädt (2,2 Prozent), Freising (2,8 Prozent) und München (3,5 Prozent) gibt es erfreulich niedrige Werte.
Kinderarmut korrespondiert mit schlechten Bildungschancen
„In den Kommunen gibt es einen großen Handlungsdruck“, sagte Vorstandsmitglied Dr. Brigitte Mohn von der Bertelsmann Stiftung bei der Veröffentlichung der Analyse. „Oft geht das Aufwachsen in schwierigen sozialen Umfeldern und das Leben in Armut mit sozialer Ausgrenzung der Kinder und schlechten Bildungschancen einher. Hinzu kommt die angespannte Finanzsituation der Kreise, Städte und Gemeinden, die kaum noch Spielräume für gezielte Hilfen haben.“
Die Ausgaben für soziale Leistungen sind nach Aussage der Berteilsmann-Studie in den Jahren zwischen 2005 und 2010 von 35,4 auf 42,2 Milliarden Euro angestiegen. Das bedeutet einen Anwachsen um 19 Prozent. Damit geben die Kommunen bereits 23,3 Prozent ihrer Budgets für Soziales aus. Die Ausgaben für Kinder- und Jugendhilfe stiegen zwischen 2006 und 2009 von 20,9 auf 26,9 Milliarden Euro. Davon entfielen allein 5,5 Milliarden Euro auf Hilfen zur Erziehung für Minderjährige, etwa in Tagesgruppen, Heimen oder betreuten Wohnformen. Diese stiegen gegenüber 2006 und damit innerhalb von nur drei Jahren um 1,2 Milliarden Euro oder 27 Prozent. Mit einem weiteren Anstieg der Sozialausgaben drohe vielen Kreisen, Städten und Gemeinden die Schuldenfalle schlussfolgern die Autoren der Studie.
Die Bertelsmann Stiftung veröffentlicht Daten für Städte und Gemeinden ab 5.000 Einwohner. In ihrem Online-Portal und stellt sie weitere Informationen und Materialien zur Verfügung.