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Tafelbilder von Philipp Goldbach als avancierte Kunstausstellung

Philipp Goldbach vor einem seiner Tafelbilder im Marburger Museum für Kunst und Kulturgeschichte in der Biegenstraße, wo die Ausstellung ab Freitag, 22. April, besucht werden kann. (Foto Hartwig Bambey)

Marburg 21.4.2011 (pm/red)  Der Titel der aktuellen Ausstellung im Ernst-von Hülsen-Haus Philipp Goldbach Tafelbilder will auf eine Doppelbedeutung anspielen. Ist die in der Lehre mit dem Tafelbild gleich zu setzende Tafelanschrift mit Kreide gemeint? Oder handelt es sich um Gemälde, die mit Bezug auf ihren materiellen Träger in der bildenden Kunst Tafelbilder genannt werden? Antworten dazu werden – neben visuellen Betrachtungen – gesprochene Worte zum Künstler und seinen präsentierten Werken die Besucher der Ausstellungseröffnung zu hören bekommen.

Plakat zur Ausstellung Tafelbilder am Säulenportal

Die ab 22. April geöffnete Ausstellung widmet sich einer fotografischen Serie historischer Kreidetafeln des Kölner Künstlers Philipp Goldbach (*1978). Ihre leeren oder nur Schriftbruchstücke aufweisenden Schreibflächen, die Abwesenheit von Personen und der meist nur knapp angeschnitten umgebende Raum, in dem sich die Tafel je befindet, verraten weder den Ort noch die Zeit der Aufnahme.

Fokussierung und Eingrenzung verbindet die Motive und eröffnet Einlassung für den Betrachter. Interieur transportiert Einmaligkeit, indem Kreidespuren als Hinterlassenschaften Nutzung und verwischte, vergangene, vermittelte Inhalte zeigen. Zugleich veranschaulichen die Konstruktionen der Halterungen mitunter weit zurückreichende Geschichte.

Welche Ideen und Gedanken auf den Kreidetafeln in wiederkehrenden Prozessen unzähligen Auswischens und Überschreibens im Laufe der Zeit kurzfristig sichtbar waren, gar regelmäßig wiederkehrten, bleibt für den Betrachter offen.

Man kann vielleicht ahnen und vom Ort der Ausstellung ableiten, dass auf den Tafeln Alphabete und Grundrechenarten nicht gepaukt wurden. So will und kann die minimalistisch angelegte Inszenierung auf Stätten von Wissenschaftsgeschichte verweisen. Es sind dies Orte universitären Lernens, in denen einst Hochschullehrer wie Wolfgang Abendroth, Robert Wilhelm Bunsen, Hermann Cohen, Martin Heidegger, Heinz Maus und Paul Nartorp gelehrt haben.

Auseinandersetzung mit Schrift und Bild zieht sich als roter Faden durch das gesamte – auch das nicht fotografische – künstlerische Schaffen von Philipp Goldbach. Nach seinem Magisterstudium der Kunstgeschichte, Soziologie und Philosophie in Köln studierte er an der Kunsthochschule für Medien in Köln. In dieser Zeit begann er an der Kölner Universität Kreidetafeln zu fotografieren. Inzwischen hat Goldbach an 20 Universitäten alte und überraschend einmalig gestaltete Exemplare aufgespürt und in seine Tafelbilder-Serie aufgenommen. Auch an der Philipps-Universität Marburg entstanden mehrere Aufnahmen. Im Landgrafenhaus, in der ehemaligen Polyklinik für Frauen und im Hörsaal des 1927 im Ernst-von-Hülsen-Haus errichteten Kunsthistorischen Instituts.

Museumsdirektorin Agnes Tieze und Philipp Goldbach vor einem Tafelbild in der beginnenden Ausstellung. (Foto Hartwig Bambey)

Ausstellung Philipp Goldbach Tafelbilder
Ort Museum für Kunst und Kulturgeschichte im Ernst-von Hülsen-Haus
Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag 11 – 13 und 14 – 17 Uhr

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